Öffentliche Vorträge in Bad Münstereifel
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2020
Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie bietet in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung in jedem Jahr eine öffentliche Vortragsreihe in Bad Münstereifel an. Die Vorträge finden zwischen April und November statt, einmal pro Monat jeweils an einem Mittwoch (meist der 1. Mittwoch im Monat). Sie beginnen um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Die Vorträge werden im Rats- und Bürgersaal im 1. Stock des Rathauses von Bad Münstereifel (Marktstrasse 15) durchgeführt.
Wegen der ab November bundesweit gültigen Einschränkungen muss leider neben dem Novembervortrag auch der abschließende Dezembervortrag von Silke Britzen unter dem Titel "Das Neutrino aus der Jetschleuder" entfallen. Wir hoffen, dass wir die in diesem Jahr ausgefallenen Vorträge zu einem späteren Zeitpunkt erneut anbieten können.
Mittwoch, 5. August 2020 | Dr. Laura Spitler, MPIfR Bonn | Fast Radio Bursts – Kurzzeit-Radioblitze am Himmel |
Mittwoch, 9. September 2020 | Dr. Norbert Junkes, MPIfR Bonn | Sternbild Orion: wann wird Beteigeuze zur Supernova? |
Mittwoch, 7. Oktober 2020 | Dr. Rainer Beck, MPIfR Bonn |
Die Andromeda-Galaxie M31, unser großer kosmischer Nachbar |
(muss leider entfallen!) | Prof. Dr. Eduardo Ros, MPIfR Bonn |
Neue Nachrichten vom Event-Horizon-Teleskop |
(muss leider entfallen!) | Priv.-Doz. Dr. Silke Britzen, MPIfR Bonn |
Das Neutrino aus der Jetschleuder |
Fast Radio Bursts – Kurzzeit-Radioblitze am Himmel
Mittwoch, 5. August 2020, 19:30 Uhr
Dr. Laura Spitler, Max-Planck-Institut für Radioastronomie Bonn
Vor dreizehn Jahren wurde ein starker, flüchtiger Blitz in radioastronomischen Daten gefunden, dessen Eigenschaften auf eine extragalaktische Herkunft hindeuten. Jetzt weiß man, dass diese schnellen Radioblitze von anderen Galaxien stammen, aber es ist noch nicht bekannt, wie die Blitze entstehen. Die Herkunft dieser Blitze ist ein moderner, astronomischer Krimi. Viele Theorien wurden vorgeschlagen, darunter explodierende Neutronensterne oder extreme Radiostrahlungsausbrüche von Magnetaren. In den letzten Jahren lieferten neue Teleskope viele spannende Ergebnisse. Laura Spitler ist die Erstautorin einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2016, in der zum ersten Mal ein sich wiederholender Radiostrahlungsausbruch in der gleichen Quelle für das Objekt FRB 121102 beschrieben wurde. Sie wird erzählen, wie Astronomen neue Indizien sammeln in der Hoffnung, den Fall der schnellen Radioblitze bald auflösen zu können.
Biographische Angaben:
Dr. Laura Spitler hat von 2001 bis 2005 Physik und Astronomie an der Universität Iowa in den Vereinigten Staaten studiert, und war ein Jahr lang als Stipendiatin am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) tätig. Im Jahr 2012 hat sie an der Cornell-Universität im Bundesstaat New York im Fach Astrophysik promoviert und war von 2013 bis 2018 Postdoc am MPIfR. Seit Januar 2019 ist sie Leiterin der Lise-Meitner-Forschungsgruppe "Universelle Erfassung ionisierter Materie mit schnellen Radioblitzen" am MPIfR.
Sternbild Orion: wann wird Beteigeuze zur Supernova?
Mittwoch, 9. September 2020, 19:30 Uhr
Dr. Norbert Junkes, Max-Planck-Institut für Radioastronomie Bonn
Unter den 20 hellsten Sternen am Himmel sind mit Beteigeuze im Orion und Antares im Skorpion gleich zwei rote Überriesen in der Spätphase ihres Sternenlebens. Normalerweise ist Beteigeuze der zehnthellste Stern am Himmel; seit Oktober 2019 hat seine Helligkeit jedoch so stark abgenommen, dass er nicht mehr unter den 20 hellsten Sternen am Himmel zu finden ist. Das hat zu Spekulationen geführt, ob im Inneren dieses Sterns nun Vorgänge stattfinden, die auf eine in naher Zukunft auftretende Explosion von Beteigeuze als Supernova hinweisen könnten. Solche Ereignisse werden nur extrem selten beobachtet. Die letzte Supernova in unserer Milchstraße, die mit bloßem Auge gesehen werden konnte, trat vor über 400 Jahren auf (Keplers Supernova aus dem Jahr 1604 im Sternbild Ophiuchus).
Als Supernova würde Beteigeuze, der deutlich weniger als 1000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, im Maximum seiner Helligkeit so hell wie der Mond am Himmel erscheinen. Der Vortrag informiert über die Entwicklung von massereichen Sternen wie Beteigeuze und berichtet über eine neue Radiobeobachtung dieses Sterns, mit der die Abnahme seiner Helligkeit auf das Auftreten gewaltiger Sternflecken (entsprechend den Sonnenflecken auf unserer Sonne) zurückgeführt werden kann, die in den letzten Monaten über die Hälfte seiner Oberfläche bedeckt haben.
Biographische Angaben:
Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), in Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Junkes war von September 2008 bis September 2014 Vorstandsmitglied der Astronomischen Gesellschaft.
Die Andromeda-Galaxie M31, unser großer kosmischer Nachbar
Mittwoch, 7. Oktober 2020, 19:30 Uhr
Dr. Rainer Beck, Max-Planck-Institut für Radioastronomie Bonn
Im Sternbild Andromeda ist mit dem bloßen Auge ein schwacher Nebel erkennbar, dem der französische Astronom Charles Messier den Katalognamen "M31" gab. Auf Aufnahmen durch große Teleskope entpuppt er sich als riesiges System aus Sternen und Gas. Erst vor etwa 90 Jahren wurde klar, dass es sich um eine eigenständige Galaxie handelt, ähnlich alt und groß wie unser eigenes Milchstraßensystem. Die Andromeda-Galaxie präsentiert unsere kosmische Heimat aus der Vogelperspektive. Die astronomisch geringe Entfernung von nur rund 2 Millionen Lichtjahren erlaubt einmalige Messungen in allen Spektralbereichen, vom Röntgen- bis zum Radiobereich, wobei das Radioteleskop Effelsberg eine wichtige Rolle spielt. Unser Nachbar hatte bisher ein turbulentes Leben. Seine Zukunft hängt eng mit der unserer Milchstraße zusammen.
Biographische Angaben:
Dr. Rainer Beck hat von 1969 bis 1975 an der Ruhr-Universität Bochum Physik und Astronomie studiert. Er hat 1979 in Bonn in Astronomie promoviert und ist seit 1980 Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Sein Hauptarbeitsgebiet sind Magnetfelder in Galaxien; seine Forschungsgebiete umfassen darüber hinaus auch Radiohalos von Galaxien und Kosmische Strahlung. Er hat eine Reihe von Tagungen zu diesem Thema organisiert, z.B. "The Origin and Evolution of Cosmic Magnetism" in Bologna (September 2005), und ist Mitherausgeber des Fachbuchs "Cosmic Magnetic Fields" aus dem Jahr 2005.
Neue Nachrichten vom Event-Horizon-Teleskop
(muss leider entfallen!)
Prof. Dr. Eduardo Ros, Max-Planck-Institut für Radioastronomie Bonn
Das Ereignishorizontteleskop (EHT) ist ein weltweiter Verbund von Radioteleskopen, um weit entfernte schwarze Löcher zu untersuchen. Das EHT hat am 10. April 2019 das erste Bild vom Schatten eines schwarzen Lochs im aktiven Kern der Galaxie Messier 87 präsentiert. Es basiert auf Messungen, die im April 2017 durchgeführt wurden. Weitere Messungen wurden in April 2018 durchgeführt; technische Probleme verhinderten die 2019er Messkampagne, und die COVID19-Pandemie erzwang die Absage der EHT-Messungen im Jahr 2020. Eine neue Messkampagne wird für das Jahr 2021 vorbereitet, mit der Teilnahme von neuen und verbesserten Teleskopen. Die EHT-Kollaboration arbeitet weiter an der Auswertung und Veröffentlichung der Messungen der Zentralquelle unserer Milchstraße, Sagittarius A*, der polarisierten Strahlung in Messier 87, sowie von weiteren aktiven galaktischen Kernen (die Quasare 3C 279, OJ 287 und die Radiogalaxien Centaurus A und NGC 1052). Die Fortschritte dazu werden allmählich der Öffentlichkeit vorgestellt. In meinem Vortrag werde ich über die letzten Neuigkeiten aus der Kollaboration berichten, sowohl in der Analyse von Daten aktiver galaktischen Kerne als auch in der Interpretation dieser Ergebnisse.
Biographische Angaben:
Prof. Dr. Eduardo Ros hat in Zaragoza und Paderborn Physik studiert. Anschließend hat er ein Promotionsprojekt im Fach Astronomie an der Universitat de València (UVEG) begonnen und war im Lauf seiner Promotion auf längeren Arbeitsaufenthalten in Bonn, Boston, Granada und Pasadena. Im Jahr 1997 hat er seine Promotion in València abgeschlossen. Von 1998 bis 2008 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR), ab Oktober 2004 auch Koordinator der International Max Planck Research School (IMPRS) und ab 2005 Forschungskoordinator am MPIfR. Im Jahre 2009 nahm er eine Professur für Astronomie und Astrophysik an der Universität von Valencia (UVEG) in Spanien an und war in dieser Zeit auch Direktor der Sternwarte in Valencia. Seit 2013 ist er zurück am Max-Planck-Institut für Radioastronomie.
Das Neutrino aus der Jetschleuder
(muss leider entfallen!)
Priv.-Doz. Dr. Silke Britzen, Max-Planck-Institut für Radioastronomie Bonn
Neutrinos gehören zu den leichtesten Teilchen in unserem Universum. Jede Sekunde fliegen ca. 60 Milliarden Neutrinos von der Sonne ungehindert durch unseren Daumennagel. Sie experimentell nachzuweisen ist umso schwieriger. Dem Neutrinodetektor IceCube am Südpol gelang im September 2017 eine spektakuläre Entdeckung: ein extrem energiereiches Neutrino mit einer Energie von fast 300 Teraelektronenvolt (TeV) aus dem Kern einer weit entfernten Aktiven Galaxie. Und damit aus der unmittelbaren Umgebung eines supermassereichen Schwarzen Lochs.
Wir haben inzwischen dieses Neutrino und ein weiteres Neutrino zu ihren wahrscheinlichen Anfängen in den Jets Aktiver Galaxienkerne zurückverfolgen können. Hochauflösende Radiointerferometrie (VLBI) hilft uns dabei, das Rätsel der Entstehung der kosmischen Neutrinos zu lösen.
Biographische Angaben:
Priv-Doz. Dr. Silke Britzen hat an der Universität Bonn Physik, Astronomie und Mathematik studiert und im Jahr 1997 nach dem Diplom in Physik mit einer Promotion im Fach Astronomie abgeschlossen. Beide Arbeiten (Diplom und Dissertation) hat sie am MPI für Radioastronomie in Bonn in der Forschungsabteilung Radioastronomie/VLBI (Very Long Baseline Interferometry) durchgeführt. Sie arbeitete als Postdoc in der NFRA (Netherlands Foundation for Research in Astronomy) in Dwingeloo, Niederlande, an Untersuchungen im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts zur Bestimmung kosmologischer Parameter, anschließend an der Landessternwarte Heidelberg. Im Jahr 2004 erfolgte an der Universität Heidelberg die Habilitation als Stipendiatin der Claussen-Simon Stiftung (Thema: High energy radiation from AGN and radio jets on pc- and kpc-scales). Seit November 2003 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am MPI für Radioastronomie beschäftigt. Silke Britzen war Leiterin des europäischen Projekts "Black Holes in a Violent Universe" und ist Autorin des im Jahr 2012 erschienenen Buches "Verbotenes Universum - die Zeit der Schwarzen Löcher".