Dunkle Materie und Dunkle Energie: Die Musik des Universums
Mittwoch, 2. Juli 2003
Prof. Dr. Peter L. Biermann, MPIfR
Wellen laufen durch das Universum wie durch eine Geige, oder auch durch ein mit einem Holz-Löffel geschlagenes Kuchenblech. Wenn man Zucker auf das Kuchenblech legt, und dann das Blech anschlägt, gibt es ganz charakteristische Muster. Entsprechend sehen wir die Muster im Universum in den räumlichen Fluktuationen des Feuers vom Urknall. Das Licht dieses Feuers wird in seiner Ausbreitung vom Muster der Wellen gestört, und so sehen wir diese Wellen. Genau wie aber der Klang einer Geige entscheidend von ihrer Bauweise abhängt, können wir heute aus diesen mit hoher Präzision gemessenen Wellen des Universums genau ableiten, was es dort alles gibt, und wie alt das Universum ist.
Und wir sehen, es gibt kaum Materie wie uns selbst; nur wenige Prozent des Universums besteht aus Materie wie uns, der Erde, der Sonne und den Sternen. Dann gibt es die dunkle Materie, von der wir nur die Gravitation messen können, dieselbe Schwerkraft, die uns im Stuhl hält und die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne; dunkle Materie macht etwa 25 Prozent der Masse des Universums aus.
Und schliesslich gibt es noch die dunkle Energie, die unsere Umgebung im Kosmos wie von einem Gummiband gezogen immer stärker auseinander zieht; sie macht genau den Rest zu hundert Prozent aus.
Weil es wirklich hundert Prozent sind, ist die Geometrie des Universums einfach: die Winkelsumme im kosmischen Dreieck ist 180 Grad - das Weltall ist flach, sagt die Mathematikerin. Das Alter des Weltalls ist 13,7 Milliarden Jahre, und das Alter des Sonnensystems ist 4,5 Milliarden Jahre. Wir bestimmen heute mit ungeheurer Präzision, was wir nicht verstehen.
Biographische Angaben:
Prof. Dr. Peter Biermann hat in Göttingen promoviert und sich habilitiert, und ist seit 1981 Professor für Astrophysik und Astronomie an der Universität Bonn, neben seiner Tätigkeit am MPIfR. Er war Gastprofessor in Toronto, Kanada; Tucson, Arizona, USA; in Wuppertal und in Paris. Er hält neben seiner Vorlesungstätigkeit in Bonn auch Vortragsreihen im Ausland, darunter in den letzten Jahren in China, Korea, Indien, Bulgarien, Rumänien, Italien, und den USA. Entsprechend umfaßt seine Gruppe Studenten und wissenschaftliche Gäste aus vielen Ländern.