Gibt es Leben im Weltall?
Mittwoch, 4. Oktober 2000
Dr. Karl Menten, MPIfR
"Gibt es Leben außerhalb der Erde?" ist sicher eine der interessantesten Fragen, die man sich vorstellen kann, und Ausgangspunkt zahlloser Spekulationen, aber auch ernsthafter Überlegungen.
In diesem Vortrag wird über wissenschaftliche Forschung berichtet, die sich mit dieser Frage befasst. Insbesondere werden radioastronomische Beobachtungen beschrieben, die zum Nachweis von über 100 verschiedenen Molekülsorten in interstellaren Gaswolken geführt haben. Dies sind riesige Ansammlungen von Gas und Staub, in denen neue Sterne geboren werden. Der Grossteil dieser Moleküle sind Kohlenwasserstoffe und andere organische Verbindungen wie z.B. Alkohol. Viele dieser Moleküle wurden auch in Kometen innerhalb unseres Sonnensystems nachgewiesen.
Aus diesen Messungen schließen wir, daß anderswo im Weltall chemische Prozesse ablaufen, die ähnliche Produkte liefern wie die irdische Chemie. Es ist dagegen zur Zeit völlig unklar, ob dies auch für biologische Prozesse gilt. Um diese Frage anzusprechen, werden in den nächsten Jahren eine Reihe von Weltraumsonden nach Leben auf dem Mars, dem Jupitermond Europa und dem Saturnmond Titan suchen.
Radioastronomische Methoden werden auch zur Suche nach außerirdischen intelligenten Lebewesen benutzt. Bei diesem sogenannten SETI-Projekt wird moderne Hochtechnologie eingesetzt, um in Richtung fremder Sterne systematisch nach Signalen künstlichen Ursprungs zu suchen.
Biographische Angaben:
Dr. Karl Menten hat Physik und Astronomie studiert und 1987 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) promoviert. Nach mehreren Jahren, zunächst als Postdoc und dann als "Senior Radio Astronomer" am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge/Massachusetts, USA, ist er seit 1996 als Direktor und Leiter der Abteilung Millimeter- und Submillimeter-Astronomie am MPIfR.