Kosmische Planck-Strahlung und Dunkle Energie
Mittwoch, 7. Mai 2008
Dr. Rüdiger Kneissl, MPIfR
Die sogenannte "Dunkle Energie" ist die Ursache für die beobachtete beschleunigte Ausdehnung des Weltalls, ist jedoch physikalisch vollkommen unverstanden und damit im Moment das größte Problem der Kosmologie.
Die kosmischen Mikrowellenstrahlung entspricht mit sehr hoher Genauigkeit einem Planckschen Schwarzkörper, zeigt jedoch aufgrund der Dichteverteilung im frühen Universum räumliche Schwankungen, die durch den COBE-Satelliten 1992 entdeckt wurden. John Mather und George Smoot erhielten dafür den Nobelpreis für Physik 2006. Messungen der kosmischen Strahlung haben eine relativ genaue Bestimmung der kosmologischen Parameter ermöglicht.
Zu einem echten Verständnis der Strukturen und der Entwicklung des Universums sind aber noch bessere Messungen nötig. Der nach dem diesjährigen Geburtstagskind, Max Planck, benannte Satellit der Europäischen Raumfahrtbehörde wird wesentliche Beiträge zur Enträtselung dieser Geheimnisse des Universums leisten, ebenso wie die bodengestützten Beobachtungen der kosmische Strahlung mit dem vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie und seinen Partnern auf 5100 m in Chile betriebenen APEX-Teleskop.
Die Streuung der Planck-Strahlung aus dem frühen Universum durch Galaxienhaufen wurde von Rashid Sunyaev und Yakov Zeldovich 1970 (Sunyaev-Zeldovich-Effekt) vorhergesagt und ist die einzige bisher gemessene Abweichung von dem Schwarzkörper-Spektrum, das Max Planck um 1900 zuerst berechnete und damit die Quantenmechanik begründete.
Biographische Angaben:
Dr. Rüdiger Kneissl studierte von 1987 bis 1994 Physik und Astronomie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und an der Universität von Cambridge in England. Seine Diplomarbeit (1994) und seine Dissertation (1995-1997) fertigte er am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching an. Dabei arbeitete er bereits an Problemen zur Messung der kosmischen Mikrowellenstrahlung, u.a. mit George Smoot und Rashid Sunyaev. Nach längeren Forschungsaufenthalten in Cambridge, z.T. mit einem Stipendium der Europäischen Kommission, und an der UC Berkeley, USA, wurde er 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Hier leitet er Projekte zur Untersuchung der kosmischen Mikrowellenstrahlung, insbesondere die Beobachtung von Galaxienhaufen am APEX-Teleskop mit Hilfe des Sunyaev-Zeldovich-Effektes und Vorbereitungen für den Planck-Satelliten.