Astrobiologie - mehr als Science Fiction!
Mittwoch, 1. September 2010
Dr. Norbert Junkes, MPIfR
Astrobiologie - da denkt man zunächst vielleicht an kleine grüne Männchen, Aliens und den ganzen Zoo, der sich seit über 100 Jahren durch das Gebiet der Science Fiction (in Buch, Film und Fernsehen) zieht.
Es ist aber durchaus mehr, nämlich ein intradisziplinäres Forschungsgebiet, das Astronomie, Physik, Chemie, Biologie und Geologie auf der Suche nach Leben im Universum verbindet.
Die Spannweite der Astrobiologie reicht von der Suche nach einfachen Lebensformen auf Planeten und Monden in unserem Sonnensystem (z.B. Mars Express und Cassini-Huygens) bis zur inzwischen in über 800 Fällen erfolgreichen Suche nach extrasolaren Planeten. Auch SETI, die Suche nach künstlichen Signalen aus dem Weltraum gehört in diesen Zusammenhang.
Das APEX-Teleskop des MPI für Radioastronomie trägt zur Erforschung komplexer Moleküle und Biomoleküle im interstellaren Raum bei. Es steht in über 5000 m über dem Meeresspiegel in der Atacama-Wüste in Chile; erst in so großer Höhe wird der Submillimeter-Bereich des Spektrums bis zu Frequenzen oberhalb von 1 Terahertz zugänglich.
Die Erforschung von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems hat, nicht zuletzt durch die aktuellen Beobachtungsergebnisse mit den Raumsonden CoRoT und Kepler, inzwischen erstaunliche Ergebnisse zustande gebracht, z.B. ein Planet mit nur knapp doppelter Erdmasse, der Nachweis unterschiedlicher atomarer Bestandteile in der Atmosphäre oder eine (wenn auch grobe) Darstellung der Temperaturverteilung auf der Oberfläche eines extrasolaren Planeten. Eine zweite Erde ist allerdings nach wie vor nicht in Sicht.
Biographische Angaben:
Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), in Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Junkes ist seit 2008 im Vorstand der Astronomischen Gesellschaft.