Öffentliche Vorträge in Bad Münstereifel


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2005

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie bietet in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung jedes Jahr eine öffentliche Vortragsreihe in Bad Münstereifel an. Die Vorträge finden zwischen April und November, einmal pro Monat jeweils an einem Mittwoch (meist der 1. Mittwoch im Monat), statt und beginnen um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Vorträge werden im Rats- und Bürgersaal im 1. Stock des Rathauses von Bad Münstereifel (Marktstrasse 15) durchgeführt.

Dunkle Materie und Dunkle Energie: ein neues Weltbild?

Mittwoch, 6. April 2005

Dr. Rainer Beck, MPIfR

Der Kosmos besteht nicht nur aus Materie, die Licht oder andere Strahlung aussendet und daher beobachtbar ist, sondern auch aus "Dunkler Materie", die sich z.B. durch schnelle Gasbewegungen in der Umgebung von Milchstrassensystemen verrät. Bis zu 99% der kosmischen Materie könnte dunkel sein: Sind es Zwergsterne, die es nicht geschafft haben, einen Fusionsreaktor zu zünden? Schwarze Löcher? Neutrinos? Oder eine bisher unbekannte Materieform?

Noch rätselhafter ist die "Dunkle Energie" oder das "fünfte Element" (Quintessenz), erfunden zur Erklärung der neuesten Daten der beschleunigten Expansion des Universums. Sie ist versteckt im Vakuum und daher prinzipiell unbeobachtbar! Ist das der Schritt zu einem neuen Weltbild, in dem das Vakuum dominiert? Oder ist vielleicht alles ganz anders?

Biographische Angaben:

Dr. Rainer Beck hat von 1969 bis 1975 an der Ruhr-Universität Bochum Physik und Astronomie studiert. Er hat 1979 in Bonn in Astronomie promoviert und ist seit 1980 Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Sein Hauptarbeitsgebiet sind Magnetfelder in Galaxien; seine Forschungsgebiete umfassen darüber hinaus auch Radiohalos von Galaxien und Kosmische Strahlung.

Staubige Galaxien im frühen Universum

Mittwoch, 4. Mai 2005

Dipl.-Phys. Hauke Voß, MPIfR

Staub, also kleine Partikel aus Mineralien, Eis und anderen Molekülen, existierte nicht von Anfang an in unserem Universum. Chemische Elemente, die schwerer sind als Lithium und aus denen der Staub zu einem guten Teil besteht, entstanden nicht direkt nach dem Urknall. Sie wurden in den Fusionsreaktoren der ersten Sterne erbrütet oder beim Sterben der massereichsten dieser Sterne in Supernovae gebildet. Wann genau sich diese sogenannten Population-III-Sterne gebildet haben, läßt sich derzeit fast nur aus recht unsicheren Modellrechnungen vorhersagen.

Das Max-Planck Millimeter Bolometer Array (MAMBO) ist ein Instrument, welches prinzipiell in der Lage ist, den Staub bis hinaus in die Kinderstube des Universums zu entdecken. Tatsächlich sehen wir in tiefen Durchmusterungen sogenannter "blank fields" eine Klasse staubiger Galaxien, welche mit derzeitigen Instrumenten in anderen Wellenlängenbereichen schwer oder gar nicht detektiert werden können. Auch wenn es noch nicht möglich ist, anhand der MAMBO-Messungen die Periode der Staubentstehung genauer zu bestimmen, so ergeben sich aus der Zahl und der Leuchtkraft der staubigen Galaxien wichtige Einschränkungen für die Modellrechnungen, die unser Verständnis für die Entstehung des Universums verbessern.

Biographische Angaben:

Dipl.-Phys. Hauke Voß hat sein Physikstudium an der Universität Bonn mit einer Diplomarbeit zum Thema "Modeling the star formation history of the universe to compare with mm and sub-mm deep field surveys" abgeschlossen. Seit dem Jahr 2003 arbeitet er als Doktorand am Max-Planck-Institut für Radioastronomie zum Thema "The Nature of the Far-Infrared/Millimeter Background Population".

Supernova-Explosionen in fernen Galaxien

Mittwoch, 1. Juni 2005

Dr. Eduardo Ros, MPIfR

Supernovae sind gewaltige Explosionen, die das "Leben" eines massereichen Sterns beenden. Bei solchen Ereignissen wird Energie durch das gesamte elektromagnetische Spektrum ausgestrahlt, von Gammastrahlung bis zum Infrarotbereich des Spektrums. In unserer Galaxis, der Milchstraße, ist es gut 400 Jahre her, daß zum letzten Mal eine solche Supernova-Explosion beobachtet werden konnte (Kepler's Supernova aus dem Jahr 1604).

Es werden allerdings regelmäßig Supernova-Ausbrüche in fernen Galaxien beobachtet. Darunter gibt es außergewöhnliche Objekte, die auch Radiostrahlung aussenden, die nur mit den größten und empfindlichsten Radioteleskopen der Erde aufgespürt werden kann, wie z.B. mit dem 100-m-Radioteleskop in Effelsberg.

Nach der Explosion dehnen sich die Trümmer aus und bilden den sogenannten Supernova-Überrest (SNR). In den meisten Fällen können diese Überreste einige Jahrzehnte nach der Explosion mit Radioteleskopen nachgewiesen werden. Es gibt aber Ausnahmefälle, bei denen Strahlung im Radiofrequenzbereich bereits wenige Tage oder Wochen nach der Explosion selbst aufgespürt werden kann.

In meinem Vortrag möchte ich mit Ihnen zu den Sternen reisen und einen Einblick in diese faszinierenden Objekte geben, vor allem wie wir sie mit "Radioaugen" sehen.

Biographische Angaben:

Dr. Eduardo Ros hat in Zaragoza und Paderborn Physik studiert. Anschließend hat er ein Promotionsprojekt im Fach Astronomie an der Universitat de València begonnen und war im Lauf seiner Promotion auf längeren Arbeitsaufenthalten in Bonn, Boston, Granada und Pasadena. Im Jahr 1997 hat er seine Promotion in València abgeschlossen. Seit Januar 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR), seit Oktober 2004 Koordinator der International Max Planck Research School (IMPRS) an der Universität Bonn und seit Juli 2005 Forschungskoordinator am MPIfR.

Sternentstehungsausbrüche und explodierende Galaxien

Mittwoch, 6. Juli 2005

Prof. Dr. Peter L. Biermann, MPIfR

Galaxien kommen in zwei Varianten vor: Scheibengalaxien mit viel kaltem Gas und elliptische Galaxien mit viel heißem Gas. Neue Sterne entstehen in großer Zahl praktisch nur in den Scheibengalaxien, so wie in unserer Milchstraße. Fast alle Galaxien haben im Zentrum ein großes Schwarzes Loch, dessen Größe manchmal unserer Sonne gleichkommt, manchmal so ausgedehnt ist wie die Erdbahn oder auch in seltenen Fällen so groß wie das ganze Sonnensystem ist. Galaxien scheinen förmlich zu explodieren, wenn eine extrem hohe Sternentstehungsrate durch zahlreiche Supernovaexplosionen das interstellare Gas auseinander treibt. Dann kann eine Galaxie von der Seite gesehen wie ein Kreuz aussehen in Röntgenstrahlung, weil das senkrecht zur Scheibe fliegende Gas ebenso wie die Scheibe Röntgenstrahlung aussendet.

Unter den Sternexplosionen gibt es eine extreme Variante, die Gammablitze, bei denen der Stern bei der Explosion in zwei Richtungen zerlegt wird, wobei zwei unglaublich starke und schnelle Gasstrahlen auseinanderfliegen; die Emissionen aus diesen Gasstrahlen sind noch von der anderen Seite des Universums ganz hell zu sehen. Noch mehr Energie wird frei, wenn das zentrale Schwarze Loch in Galaxien gefüttert wird, wie bei einer Verschmelzung zweier Galaxien. Dann entsteht eine heiße, strudelartige Akkretionsscheibe, die man wiederum quer durch das gesamte Universum beobachten kann; dabei fliegt entlang der Rotations- und Symmetrieachse der inneren Scheibe ein Gasstrahl nach beiden Seiten, in dem das Gas mit nahezu Lichtgeschwindigkeit fliegt - das heißt, man kann diese Bewegung noch quer durch das Universum echt beobachten. Solche Gasstrahlen können im Extremfall bis 10 Millionen Lichtjahre weit fliegen, bevor sie zerspritzen.

Der extremste Fall könnte eintreten, wenn bei der Verschmelzung zweier Galaxien auch die beiden Schwarzen Löcher miteinander verschmelzen, denn dann kann sich die Rotationsachse des massereicheren Schwarzen Lochs ändern. Da aber die Richtung des Gasstrahls durch die Rotationsachse des Schwarzen Lochs bestimmt wird, bedeutet das, dass die Gasstrahlen ihre Richtung ändern, so dass für kurze Zeit so eine Galaxie plötzlich vier Gasstrahlen hat. Die Energien, die bei solchen Superexplosionen frei werden, können das Dreißigfache der gesamten Sonnenabstrahlung über ihr ganzes Leben erreichen und vielleicht übersteigen.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Peter L. Biermann hat in Göttingen promoviert und sich habilitiert, und ist seit 1981 Professor für Astrophysik und Astronomie an der Universität Bonn, neben seiner Tätigkeit am MPIfR. Er war Gastprofessor in Toronto, Kanada; Tucson, Arizona, USA; in Wuppertal und in Paris. Er hält neben seiner Vorlesungstätigkeit in Bonn auch Vortragsreihen im Ausland, darunter in den letzten Jahren in China, Korea, Indien, Bulgarien, Rumänien, Italien, und den USA. Entsprechend umfaßt seine Gruppe Studenten und w issenschaftliche Gäste aus vielen Ländern. Im März 2004 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Bukarest verliehen.

Astrobiologie - mehr als Science Fiction!

Mittwoch, 3. August 2005

Dr. Norbert Junkes, MPIfR

Astrobiologie - da denkt man im ersten Moment an kleine grüne Männchen, Aliens und den ganzen Zoo, der sich seit über 100 Jahren durch das Gebiet der Science Fiction (in Buch, Film und Fernsehen) zieht.

Es ist aber durchaus mehr, nämlich ein intradisziplinäres Forschungsgebiet, das Astronomie, Physik, Chemie, Biologie und Geologie auf der Suche nach Leben im Universum verbindet.

Die Spannweite der Astrobiologie reicht von der Suche nach einfachen Lebensformen auf Planeten und Monden in unserem Sonnensystem (z.B. der erst kürzlich gestartete Mars Express) bis zur (inzwischen in mehr als 100 Fällen erfolgreichen) Suche nach extrasolaren Planeten. Aber auch SETI, die Suche nach künstlichen Signalen aus dem Weltraum gehört in diesen Zusammenhang (CONTACT - Der Film).

Biographische Angaben:

Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), in Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

Die geheimnisvolle Welt der Röntgenastronomie

Mittwoch, 7. September 2005

Priv.-Doz. Dr. Jürgen Kerp, RAIUB

Der Nutzen von Röntgenstrahlung in der medizinischen Diagnostik ist jedem bekannt. Weitgehend unbekannt ist jedoch der Himmel im Röntgenlicht. Überraschend ist, dass es recht geringe Unterschiede im Erscheinungsbild des Röntgenhimmels mit dem des bekannten Nachthimmels gibt. Diese Ähnlichkeit täuscht jedoch; wir sehen bei den uns vertrauten Objekten ganz andere physikalische Phänomene.

Der Vortrag gewährt einen Einblick in die moderne Röntgenastronomie. Sie erfahren, wie ein Röntgenteleskop funktioniert, wie die Astronomen die Planeten des Sonnensystems oder die entferntesten Objekte im Universum "röntgen", und welche interessanten Schlussfolgerungen sie daraus über die Entwicklung des Universums ziehen.

Biographische Angaben:

Priv.-Doz. Dr. Jürgen Kerp hat von 1984 bis 1990 Physik und Astronomie an der Universität Bonn studiert. Von 1990 bis 1991 hat er seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Radioastronomie verfertigt, von 1991 bis 1994 am Radioastronomischen Institut der Universität Bonn promoviert. Nach Postdoc-Positionen in Bonn und Garching ist er seit 1998 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Radioastronomischen Institut der Universität Bonn angestellt. Im Jahr 2004 hat er sich an der Universität Bonn im Fach Astronomie habilitiert.

Vom Weltraummüll zu Pulsaren: ein neuer Multibeam-Empfänger für das 100-m-Teleskop

Mittwoch, 5. Oktober 2005

Dr. Bernd Klein, MPIfR

Seit einigen Jahren werden in der Radioastronomie zunehmend Empfänger als sogenannte Multi-Beam Systeme entwickelt und eingesetzt. Mit "Multi-Beam" sind Empfänger gemeint, die nicht nur einen Sehwinkel ("Beam") haben, sondern gleichzeitig auch die Nachbarbereiche (Aussen-Beams) erfassen können.

Vielen Zuhörern wird diese Technik von TV-Satellitenanlagen her bekannt sein, die gleichzeitig - ohne Drehung des Spiegels - Programme des Astra- und des Eutelsat-Satelliten empfangen können. Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch den größeren Sichtbereich solcher Empfänger können Himmelskartierungen in kürzeren Beoachtungszeiten im Vergleich zu Einzel-Beam Systemen durchgeführt werden.

Anhand des derzeit im Bau befindlichen 7-Beam 21cm-Empfängers für das 100-m Effelsberg-Teleskop, werden die technischen Aspekte solcher Empfänger vorgestellt. Neben der astronomischen Anwendung (z.B. bei der Pulsar-Suche) wird dieser Empfänger, in Kombination mit der 34-m Radaranlage der FGAN, zukünftig auch in Zusammenarbeit mit der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zur Detektion von Weltraummüll (Space Debris) eingesetzt.

Biographische Angaben:

Dr. Bernd Klein hat an der Fachhochschule Giessen-Friedberg allgemeine Elektrotechnik und techn. Informatik und anschliessend an der Universität Siegen theoretische Elektrotechnik studiert. Nach zwei Jahren Forschung und Lehre im Bereich Realzeitbetriebssysteme an der Universität Dortmund, ist er seit 1999 am MPI für Radioastronomie angestellt und leitet seit Mitte des Jahres 2002 das Digital-Labor. Im Jahr 2004 wurde er mit einer Doktorarbeit zum Thema "Die Suche nach hochdispergierten Radio-Pulsaren in Richtung des Galaktischen Zentrums" an der Universität Bonn promoviert.

Astronomie in 5000 Meter Höhe: das APEX-Teleskop

Mittwoch, 2. November 2005

Dr. Peter Schilke, MPIfR

Nach Monaten der Anstrengung, um das neue APEX-Teleskop auf bestmöglichem technischen Level betreiben zu können, schauen nun die meisten der beteiligten Mitarbeiter mit großer Zufriedenheit auf die Früchte ihrer Arbeit. APEX ist, zum Zeitpunkt seiner offiziellen Einweihung, nicht nur voll betriebsfähig; es hat auch bereits zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt.

Die Millimeter- and Submillimeter-Astronomie eröffnet aufregende neue Möglichkeiten für die Untersuchung der ersten Generationen von Galaxien, die sich im Universum gebildet haben, und von Entstehungsmechanismen für Sterne und Planeten. APEX ermöglicht den Wissenschaftlern die Untersuchung chemischer und physikalischer Bedingungen in Molekülwolken, d.h., dichter Regionen von Gas und Staub, in denen neue Sterne entstehen.

In dem Vortrag wird das Teleskop vorgestellt, die Besonderheiten des hoch gelegenen Standorts und natürlich die Ergebnisse der sehr erfolgreichen neuen Beobachtungen.

Biographische Angaben:

Dr. Peter Schilke studierte Physik und Astronomie an der Universität Bonn. Im Jahr 1989 schloss er eine Diplomarbeit zum Thema "Ammoniak in warmen Molekülwolken" am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) ab, die auf Beobachtungen am 30-m-IRAM-Teleskop auf dem Pico Veleta in Spanien basierte. Aus dem Jahr 1992 stammt seine Dissertation zum Thema "The Chemistry of Interstellar Hydrogen Cyanide: Observations and Theory", ebenfalls am MPIfR. Peter Schilke arbeitete als Postdoc am Submillimeter Observatory des California Institute of Technology und am I. Phys. Institut der Universität Köln, und kehrte im April 1997 als wissenschaftlicher Mitarbeiter ans MPIfR in die Millimeter- und Submillimeter Gruppe zurück. Sein Hauptarbeitsgebiet ist die Molekülspektroskopie. Peter Schilke ist Projektwissenschaftler für das APEX-Teleskop, über das er in diesem Vortrag berichtet.

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