Ein Blick in die Urzeit des Universums
Mittwoch, 15. November 2006
Dr. Dorothea Samtleben, MPIfR
Vor ca 40 Jahren gelang Arno Penzias und Robert Wilson durch Zufall die bahnbrechende Entdeckung eines Relikts aus der Frühzeit des Universums, der Kosmischen Hintergrundstrahlung, wofür ihnen der Physiknobelpreis 1978 zugesprochen wurde. Die alles umgebende Hintergrundstrahlung stammt aus den Anfängen des Universums, als das jetzt fast 14 Milliarden Jahre alte Universum erst wenige 100,000 Jahre alt war und die Materie noch nicht in festen Strukturen von Sternen und Galaxien existierte. Zu diesem Zeitpunkt war das Universum bereits soweit abgekühlt, dass sich aus dem existierenden Plasma aus geladenen Teilchen neutrale Wasserstoffatome bildeten, wodurch es durchsichtig wurde und sich Licht ungehindert ausbreiten konnte. Dadurch bietet uns die Strahlung aus jener Zeit einen einmaligen Schnappschuss vom Zustand des damaligen Universums.
Eine der ersten genauen Vermessungen der Hintergrundstrahlung stammt vom Satellitenprojekt COBE aus den 90er Jahren, für das John Mather und George Smoot dieses Jahr mit dem Physiknobelpreis 2006 ausgezeichnet wurden. Inzwischen enthüllen weitere Experimente, darunter das Satellitenprojekt WMAP, ein noch genaueres Bild von der Frühzeit des Universums.
Die Strahlung, die heute im Mikrowellenbereich sichtbar ist, enthält reichhaltige Informationen über die Zusammensetzung und Entwicklung des Universums. Für ihre noch tiefergehende Vermessung sind äußerst empfindliche Instrumente notwendig. In zukünftigen Experimenten werden daher hochsensitive Empfängerkameras mit Hunderten von Mikrowellen-Empfängern eingesetzt, um die Entwicklung des Universums und seine ersten Anfänge zu verstehen.
Der Vortrag wird eine Einführung in die Entwicklung des heutigen Universums und die Entstehung der kosmischen Hintergrundstrahlung geben. Ich werde zeigen, welche Informationen wir aus der genauen Vermessung der Strahlung gewinnen können und einen Überblick ueber die faszinierenden neuen Experimente geben.
Biographische Angaben:
Dr. Dorothea Samtleben hat in Hamburg Physik studiert und ihre Diplom- und Doktorarbeit (1997,2001) an Experimenten am Teilchenbeschleuniger HERA (DESY, Hamburg) angefertigt. 2002 wechselte sie in die Astrophysik und arbeitete an der Universität von Chicago am Experiment CAPMAP zur Vermessung der Kosmischen Hintergrundstrahlung mit. Seit Februar 2006 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Gruppe von Professor Karl Menten an QUIET, einem zukünftigen Experiment mit grossen Empfängerkameras zur Vermessung der Polarisation der Kosmischen Hintergrundstrahlung.