Öffentliche Vorträge im Besucherpavillon am Radioteleskop Effelsberg


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2025

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) hat in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung/Tourist-Information viele Jahre lang eine öffentliche Vortragsreihe in Bad Münstereifel angeboten.

Da eine Fortführung der Reihe im Ratssaal der Stadt Bad Münstereifel vorerst leider nicht mehr möglich ist, möchten wir vom MPIfR aus unsere Vortragsreihe an anderer Stelle fortsetzen, und zwar im Besucherpavillon in direkter Sichtweite zum Radioteleskop Effelsberg. Parken ist möglich auf dem Besucherparkplatz, Max-Planck-Straße 10, 53902 Bad Münstereifel-Effelsberg. Von dort führt ein knapp 10minütiger Fußweg entlang der Stationen des Effelsberger Planetenwanderwegs bis zum Besucherpavillon (Beginn auf dem Parkplatz mit der Station „Zwergplanet Pluto“ bis zur Station „Sonne“ am Pavillon):

https://www.mpifr-bonn.mpg.de/effelsberg/besucher

https://www.mpifr-bonn.mpg.de/effelsberg/besucher/planetenweg

Die Vorträge werden auch weiterhin zwischen April und Oktober stattfinden, und zwar mit acht Terminen jeweils an einem Samstag. Sie werden bereits etwas früher beginnen, und zwar samstags nachmittags um 17:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Eine vorherige Anmeldung für die Vorträge ist nicht erforderlich. Die Termine für 2025 sind wie folgt:

  
Samstag, 5. April 2025 Prof. Dr. Hans-Joachim Blome, FH Aachen: Georges Lemaître – geistiger Vater der Urknall-Hypothese und früher Befürworter einer beschleunigten Expansion des Universums  
Samstag, 3. Mai 2025 Dr. Gunther Witzel, MPIfR Bonn: Sagittarius A* - die Zentralquelle unserer Milchstraße  
Samstag, 31 Mai 2025 Dr. Nadya Ben Bekhti-Winkel, Fraunhofer INT Euskirchen: Astronomie aus dem Orbit  
Samstag, 14. Juni 2025 Priv.-Doz. Jürgen Kerp, AIfA Bonn: Astronomers for Planet Earth     
Samstag, 12. Juli 2025 Dr. Rainer Beck, MPIfR Bonn: Kosmische Magnetfelder - überall und unsichtbar   
Samstag, 2. August 2025 Dr. Norbert Junkes, MPIfR Bonn: Henrietta Swan Leavitt – Die Frau, die das Universum erweitert hat   
Samstag, 6. September 2025 Dr. Laura Spitler, MPIfR Bonn: Schnelle Radiostrahlungsausbrüche (FRBs)  
Samstag, 11. Oktober 2025 Kathrin Grunthal, M. Sc., MPIfR Bonn: Pulsare und Gravitationswellen   

 

Georges Lemaître – geistiger Vater der Urknall-Hypothese und früher Befürworter einer beschleunigten Expansion des Universums

 
Samstag, 5. April 2025, 17:00 Uhr

Prof. Dr. Hans-Joachim Blome, FH Aachen

Den Begriff „Urknall“ hat Georges Lemaître (1894–1966) nicht benutzt, um den Anfang des Universums vor endlicher Zeit zu charakterisieren.  Georges Lemaître war ein katholischer Priester und Astrophysiker, der ab 1925 als Professor an der Universität in Louvain arbeitete und ab 1936 Mitglied der päpstlichen Akademie der Wissenschaften in Rom war, später ab 1960 auch deren Präsident. Er zeigte bereits 1927 die unvermeidliche Instabilität des Einstein-Kosmos, die zu einem expandierenden Weltraum führt - beobachtbar in einer systematischen Verschiebung des Spektrums von Galaxien in Richtung längerer Wellenlängen  ("Rotverschiebung"), aufgrund der Lichtausbreitung in einem sich ausdehnenden Weltraum. Diese Gesetzmäßigkeit wurde von Edwin Hubble 1929 durch Beobachtung verifiziert. Erst 2018 empfahl die Internationale Astronomische Union den Zusammenhang zwischen Rotverschiebung und Entfernung als „Hubble-Lemaître-Gesetz“ zu bezeichnen. Die Bestätigung der zunehmenden Ausdehnung des Universums brachte Georges Lemaître zu der Einsicht, dass diese Expansion vor endlicher Zeit mit einer enormen Energiekonzentration ihren Anfang nahm, die er -„atome primitif“ (Uratom) nannte. Georges Lemaître erntete für diese Hypothese scharfe Kritik, die bekannteste von seinem Kollegen Sir Fred Hoyle, der abfällig vom "Big Bang"  (Urknall) sprach.
 
Das von Lemaître ab 1931 bevorzugte Weltmodell startet mit der Entfaltung des von ihm sogenannten atome primitif ("Uratom"). Die nachfolgende rasante Expansion verlangsamte sich und durchlief eine Phase der Stagnation um  sich anschliessend unter dem Einfluss der Energiedichte des leeren Raumes (heute Quantenvakuum genannt) beschleunigt auszudehnen. Das Nachglühen des heissen und dichten Anfangs ist heute in Gestalt der kosmologischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung beobachtbar und seit 1997 ist auch die von Lemaître vorhergesagte beschleunigte Expansion nachgewiesen worden. Die Entfaltung des Universums aus einer nahezu strukturlosen Energiekonzentration am Anfang  zum heutigen Kosmos ist der Expansion und der Schwerkraft geschuldet und dem Zusammenspiel der Elementarteilchen und ihrer Wechselwirkungen. Was jenem Anfangszustand vorausging ist bis heute noch nicht geklärt. Aber bereits Georges Lemaître verwies auf die Notwendigkeit der Quantentheorie zur Beschreibung dieser Ursprungsphase – heute Gegenstand der Quantenkosmologie. Der Zweck einer jeden kosmologischen Theorie ist es, einfache Anfangsbedingungen zu suchen, durch die infolge des Wechselspiels bekannter physikalischer Gesetze unsere Welt in all ihrer Komplexität entstanden sein könnte, so formulierte Georges Lemaître das Programm der modernen Kosmologie.
 
Georges Lemaître war nicht nur Astrophysiker, sondern auch ein gottgläubiger katholischer Priester. Das verheimlichte er nicht, aber Astrophysik betrieb er als wenn es Gott nicht gäbe.
 
Biographische Angaben:

Hans-Joachim Blome studierte an den Universitäten Clausthal, Bonn und Köln Physik und Astronomie (Diplomarbeit am Institut für Astrophysik in Bonn) und promovierte an der Universität zu Köln in theoretischer Physik. Von 1983 bis 1987 arbeitete er am Institut für Astrophysik der Universität Bonn. Ab dem Jahr 1988  wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Zunächst in der Projektleitung Spacelab-Projekt D-2 Mission, 1995  Forschungssemester  bei der  NASA und  am  Institute for Advanced Space Studies in Houston. Von 1996 bis 1998 Mitglied der strategischen Planungsgruppe für Extraterrestrische Forschung  im  DLR und 1997 im Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) in Bonn und 1998/99 einer der deutschen Delegierten im Science Program Committee der European Space Agency (ESA). Von 2000 bis 2016 Professor für die Fächer Physik und Himmelsmechanik an der Fachhochschule Aachen im Fachbereich Raumfahrttechnik. Er ist Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Astronomischen Gesellschaft und der Carl Friedrich von Weizsäcker Gesellschaft Wissen und Verantwortung.

 

Sagittarius A* - die Zentralquelle unserer Milchstraße

 
Samstag, 3. Mai 2025, 17:00 Uhr

Dr. Gunther Witzel, MPIfR Bonn

Sagittarius A* (Sgr A*) ist das supermassereiche Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie, sichtbar im Sternbild Sagittarius. In meinem Vortrag werde ich mich dem Phänomen der Schwarzen Löcher widmen und über unsere Studien dieses erdnächsten Exemplars seiner Art berichten. In jüngster Zeit wurden bahnbrechende neue Technologien zur Beobachtung des galaktischen Zentrums entwickelt, die es uns ermöglichen, die Auswirkungen des Schwarzen Lochs auf seine Umgebung im Detail zu verfolgen. Diese möchte ich einmal im Detail erläutern und zeigen, wie es sich anhört, wenn Materie auf die Akkretionsscheibe des Schwarzen Lochs stürzt.

Biographische Angaben:

Dr. Gunther Witzel hat im Jahr 2012 in Köln im Fach Physik promoviert. Gegenstand seiner Doktorarbeit war die Variabilität der Quelle Sagittarius A* im nahinfraroten Spektralbereich, beobachtet mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte. Er ist diesem Thema seitdem treu geblieben und hat von 2012 bis 2018 seine Studien an der University of California, Los Angeles, mit den Teleskopen des Keck-Observatoriums fortgesetzt. Seit Sommer 2018 ist er zurück in Deutschland, wo er sich am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) neben weiteren Analysen von Beobachtungen des Galaktischen Zentrums im Radio- und Röntgenbereich nun auch Schwarzen Löchern in anderen Galaxien widmet. Er ist Koordinator der International Max Planck School for Astronomy and Astrophysics (IMPRS) am MPIfR.

 

 

Astronomie aus dem Orbit

 
Samstag, 31. Mai 2025, 17:00 Uhr

Dr. Nadya Ben Bekhti-Winkel, Fraunhofer INT Euskirchen

Astronomie aus dem Orbit ermöglicht präzise Beobachtungen des Universums ohne die Verzerrungen und Einschränkungen der Erdatmosphäre. Weltraumteleskope wie Hubble und James Webb bieten spektakuläre Einblicke in Wellenlängenbereiche, die von der Erde aus nicht zugänglich sind, wie Infrarot- und UV-Licht. Diese Instrumente bieten die Möglichkeit, tief in die Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten einzutauchen, sowie die Suche nach Exoplaneten und die Untersuchung von Schwarzen Löchern zu unterstützen. Die zukünftige Entwicklung der Orbitalastronomie verspricht noch tiefere Einblicke in die frühen Phasen des Universums und wird weiterhin neue Entdeckungen in der Kosmologie und Astrophysik liefern. Im Rahmen des Vortrags wird die bestehende weltraumbasierte Infrastruktur für die Astronomie vorgestellt und ein Ausblick auf vielversprechende zukünftige Entwicklungen gegeben.
 
Biographische Angaben:
 
Dr. Nadya Ben Bekhti-Winkel studierte Physik und promovierte in Astrophysik an der Universität Bonn. Etwa zehn Jahre forschte sie im Bereich der Galaxienbildung und Galaxienentwicklung an der Universität Bonn sowie am Max-Planck-Institut für Radioastronomie und war zudem in der akademischen Lehre tätig. 2016 wechselte sie zum Fraunhofer FHR, wo sie die Leitung für verschiedene Projekte übernahm, stellvertretende Abteilungsleiterin wurde und als Sprecherin der Allianz Space das Geschäftsfeld Sensor und Sensorsysteme vertrat. Seit April 2021 ist sie am Fraunhofer INT in Euskirchen tätig – als stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle SPACE von Fraunhofer AVIATION & SPACE, als Leiterin Business Development sowie als aktive Vertreterin für die Fraunhofer Gesellschaft in verschiedenen nationalen und internationalen Raumfahrtgremien.

 

 

 

Astronomers for Planet Earth

 
Samstag, 14. Juni 2025, 17:00 Uhr

Priv.-Doz. Dr. Jürgen Kerp, AIfA Bonn

 
 
Biographische Angaben:

 

 

Kosmische Magnetfelder - überall und unsichtbar

 
Samstag, 12. Juli 2025, 17:00 Uhr

 Dr. Rainer Beck, MPIfR Bonn

Magnetfelder sind allgegenwärtig. Das starke Magnetfeld der Erde schützt uns vor der schädlichen Partikel-Strahlung der Sonne und ermöglichte damit die Entstehung höheren Lebens. Es beschert uns auch wunderschöne Polarlichter am Himmel. Die Geburt der Sterne ist auf die Unterstützung von Magnetfeldern angewiesen. Auch das übrige Weltall wäre ohne Magnetfelder ziemlich langweilig, nur dank ihnen gibt es spannende Phänomene wie Sonnenflecken, Sonnenkorona, Pulsare oder Quasare.

Bereits in der Frühzeit des Universums gab es Magnetfelder. Wann die ersten Magnetfelder im Universum entstanden sind, wissen wir (noch) nicht. Die fossilen Felder wurden durch einen Dynamo schnell verstärkt, so dass sie die Bildung von Milchstraßensystemen (Galaxien) vor rund 13 Milliarden Jahren unterstützen konnten. In den Galaxien wurden Magnetfelder durch einen Dynamo verstärkt und großräumig geordnet. Magnetfelder extrem langlebig, denn anders als elektrische Ladungen scheint es magnetische Ladungen („Monopole“), die die Magnetfelder zerstören könnten, in unserem Universum nicht zu geben. Kosmische Magnetfelder lassen sich mit Hilfe von Infrarot- oder Radiowellen messen.

Warme Staubteilchen im interstellaren Medium sind senkrecht zu Magnetfeldlinien ausgerichtet und erzeugen polarisierte Strahlung im Infraroten. Schnelle elektrisch geladene Teilchen in einem Magnetfeld senden Radiowellen („Synchrotronstrahlung“) aus. Mit dem 100-m-Radioteleskop Effelsberg konnte der Referent vor rund 50 Jahren erstmals Magnetkarten von Galaxien erstellen. Es gelang ihm der Nachweis, dass Magnetfelder in Spiralgalaxien viel stärker und damit einflussreicher sind als früher angenommen.

 
Biographische Angaben:

Dr. Rainer Beck hat von 1969 bis 1975 an der Ruhr-Universität Bochum Physik und Astronomie studiert. Er hat 1979 in Bonn in Astronomie promoviert und war von 1980 bis 2016 Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Sein Hauptarbeitsgebiet waren die Magnetfelder in Galaxien; seine Forschungsgebiete umfassten darüber hinaus auch Radiohalos von Galaxien und Kosmische Strahlung. Er hat eine Reihe von Tagungen zu diesem Thema organisiert, z.B. "The Origin and Evolution of Cosmic Magnetism" in Bologna (September 2005), und ist Mitherausgeber des Fachbuchs "Cosmic Magnetic Fields" aus dem Jahr 2005. Seit 2016 im Ruhestand, befasst er sich nach wie am MPIfR mit dem Thema Magnetfelder in Galaxien.

 

 Henrietta Swan Leavitt – Die Frau, die das Universum erweitert hat

 
Samstag, 2. August 2025, 17:00 Uhr

Dr. Norbert Junkes, MPIfR Bonn

Die amerikanische Astronomin Henrietta Swan Leavitt (1868-1921) hatte ein recht kurzes Leben und ist bereits im Alter von 52 Jahren an Krebs verstorben.

Sie war eine der Mitarbeiterinnen von Edward Charles Pickering bei der Analyse von Sternspektren am Harvard-Observatorium. Dazu zählten auch Williamina Fleming, Annie Jump Cannon (bekannt für die nach Temperatur geordnete Harvard-Klassifikation von Sternspektren) und Cecilia Payne-Gaposchkin, die später als erste Frau eine volle Professorenstelle an der Harvard-Universität (Faculty of Arts and Science) bekleiden sollte.

Der von Henrietta Swan Leavitt gefundene Zusammenhang zwischen der Leuchtkraft und der Periode ihrer Helligkeitsschwankung bei einer gewissen Klasse von veränderlichen Sternen, die nach ihrem bekanntesten Vertreter, dem Stern Delta Cephei, auch als "Cepheiden" bezeichnet werden, hat zu einer merklichen Ausdehnung des bekannten Universums geführt, sogar über die Grenzen unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, hinaus.

Das Leben von Henrietta Swan Leavitt wurde in einem Theaterstück thematisiert ("Silent Sky" von Lauren Gunderson) und ein schwedisches Mitglied des Nobelpreiskomitees wollte sie im Jahr 1925 sogar für den Nobelpreis für Physik vorschlagen. Es ist mehr als verdient, daß die Perioden-Leuchtkraft-Beziehung bei Cepheiden ihr zu Ehren nun auch als Leavittsches Gesetz (Leavitt's Law) bezeichnet wird.

 
Biographische Angaben:

Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), in Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Junkes war von September 2008 bis September 2014 Vorstandsmitglied der Astronomischen Gesellschaft.

 

Schnelle Radiostrahlungsausbrüche (FRBs)

 
Samstag, 6. September 2025, 17:00 Uhr

Dr. Laura Spitler, MPIfR Bonn

 
Biographische Angaben:

 

 

Pulsare und Gravitationswellen

 
Samstag, 11. Oktober 2025, 17:00 Uhr

Kathrin Grunthal, M.Sc., MPIfR Bonn

 
 
Biographische Angaben:

 

 

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