Öffentliche Vorträge in Bad Münstereifel


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2017

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie bietet in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung jedes Jahr eine öffentliche Vortragsreihe in Bad Münstereifel an. Die Vorträge finden zwischen April und November, einmal pro Monat jeweils an einem Mittwoch (meist der 1. Mittwoch im Monat), statt und beginnen um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Vorträge werden im Rats- und Bürgersaal im 1. Stock des Rathauses von Bad Münstereifel (Marktstrasse 15) durchgeführt.

Mittwoch, 5. April 2017 Dr. Rainer Beck, MPIfR Bonn
Totale Sonnenfinsternisse: Spektakel am Himmel
Mittwoch, 3. Mai 2017 Prof. Dr. Uli Klein, AIfA Bonn
Dunkle Materie: nach wie vor tappen wir im Dunkeln
Mittwoch, 7. Juni 2017 Dr. Norbert Junkes, MPIfR Bonn Supernovaüberreste - was von den Sternen übrig blieb
Mittwoch, 12. Juli 2017 Priv.-Doz. Dr. Silke Britzen, MPIfR Bonn Auf dem Weg zum Ereignishorizont
Mittwoch, 2. August 2017 Priv.Doz. Dr. Jürgen Kerp, AIfA Bonn Das heiße Universum: Röntgenblick ins Weltall
Mittwoch, 27. September 2017 Dr. Gundolf Wieching, MPIfR Bonn MeerKAT: Radioastronomie in Südafrika
Mittwoch, 4. Oktober 2017 Dr. Arnaud Belloche, MPIfR Bonn
Organische Moleküle in der Milchstraße
Mittwoch, 22. November 2017 Dr. Benjamin Winkel, MPIfR Bonn
Spektrum-Management: Frequenzen sind ein knappes Gut

Totale Sonnenfinsternisse: Spektakel am Himmel

Mittwoch, 05. April 2017, 19:30

Dr. Rainer Beck, MPIfR Bonn

Rund zweimal im Jahr trifft der Kernschatten des Mondes auf die Erde: Es ereignet sich eine totale Sonnenfinsternis, das wohl eindrucksvollste Schauspiel der Natur. Die letzte totale Finsternis in Deutschland am 11. August 1999 war von dicken Wolken getrübt; erst 2081 gibt es die nächste Chance. Wer nicht so lange warten will, sollte in diesem Jahr in die USA reisen. Am Morgen (Ortszeit) des 21. August 2017 trifft der Mondschatten im Nordpazifik erstmals auf die Erdkugel, rast mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit von der nordamerikanischen Westküste in Oregon quer durch die USA bis zur Ostküste in South Carolina und verlässt die Erdkugel abends südlich der Kapverdischen Inseln. Der Mondschatten ist bis zu 115 km breit, ausreichend, um die Sonne für 2-3 Minuten total zu verdunkeln. Gute Beobachtungsbedingungen sind in Oregon und Idaho zu erwarten. Weitere totale Finsternisse gibt es in den Jahren 2019 und 2020 in Chile.

Der Referent erläutert die Entstehung von Sonnenfinsternissen und beschreibt die dabei zu beobachtenden Phänomene anhand früherer Ereignisse, die er selbst erleben konnte. Anreise, Beobachtung und Fotografie erfordern eine gute Vorbereitung.

Biographische Angaben:

Dr. Rainer Beck hat von 1969 bis 1975 an der Ruhr-Universität Bochum Physik und Astronomie studiert. Er hat 1979 in Bonn in Astronomie promoviert und ist seit 1980 Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Sein Hauptarbeitsgebiet sind Magnetfelder in Galaxien; seine Forschungsgebiete umfassen darüber hinaus auch Radiohalos von Galaxien und Kosmische Strahlung. Er hat eine Reihe von Tagungen zu diesem Thema organisiert, z.B. "The Origin and Evolution of Cosmic Magnetism" in Bologna (September 2005), und ist Mitherausgeber des Fachbuchs "Cosmic Magnetic Fields" aus dem Jahr 2005.

Dunkle Materie: nach wie vor tappen wir im Dunkeln

Mittwoch, 03. Mai 2017, 19:30

Prof. Dr. Uli Klein, AIfA Bonn

Nur wenige Prozent der im Weltall vorhandenen Materie sind von einer Form, die der Mensch aus dem Alltag kennt – als chemische Elemente und deren Verbindungen. Während die Entstehung dieser Elemente im Rahmen der modernen Astrophysik sehr gut verstanden ist, liegt die Natur des Löwenanteils der kosmischen Materie sprichwörtlich im Dunklen. Dies ist sehr unbefriedigend, denn als (Astro-)Physiker möchte man das gesamte Universum mit all seinen Zutaten verstehen. Einfach ignorieren können wir diese sogenannte Dunkle Materie sowieso nicht, denn es gibt eine ganze Reihe von Hinweisen darauf, dass das Universum ohne die Dunkle Materie deutlich anders aussehen würde als die Astronomen es wahrnehmen!

Seitens der Astronomie ist über dieses Rätsel im Zusammenwirken von Beobachtung und Theorie weitgehend geforscht, publiziert und gestritten worden, ohne dass man einer Lösung nähergekommen wäre. Vielleicht aber liegt die Lösung des Problems nun in den Händen der Teilchenphysik, die mit teils sehr aufwendigen Experimenten nach exotischen Teilchen sucht, die wie jedes andere Partikel im Universum eine Gravitationskraft besitzen, sich jedoch sämtlichen klassischen Beobachtungen entziehen, während in jeder Sekunde einige Milliarden solcher Exoten unseren menschlichen Körper durchdringen. Wenn nicht die Teilchenphysik in absehbarer Zeit Erfolge vorweisen kann, dann bleibt die Dunkle Materie vielleicht ein ‚moderner Epizykel‘.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Uli Klein hat von 1972 an Physik an der Universität Bonn studiert und 1977 mit dem Diplom in Physik abgeschlossen (Diplomarbeit: „Kontinuumsbeobachtungen ausgewählter Radioquellen mit der Dual-Beam-Methode“). Er hat 1981 im Fach Astrophysik an der Universität Bonn promoviert (Dissertation: „Thermische und nichtthermische Radiokontinuumsstrahlung von nahen Galaxien“). Von 1981 bis 1984 war er Postdoc am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn und von 1984 bis 1989 wissenschaftlicher Assistent am Radioastronomischen Institut der Universität Bonn, wobei er 1988 im Fach Astronomie an der Universität Bonn habilitiert wurde. Von 1989 bis 1990 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPIfR und ist seit 1991 Professor (C3) für Astronomie an der Universität Bonn. Seine Forschungsgebiete umfassen relativistisches Plasma und Magnetfelder in Galaxien und Galaxienhaufen, das interstellare Medium, Galaxienkinematik und Dunkle Materie sowie astronomische Bildverarbeitung.

Supernova-Überreste - Was von den Sternen übrig blieb

Mittwoch, 07. Juni 2017, 19:30

Dr. Norbert Junkes, MPIfR Bonn

Sterne sind Kernfusionsreaktoren gewaltigen Ausmaßes. Ein Stern wie unsere Sonne gewinnt Energie durch die Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium – und das über Milliarden von Jahren hinweg. Während die Sonne sich danach zu einem Roten Riesen aufbläht und schließlich in ihr finales Lebensstadium als Weißer Zwerg kommt, wartet auf Sterne, die wesentlich massereicher sind als unsere Sonne, ein ungleich heftigeres Schicksal.

Ein solcher Stern wird zur Supernova und beendet damit sein „Leben“ (das heißt die Phase der Energieerzeugung durch Kernfusion) in einer gewaltigen Explosion, bei der er für kurze Zeit so hell aufleuchten kann wie die gesamte übrige Galaxis mit ihren Milliarden von Sternen. Nach der Explosion bleibt zweierlei übrig: zum einen ein kompakter Kern – je nach Ausgangsmasse kann das ein Neutronenstern oder sogar ein Schwarzes Loch sein – zum anderen eine Fülle herausgeschleuderten Materials, das sich als Supernovaüberrest zunächst mit einigen 10000 Kilometern pro Sekunde nach außen bewegt, und im Laufe von Hunderttausenden von Jahren mit dem interstellaren Material seiner Umgebung verschmilzt.

Zur Zeit sind knapp 300 Supernovaüberreste in unserer Milchstraße bekannt. Sie stellen einen Übergang dar, mit dem durch Kernfusion erzeugte schwere Elemente in die interstellare Umgebung übertragen werden, aus denen sich Sterne späterer Generationen mit Planeten wie in unserem Sonnensystem überhaupt erst entwickeln konnten.

Biographische Angaben:

Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), in Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Junkes war von 2008 bis 2014 Vorstandsmitglied der Astronomischen Gesellschaft.

Auf dem Weg zum Ereignishorizont

Mittwoch, 12. Juli 2017, 19:30

Priv.-Doz. Dr. Silke Britzen, MPIfR Bonn

Schwarze Löcher gehören zu den spannendsten Phänomenen der Astronomie:  Massen, die so dicht gepackt sind, dass nichts entweichen kann - nicht einmal Licht. Supermassereiche Schwarze Löcher vermuten die Astronomen in den Zentren der meisten leuchtkräftigen Galaxien. Diese Schwarzen Löcher weisen Massen im Bereich von Millionen bis Milliarden von Sonnenmassen auf. In vielfältigen astronomische Beobachtungen kann ihre enorme Wirkung auf die galaktische Umgebung - und darüber hinaus - untersucht werden. Ich werde in meinem Vortrag hochauflösende Radiobeobachtungen dieser Phänomene zeigen.

Vor wenigen Wochen fanden im Rahmen eines weltweiten Netzwerks Beobachtungen statt, um die Photonenspäre um den Ereignishorizont des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße und in der Radiogalaxie M87 mit bislang unerreichter Genauigkeit abzubilden. Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie ist an diesem Projekt federführend beteiligt. Ich werde über den aktuellen Stand berichten.

Biographische Angaben:

Priv-Doz. Dr. Silke Britzen hat an der Universität Bonn Physik, Astronomie und Mathematik studiert und im Jahr 1997 nach dem Diplom in Physik mit einer Promotion im Fach Astronomie abgeschlossen. Beide Arbeiten (Diplom und Dissertation) hat sie am MPI für Radioastronomie in Bonn in der Forschungsabteilung Radioastronomie/VLBI (Very Long Baseline Interferometry) durchgeführt. Sie arbeitete als Postdoc in der NFRA (Netherlands Foundation for Research in Astronomy) in Dwingeloo, Niederlande, mit Untersuchungen im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts zur Bestimmung kosmologischer Parameter, anschließend an der Landessternwarte Heidelberg. Im Jahr 2004 erfolgte an der Universität Heidelberg die Habilitation als Stipendiatin der Claussen-Simon Stiftung (Thema: High energy radiation from AGN and radio jets on pc- and kpc-scales). Seit November 2003 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am MPI für Radioastronomie beschäftigt. Silke Britzen war Leiterin des europäischen Projekts "Black Holes in a Violent Universe" und ist Autorin des im Jahr 2012 erschienenen Buches "Verbotenes Universum - die Zeit der Schwarzen Löcher".

Das heiße Universum: Röntgenblick ins Weltall

Mittwoch, 02. August 2017, 19:30

Priv.-Doz. Dr. Jürgen Kerp, AIfA Bonn

Kometen, Planeten, Sterne, Galaxien und Galaxienhaufen, sie alle habe etwas gemeinsam: sie leuchten im Röntgenlicht. Ihr Röntgensignal ist jedoch derart schwach, dass ein einzelnes Blatt Papier ihre Strahlung vollständig absorbieren könnte. Mittels leistungsfähiger Röntgenteleskope, die sich hoch oberhalb der Erdoberfläche befinden, ist diese schwache Strahlung seit den 1970er Jahren für Astronomen zugänglich geworden. Röntgenstrahlung entsteht durch verschiedene Mechanismen und erlaubt uns sehr unterschiedliche Eigenschaften der astronomischen Objekte zu verstehen.

In diesem Vortrag soll Ihnen die Röntgenastronomie, die Röntgensatelliten und die Entstehung der Röntgenstrahlung im Kosmos nahe gebracht werden.

Biographische Angaben:

Jürgen Kerp hat von 1984 bis 1990 Physik und Astronomie an der Universität Bonn studiert. Von 1990 bis 1991 hat er seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Radioastronomie verfertigt, von 1991 bis 1994 am Radioastronomischen Institut der Universität Bonn promoviert. Nach Postdoc-Positionen in Bonn und Garching ist er seit 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Radioastronomischen Institut der Universität Bonn (heute Teilbereich des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn) angestellt. Im Jahr 2004 hat er sich an der Universität Bonn im Fach Astronomie habilitiert. Jürgen Kerp ist Projektleiter von EBHIS, dem Effelsberg-Bonn HI Survey, einer Komplettkartierung des Nordhimmels im Licht des neutralen Wasserstoffs. 

MeerKAT: Radioastronomie in Südafrika

Mittwoch, 27. September 2017, 19:30

Dr. Gundolf Wieching, MPIfR Bonn

Es gibt eine Vielzahl von Quellen radioastronomischer Signale und deren Auswertung und Interpretation ist höchst komplex. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie, verglichen mit menschengemachten Radiosignalen, extrem schwach sind. Somit ist es notwendig, auch bei der Nutzung von großen Teleskopen entsprechend empfindliche Empfangssysteme bereitzustellen. Empfangssysteme mit dieser Empfindlichkeit sind Einzelstücke und werden in den technischen Abteilungen am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) entwickelt. Für das MeerKAT-Radioteleskop in Südafrika werden aktuell 64 Empfänger im S-Band bei einer Frequenz von 1,75-3,5 GHz entwickelt. Hierbei werden modernste aktuelle Datenübertragungs- und Auswertesysteme eingesetzt.

Der Vortrag wird die Hintergründe zu dem MeerKAT-Projekt darstellen sowie den Aufbau und die technische Entwicklung eines Radioempfängers an Hand eines der modernsten astronomischen Empfänger erläutern.

Biographische Angaben:

Dr. Gundolf Wieching hat von 1996 bis 2002 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Physik studiert. Er hat 2006 in Köln im Rahmen seiner Promotion in der Experimentalphysik einen radioastronomischen Empfänger bei einer Frequenz von 1,5 THz aufgebaut und in Chile am APEX-Teleskop betrieben. Von 2007 an war er für anderthalb Jahre am MPIfR als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig, bevor er für 5 Jahre, zuletzt als Stationsleiter, am APEX-Teleskop tätig war. Seit seiner Rückkehr zum MPIfR im Jahre 2013 leitet er die Elektronikabteilung, welche unter anderem für die Entwicklung und den Betrieb der Empfangssysteme am 100-m-Radioteleskop Effelsberg verantwortlich zeichnet.

Organische Moleküle in der Milchstraße

Mittwoch, 04. Oktober 2017, 19:30

Dr. Arnaud Belloche, MPIfR Bonn

Das Leben auf der Erde basiert auf komplexen organischen Molekülen wie etwa den Aminosäuren, die Bestandteile der Proteine sind. Die Frage, ob solche Moleküle auch außerhalb des Sonnensystems existieren, ist noch komplett offen. In den letzten fünf Jahrzehnten wurden ca. 200 verschiedene Moleküle, meistens durch ihre Strahlung im Radio- oder Millimeterbereich, im All entdeckt. Diese Entdeckungen erfolgten in Richtung von Sternentstehungsgebieten oder ausgedehnten Atmosphären von Sternen in einem späten Entwicklungsstadium. Dank der ständigen Entwicklung von immer leistungsfähigeren Instrumenten und Teleskopen wird die Liste von Molekülen jedes Jahr erweitert. Das Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA), ein neues internationales Interferometer, das in über 5000 m Höhe in der trockensten Wüste der Welt gebaut wurde, spielt in diesem Forschungsgebiet eine wichtige Rolle.

Dieser Vortrag wird über die Suche nach komplexen organischen Molekülen in der Milchstraße berichten, insbesondere über neue Erkenntnisse, die ALMA geliefert hat.

Biographische Angaben:

Dr. Arnaud Belloche hat von 1995 bis 1999 an der Ecole Normale Supérieure in Cachan und an der Universität Paris-Sud Physik studiert. Er hat in 2002 am Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA) in Saclay und an der Universität Paris-Sud im Fach Astronomie promoviert. In den Jahren 2002-2003 war er an der Ecole Normale Supérieure in Paris als "Attaché temporaire d'enseignement et de recherche" beschäftigt. Seit 2003 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn, wo er sich der Untersuchung von Sternentstehungsgebieten und der Suche nach komplexen Molekülen im All mit Radioteleskopen widmet.

Spektrum-Management: Frequenzen sind ein knappes Gut

Mittwoch, 22. November 2017, 19:30

Dr. Benjamin Winkel, MPIfR Bonn

Mit riesigen Empfangsanlagen können Radioastronomen heutzutage auch noch die schwächsten Signale aus dem Universum empfangen. Damit das funktioniert, werden die Empfänger nicht nur kryogen gekühlt, es kommt außerdem modernste Digitalelektronik zum Einsatz, um Daten mit möglichst hoher Bandbreite und Auflösung aufzunehmen. Doch eine der größten Herausforderungen für die Radioastronomie sind menschen-gemachte "Störsignale". Radiowellen werden nämlich seit ihrer Entdeckung auch zur Kommunikation und für viele andere Anwendungen genutzt. Nicht zuletzt mit der Entwicklung des Internets besteht Bedarf nach immer schnellerer Mobildatenübertragung. Dutzende bis Hunderte Megabyte pro Sekunde soll beispielsweise der Mobilfunkstandard LTE in der nächsten Ausbaustufe ermöglichen - für jedes einzelne Smartphone.

Doch die Übertragungskapazität im Radiospektrum ist endlich. Daher müssen sich verschiedenste Dienste die verfügbare Bandbreite teilen und insbesondere die Astronomie leidet unter der verstärkten Nutzung der Frequenzen. Zur Verdeutlichung: ein auf dem Mond platziertes Mobiltelefon wäre für die Astronomen die vierthellste Radioquelle am Himmel. Die kosmischen Signale, die ein Teleskop wie das 100-m-Radioteleskop bei Effelsberg eigentlich detektieren kann, sind aber millionenfach schwächer. Entsprechend störungsfrei sollte die Umgebung eines Radioteleskops folglich sein.

Im Vortrag soll nicht nur die technische Seite beleuchtet werden. Es wird auch erläutert, wie die Verwaltungen, Unternehmen und andere Organisationen die Regulierung des Spektrums auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene in einem komplexen Verfahren bewerkstelligen.

Biographische Angaben:

Dr. Benjamin Winkel hat nach einem Studium der Physik an der Universität Bonn im Jahr 2009 seine Promotion im Fach Astronomie am Argelander-Institut für Astronomie in Bonn abgeschlossen. Im Jahr 2011 trat er eine Stelle als Wissenschaftler am Radioobservatorium in Effelsberg an, wo er als Experte für spektroskopische Messungen zuständig ist. Seit 2015 ist Benjamin Winkel auch  für Fragen des Spektrum-Managements verantwortlich. Sein wichtigstes wissenschaftliches Projekt ist der Effelsberg-Bonn HI Survey, eine vollständige Kartierung der bekannten 21-cm Spektrallinie des neutralen Wasserstoffes in der nördlichen Hemisphäre. Hierfür hat er federführend an der Entwicklung von Datenverarbeitungssoftware mitgewirkt und dabei einige Expertise im Umgang mit Störstrahlung erlangt.

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