Fundamentalphysik mit Hilfe der Astronomie
Mittwoch, 30. September 2009
Prof. Dr. Michael Kramer, MPIfR
Radioastronomische Messmethoden erlauben die Studien zahlreicher Fragen der fundamentalen Physik. Diese reichen von der Zustandsgleichung ultra-dichter Materie bis hin zur Untersuchung fundamentaler Kräfte wie dem Magnetismus und der Gravitation. Dazu werden insbesondere schnell-rotierende Neutronensterne untersucht, die als Radiopulsare sichtbar sind. Deren Beobachtung erlaubt unter anderem Tests der Allgemeinen Relativitätstheorie und alternativer Gravitationstheorien und strebt darüberhinaus die Detektierung eines langwelligen kosmologischen Gravitationswellenhintergrunds an.
Weitere Untersuchungen verwenden die Informationen, die in der Radiostrahlung über kosmische Magnetfelder enthalten sind. So werden Pulsare verwendet, um die magnetische Milchstraße zu studieren, während die Beobachtung entfernter Galaxien Auskunft über den kosmischen Magnetismus gibt. Magnetfelder spielen auch bei der Entstehung und der Entwicklung von Neutronensternen eine Rolle, so dass Supernovae wie auch die Eigenschaften unterschiedlicher Arten von radio-lauten Neutronensternen studiert wird.
Diese Forschungsrichtung ist eng mit der Entwicklung innovativer Radioteleskope verbunden und engagiert sich in Projekten wie LOFAR und dem Square-Kilometre Array (SKA) und der Wissenschaft, die durch diese gigantischen Teleskope ermöglicht werden wird.
Biographische Angaben:
Prof. Dr. Michael Kramer stammt aus Köln und hat an den Universitäten Köln und Bonn Physik studiert. Er hat das Physik-Studium im Jahr 1993 in Bonn mit einer Diplomarbeit zum Thema "Pulsare" abgeschlossen und dort im Jahr 1995 mit der Dissertation "High Frequency Observations of Pulsars" im Fach Astronomie promoviert. Von 1993 bis 1998 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPI für Radioastronomie in Bonn. Im Jahr 1996 wurde er von der Max-Planck-Gesellschaft mit der Otto-Hahn-Medaille ausgezeichnet. Das damit verbundene Stipendium führte ihn 1998 für ein Jahr zur University of California-Berkeley. Seit 1999 ist er am Jodrell Bank Radio Observatory der Universität Manchester in England, an der er, zunächst als "Lecturer", dann als "Reader" (Associate Professor) und schließlich als "Full Professor" lehrte. Ab März 2005 war er dort auch Leiter der Pulsar-Gruppe.
Seit März 2009 ist Michael Kramer Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie und Leiter der Forschungsgruppe "Radioastronomische Fundamentalphysik". Im Juli 2009 wurde er mit dem prestigeträchtigen Marcel-Großmann-Preis bei der Marcel-Großmann-Konferenz in Paris ausgezeichnet.