Öffentliche Vorträge in Bad Münstereifel


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1999

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie bietet in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung jedes Jahr eine öffentliche Vortragsreihe in Bad Münstereifel an. Die Vorträge finden zwischen April und November jeweils am ersten Mittwoch eines Monats im Vortragsraum der Kurverwaltung [direkt neben der Stiftskirche (Parken auf dem Klosterplatz)] statt und beginnen um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Supernovaüberreste - Was von den Sternen übrig blieb

Mittwoch, 7. April 1999

Dr. Norbert Junkes, MPIfR

Sterne scheinen unvergänglich zu sein, aber auch sie haben eine begrenzte Lebensdauer, die freilich nach Millionen oder gar Milliarden von Jahren zählt. Am Ende des Lebens eines sehr schweren, massereichen Sterns steht eine gigantische Explosion. Der Stern wird zur Supernova und leuchtet für einige Tage oder Wochen bis zu einer Milliarde (!) mal heller als im Normalbetrieb. Im Vortrag wird gezeigt, was wir heute am Ort solcher Sternexplosionen wie z.B. der von Tycho Brahe im Jahre 1572 beobachteten Supernova vorfinden und, meist mit Hilfe von Radio- oder Röntgenteleskopen, beobachten können. Die bei diesen Explosionen herausgeschleuderte Materie bildet die Grundlage für die Entstehung neuer Sterne.

Biographische Angaben:

Dr. Norbert Junkes hat 1986 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn im Fach Physik diplomiert und ebenfalls dort 1989 im Fach Astronomie promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit an der Universität Kiel sowie am Astrophysikalischen Institut Potsdam ist er seit Februar 1998 wieder am MPI für Radioastronomie, und im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit tätig.

Die totale Sonnenfinsternis am 11. August - ein Jahrhundertereignis

Mittwoch, 5. Mai 1999

Dr. Rainer Beck, MPIfR

Rund zweimal im Jahr trifft der Kernschatten des Mondes auf die Erde: eine totale Sonnenfinsternis ereignet sich, das wohl eindruckvollste Schauspiel der Natur. Leider finden diese Ereignisse meistens in fernen Ländern statt. Die letzte totale Sonnenfinsternis in Deutschland konnte am 19. August 1887 im Osten gesehen werden. Im Rheinland bewunderten unsere Vorfahren letztmals am 24. Januar 1544 ein solches Spektakel. Die nächste totale Sonnenfinsternis über Deutschland kommt erst wieder am 3. September 2081! Doch wir haben großes Glück: am 11. August 1999 rast der Mondschatten mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit vom Atlantik über Nordfrankreich, Süddeutschland, Österreich, Ungarn, Türkei und verläßt über Nordindien wieder die Erdkugel. Der Mondschatten ist 110 km breit, ausreichend, um zur Mittagszeit viele Städte für etwa zwei Minuten zu verdunkeln: Luxemburg, Saarbrücken, Karlsruhe, Stuttgart und München. Der Referent erläutert anhand früherer Finsternisse, die er selbst erleben konnte, wie solche Finsternisse entstehen, und welche Phänomene dabei beobachtet werden. Beobachtung und Fotografie erfordern eine gute Vorbereitung.

Biographische Angaben:

Dr. Rainer Beck hat von 1969 bis 1975 an der Ruhr-Universität Bochum Physik und Astronomie studiert. Er hat 1979 in Bonn in Astronomie promoviert und ist seit 1980 Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Sein Hauptarbeitsgebiet sind Magnetfelder in Galaxien; seine Forschungsgebiete umfassen darüberhinaus noch Radiohalos von Galaxien, Kosmische Strahlung und Supernovaüberreste.

... Sonne, Mond und Sterne, oder was gibt es sonst noch?

Mittwoch, 2. Juni 1999

Dr. Jürgen Kerp, RAIUB

Im Verlauf dieses ausklingenden Jahrhunderts hat sich unser Bild vom Kosmos grundlegend verändert. So wurde erstmals entdeckt, daß viele der Nebelflecken am Himmel andere Galaxien sind und nicht Objekte innerhalb des Milchstraßensystems. Zeitgleich wurden die Grenzen des Universums bestimmt. Es gelang, die Astronomie mit der Physik zu vereinen und die Astrophysik zu etablieren. Seit den 60er Jahren erlauben Satelliten die Beobachtung der kosmischen Strahlung, die niemals den Erdboden erreicht. Damit wurde ein neues Fenster in den Kosmos aufgestoßen das auch einen "ungestörten" Blick auf die Himmelsobjekte erlaubt.

In diesem Vortrag soll Ihnen ein Einblick in die Entwicklung der Beobachtungstechniken gegeben werden und auch die wichtigsten Veränderungen des jeweils aktuellen Weltbildes vorgestellt werden.

Biographische Angaben:

Dr. Jürgen Kerp hat von 1984 bis 1990 Physik und Astronomie an der Universität Bonn studiert. Von 1990 bis 1991 hat er seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Radioastronomie verfertigt, von 1991 bis 1994 hat er am Radioastronomischen Institut der Universität Bonn promoviert. Nach Postdoc-Positionen in Bonn und Garching ist er seit 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Radioastronomischen Institut der Universität Bonn angestellt.

Kühles Gas und heiße Sterne

Mittwoch, 7. Juli 1999

Dr. Christian Henkel, MPIfR

Das Werden und Vergehen der Sterne ist von zentraler Bedeutung, nicht nur für das menschliche Leben, das ohne Sonnenenergie nicht vorstellbar wäre, sondern auch für die großräumige Entwicklung des Universums über Milliarden von Jahren hinweg. Nicht zufällig sind stellare Objekte seit Jahrhunderten ein zentrales Gebiet der astronomischen Forschung.

Der Vortrag versucht, Licht auf im Optischen kaum zugängliche Sternentstehungsgebiete zu werfen und mit konkreten Informationen den Schwarzen Löchern einen Teil ihres Mythos zu rauben.

Biographische Angaben:

Dr. Christian Henkel hat an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert, 1977 sein Diplom in Physik erhalten und 1980 in Astronomie promoviert. Unterbrochen von Forschungsaufenthalten in Berkeley (University of California) und Holmdel (Bell Laboratories) in den Jahren 1982 und 1983 ist er seit 1980 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Sein Forschungsgebiet liegt im Bereich der Millimeter- und Submillimeterastronomie, mit Schwerpunkten auf der Untersuchung von Sternentstehungsgebieten und von extragalaktischen Megamasern.

Das äußere Sonnensystem

Mittwoch, 4. August 1999

Dr. Alexander Kraus, MPIfR

Der grobe Aufbau unseres Planetensystems ist wohl jedem gut bekannt. Um unser Zentralgestirn, die Sonne, kreisen neun Planeten mit ihren Monden, sowie unzählige kleinere Himmelskörper. Aber wo ist eigentlich die äußere Grenze unseres Sonnensystems? Gibt es Planeten außerhalb der Plutobahn? Und woher kommen die Kometen?

Diese und weitere Fragestellungen sollen in dem Vortrag diskutiert werden. Dabei wird neben der Betrachtung der äußeren Regionen auch auf den Ursprung unseres Sonnensystems eingegangen.

Biographische Angaben:

Dr. Alexander Kraus studierte von 1988 bis 1994 Physik und Astronomie an der Universität Bonn und der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Seine Diplomarbeit (1994) und seine Dissertation (1995-1997) fertigte er am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn an. Beide Arbeiten hatten die Untersuchungen von kurzzeitigen Intensitätsvariationen von aktiven Galaxienkernen zum Thema. Seit Januar 1998 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn beschäftigt.

Empfänger für das Radioteleskop Effelsberg - eine Herausforderung!

Mittwoch, 1. September 1999

Dipl.-Ing. Karl Grypstra, MPIfR

Die 100-m-Antenne des Radioteleskops in Bad Münstereifel-Effelsberg sammelt elektromagnetische Strahlung aus dem Weltall von solch geringer Energie, daß ihre unmittelbare Auswertung unmöglich ist. Es bedarf hochentwickelter Empfangseinrichtungen, um die Eigenschaften dieser Strahlung untersuchen zu können, ohne sie im Empfangssystem selbst zu verfälschen. Im Vortrag wird gezeigt, wie der Herausforderung, Empfänger "so gut wie möglich" zu bauen, begegnet wird. Dabei kommen Prinzipien wie Rauscharmut, extreme Stabilität, Betriebstemperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt und Supraleitung zur Sprache.

Biographische Angaben:

Dipl.-Ing. Karl Grypstra, Jahrgang 1948, studierte Elektrotechnik in Köln und schrieb seine Diplomarbeit über Antennen mit aktiven Bauelementen. Seit mehr als 18 Jahren ist er am Radioteleskop Effelsberg als Systemingenieur tätig. Sein Arbeitsgebiet umfaßt dort Entwicklung, Bau, Wartung und Reparatur radioastronomischer Empfangseinrichtung

Ein Pulsar testet Einsteins Relativitätstheorie

Mittwoch, 6.Oktober 1999

Dr. Norbert Wex, MPIfR

Als es 1919 gelang, die von Albert Einstein vorausgesagte Ablenkung des Lichtes im Schwerefeld der Sonne zu messen, gelang der Allgemeinen Relativitätstheorie in Fachkreisen der Durchbruch. Die Newtonsche Gravitationstheorie wurde durch diese bessere, umfassendere Theorie abgelöst.

Auch heute noch werden ständig neue, noch präzisere Experimente ersonnen, um die Gültigkeit der Relativitätstheorie in unserem Sonnensystem zu testen. Ob die Allgemeine Relativitätstheorie jedoch in starken Gravitationsfeldern, wie sie typischerweise bei Neutronensternen auftreten, noch ihre Gültigkeit bewahrt, kann mit derartigen Experimenten nicht getestet werden.

Im Jahre 1974 gelang Joe Taylor und seinem Doktoranden Russell Hulse eine einzigartige Entdeckung. Auf der Suche nach neuen Pulsaren mit Hilfe des 300-Meter-Radioteleskops auf Puerto Rico entdeckten sie den Doppelsternpulsar PSR 1913+16. In den folgenden Jahren erwies sich PSR 1913+16 als einzigartiges Testlabor für starke Gravitationsfelder. Unter anderem gelang damit der erste Nachweis, daß es Gravitationswellen in der Natur gibt. Die beiden Entdecker wurden dafür 1993 mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet.

Der Vortrag gibt eine allgemeinverständliche Einführung in dieses moderne Gebiet der Gravitations- und Astrophysik.

Biographische Angaben:

Dr. Norbert Wex, Jahrgang 1966, studierte zunächst Physik und Astronomie an der Universität München. Er wurde an der Universität Jena mit einem Thema aus der Allgemeinen Relativitätstheorie zum Doktor der Physik promoviert. Es folgten Auslandsaufenthalte an der University of Sydney, Australien (1996) und an der Princeton University, USA (1997/1998). Er hat den Promotionspreis der Universität Jena und die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft erhalten. Sein Arbeitsgebiet umfaßt die Relativitätstheorie, Pulsare und Schwarze Löcher.

Aktive Galaxienkerne, Quasare und Jets

Mittwoch, 3. November 1999

Dr. Thomas Krichbaum, MPIfR

Am Rande des für uns sichtbaren Universums, bis zu 15 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt, wird in den sogenannten "Quasaren" eine derartig hohe Energie erzeugt, daß die Strahlung dieser im Fernrohr als punktförmig erscheinenden Objekte trotz der großen Entfernung, dennoch die Erde erreicht. Die weltweite Zusammenschaltung von Radioteleskopen synthetisiert eine Radioantenne, die eine Empfindlichkeit und Trennschärfe besitzt, die einem Teleskop mit dem Durchmesser der Erde von knapp 13000 Kilometern entspricht. Mittels dieser Beobachtungstechnik läßt sich das Geheimniss der Energieerzeugung in den Quasaren, den Zentren junger Galaxien, lüften.

Der Vortrag mit Lichtbildern gibt einen allgemeinverständlichen Einblick in die neuesten Ergebnisse der astronomischen Erforschung der Quasare aus der Sicht eines aktiv in der Forschung beteiligten Bonner Astronomen. Leitmotiv des Vortrages ist die Frage nach dem Prozess der Energieerzeugung durch massive "Schwarze Löcher" und die Frage nach der Ursache für die beobachteten scheinbar überlichtschnellen Materiestrahlen (Jets).

Biographische Angaben:

Dr. Thomas Krichbaum hat an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert und dort 1990 in Astronomie promoviert. Nach seiner Postdoc-Tätigkeit ist er seit 1997 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und beschäftigt sich mit der Erforschung extragalaktischer Objekte, vorwiegend auf dem Gebiet der Very Long Baseline Interferometry (VLBI) bei höchster räumlicher Auflösung im Bereich der Millimeterwellenlängen, aber auch mit der Untersuchung sehr kurzzeitiger Helligkeitsschwankungen (Intraday Variability) von kompakten Radioquellen.

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