Die Geschichte des MPIfR

Die Geschichte des MPIfR

Das Institut wurde im Jahr 1966 von der Max-Planck Gesellschaft als das Max-Planck-Institut für Radioastronomie gegründet.

Die Gründung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie erfolgte in einem engen Zusammenhang mit Plänen zur Entwicklung neuer, großer Radioteleskope in Deutschland. Im Jahre 1964 wurde von den Professoren Friedrich Becker, Wolfgang Priester und Otto Hachenberg von den (damaligen) Astronomischen Instituten der Universität Bonn ein Finanzierungsantrag für ein großes, vollbewegliches Radioteleskop an die Stiftung Volkswagenwerk gestellt.

Die Stiftung Volkswagenwerk sprach sich noch im gleichen Jahr für eine Förderung des Teleskopprojekts unter der Voraussetzung aus, dass eine Trägerschaft gefunden werden kann, die über die Möglichkeiten eines einzelnen Universitätsinstituts hinausgehen kann.

Bereits im folgenden Jahre 1965 beschloss die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) grundsätzlich die Gründung eines Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR).

Nach Abklärung zahlreicher Einzelheiten erfolgte im Jahre 1966 die Gründung des MPIfR in Bonn. Eine nicht unwesentliche Rolle spielte der Abschluss eines sog. „Einleitenden Vertrags″ zwischen dem Ministerpräsidenten des Landes NRW und dem Präsidenten der MPG über die Eingliederung des Forschungsinstituts für Radioastronomie in Bonn in das zu gründende MPIfR.

Professor Otto Hachenberg wurde seitens der MPG zum Gründungsdirektor berufen. Das neue MPIfR nahm seinen Betrieb zum 1. September 1966 auf. Eine Arbeitsgemeinschaft „Radioteleskop ARGE″, gebildet von den Firmen Krupp und MAN übernahm den Auftrag zum Bau eines vollbeweglichen Radioteleskops mit einem Durchmesser von 100 Metern. Die Auswahlentscheidung für den Standort des Radioteleskops fiel auf ein Tal bei Bad Münstereifel-Effelsberg in rund 40km Entfernung vom MPIfR in Bonn. Am 12. Mai 1971 wurde das erstellte 100-m-Radioteleskop eingeweiht, während der reguläre astronomische Messbetrieb zum 1. August 1972 aufgenommen werden konnte.

Seit 1969 wurde die Leitung des Instituts von einem Direktoren-Kollegium wahrgenommen, dem neben dem Gründungsdirektor Otto Hachenberg die von der MPG neu berufenen Peter G. Mezger und Richard Wielebinski als Direktoren angehörten. 1977 wurde Kenneth I. Kellermann als Direktor ans Institut berufen, während Otto Hachenberg zum Ende des Jahres als Mitglied des Direktoren-Kollegiums ausschied, um den Lehrstuhl für Radioastronomie an der Universität (wieder) zu übernehmen. Wie vorgesehen, schied Kellermann am Ende des Jahres 1979 aus dem Direktoren-Kollegium aus, um an das NRAO zurückzugehen.

1989 nahm der zum Direktor am Institut berufene Gerd Weigelt seine Tätigkeit auf, wobei dem Forschungsspektrum des Instituts mit der Infrarot-Interferometrie ein neues Fenster geöffnet wurde.

Peter G. Mezger wurde am 30. November 1996 emeritiert.

Karl M. Menten nahm am 1. Dezember 1996 seine Tätigkeit als Direktor am Institut auf.

Mit der Berufung von J. Anton Zensus zum Direktor am Institut gehörten dem Direktoren-Kollegium ab 1. Februar 1997 erstmals für weitere sieben Jahre vier Mitglieder (K. Menten, G. Weigelt, R. Wielebinski, A. Zensus) an.

Richard Wielebinski wurde am 29. Februar  2004 nach 35jähriger Tätigkeit als Direktor am Institut emeritiert.

Im Herbst 2008 wurde Michael Kramer zum Wiss. Mitglied der MPG und Direktor am Institut berufen.

Gerd Weigelt wurde am 28. Februar 2015 emeritiert.

Im August 1974 konnte das Institutsgebäude, das in Bonn-Endenich in baulicher Einheit mit dem Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn errichtet worden war, bezogen werden.

Das 100-m-Radioteleskop erwies sich nahezu als ein Allzweckinstrument, mit dem man den gesamten Beobachtungsbereich von galaktischer bis extragalaktischer Radioastronomie sowohl für Linienstrahlung als auch für kontinuierliche Radioemission erfassen konnte. Inbegriffen war dabei auch die Radiostrahlung von Pulsaren.

Modernste Forschung wurde durch stetige Fortentwicklung und Erneuerung der Empfangssysteme und Teleskopkomponenten ermöglicht. Besonderes Kennzeichen der Erfolgsgeschichte eines derart großen Radioteleskops war dessen Möglichkeit, die Beobachtungen bis zu einer kürzesten Wellenlänge von 3,5 mm auszudehnen.

Mit dem erfolgreichen Betrieb des 100-m-Radioteleskops nahm das Interesse an Erweiterungen des Forschungsspektrums des Instituts stetig zu. So wurde das 100-m-Radioteleskop eines der wichtigsten Instrumente für die Radiointerferometrie mit großen Basislängen (VLBI), seitdem das Institut 1980 als eines der Gründungsmitglieder das Europäische VLBI-Netzwerk verwirklichte. Ergänzend hierzu beteiligte sich das Institut mit dem 100-m-Radioteleskop auch an VLBI-Beobachtungen gemeinsam mit dem US-Netzwerk für VLBI.

Die VLBI-Beobachtungsmöglichkeiten erfuhren ab 1997 durch die Einbeziehung des japanischen VSOP-Projekts mit einem 10-m-Radioteleskop auf einer Umlaufbahn eine deutliche Steigerung. Das bereits geplante russische Projekt RADIOASTRON eines Radioteleskops auf einer Umlaufbahn  konnte erst mit großer zeitlicher Verzögerung realisiert werden, so dass ab 2012 auch das 100-m-Radioteleskop an VLBI-Beobachtungen unter Einbeziehung dieses Teleskop im All beteiligt war.

1977 bewilligte wiederum die Stiftung Volkswagenwerk die Mittel für Entwicklung und Bau eines Radioteleskops für den mm-Wellenlängenbereich als ein neues, wichtiges Forschungsziel des Instituts. Es wurde ein Radioteleskop von 30-m-Durchmesser für den mm-Wellenlängenbereich auf dem Pico Veleta in rund 2850m Höhe in Südspanien errichtet. Die Abnahme des 30-m-Teleskops erfolgte im September 1985. Zur gleichen Zeit ging das Teleskop in die Hände des bereits 1977 mit Sitz in Grenoble gemeinsam von MPG und CNRS gegründeten „Instituts für Radioastronomie im mm-Wellenlängenbereich″ (IRAM) über.

Ein weiterer Schritt zur Erweiterung der Beobachtungsmöglichkeiten im kurzwelligen Bereich stellte 1981 die Bewilligung der Mittel für Entwicklung und Bau eines Radioteleskops von 10-m-Durchmesser für den Submm-Bereich durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung dar. Das neue Submm-Teleskop sollte auf dem 3200 hohen Mt. Graham in Arizona gemeinsam mit dem Steward Observatorium der Universität von Tucson unter dem Namen Heinrich-Hertz-Teleskop (HHT) betrieben werden. Jedoch konnte die volle Inbetriebnahme infolge gerichtlicher Verfahren zur Klärung von Umweltfragen und Auswirkungen auf den indigenen Kulturraum erst gegen Ende 1993 erfolgen.

Neben der Erweiterung der bodengebundenen Beobachtungsmöglichkeiten in einen weiten Wellenlängenbereich engagierte sich das Institut auch in der Entwicklung von Instrumenten für die Weltraumprojekte ISO und FIRST und für das geplante Beobachtungsflugzeug SOFIA.

Das unter der Federführung des Instituts entwickelte „GREAT″, ein Instrument für hochaufgelöste Spektroskopie im 1 THz-Bereich wurde in 2008 für den Einsatz im Flugzeug-Observatorium SOFIA fertiggestellt.  Die ersten Beobachtungsflüge von SOFIA mit dem Ferninfrarotspektrometer GREAT erfolgten ab April 2011.

Die Beteiligung des Instituts am HHT endete vereinbarungsgemäß zum 30. Juni 2004. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Entwicklungen eines neuen Submm-Teleskops von 12-m-Durchmesser bereits weit fortgeschritten. Das neue Teleskop sollte gemeinsam von der ESO, dem schwedischen OSO und dem MPIfR unter dem Namen APEX („Atacama Pathfinder Experiment″) in 5000m Höhe in der Atacama Wüste in Chile betrieben werden. Bereits im August 2005 konnte der Messbetrieb mit APEX aufgenommen werden.

Im November 2007 wurde der Messbetrieb mit der deutschen Station des Niederfrequenz-Radioteleskops LOFAR, die sich auf dem Gelände des Radio-Observatoriums Effelsberg befindet, aufgenommen.

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