Forschungsbeiträge zum Jahrbuch der Max-Planck-Gesellschaft
Zensus, J. Anton; Kramer, Michael; Menten, Karl M.; Britzen, Silke (2020)
Am 10. April 2019 wurde die erste Aufnahme eines Schwarzen Lochs von einem Team von 347 internationalen Wissenschaftlern aus 59 Instituten in 18 Ländern veröffentlicht. Theoretische Arbeiten und indirekte Hinweise zur Existenz von Schwarzen Löchern gab es seit langem. Erst jetzt besaßen die Beobachtungen die notwendige Auflösung für ein Bild, ermöglicht durch eine Kombination von sieben, über die Erde verteilten Radioteleskopen, die das Zentrum der Galaxie M87 beobachteten. Mehr als 30 Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn sind an diesem Erfolg beteiligt.
Wyrowski, F.; Wiesemeyer, H.; Tiwari, M.; Klein, B.; Menten, K.M. (2019)
Das Flugzeug-Observatorium SOFIA erlaubt astronomische Beobachtungen im Ferninfrarot-Bereich, der vom Boden aus nicht zugänglich ist. Hier befinden sich die wichtigsten Spektrallinien, die für das Kühlen des interstellaren Mediums verantwortlich sind. Unsere Gruppe hat mit dem upGREAT-Empfänger auf SOFIA die Feinstrukturlinie des ionisierten Kohlenstoffes im Lagunennebel gemessen. Hieraus lassen sich erstmals die Gasbewegungen in der unmittelbaren Umgebung des Nebels ermitteln.
Boccardi, Bia (2018)
Die Entstehung relativistischer Jets in aktiven Galaxien ist ein immer noch nicht vollständig verstandener physikalischer Prozess. Entscheidend für die Überprüfung theoretischer Modelle ist die Beobachtung von Strahlung aus der unmittelbaren Umgebung des zentralen Schwarzen Lochs. Dazu wurde die Galaxie Cygnus A mit weltweit vernetzten Radioteleksopen bei Millimeterwellenlängen beobachtet und damit ein hochaufgelöstes Bild des Jet-Fußpunkts erzielt. Die Analyse von Kinematik und interner Struktur zeigen, dass es sich bei dem Jet um einen durch Magnetfelder beschleunigten Scheibenwind handelt.
Spitler, Laura (2017)
Seit zehn Jahren entdecken Radioastronomen immer wieder flüchtige, starke Blitze von Radiowellen, ausgesandt von unbekannten astronomischen Quellen außerhalb unserer eigenen Galaxie. Die Entdeckung dieser sogenannten schnellen Radioblitze, oder FRBs gemäß der Abkürzung im Englischen, hat vor allem deshalb für große Aufregung gesorgt, da die geschätzte Entfernung der FRBs 100 Millionen bis einige Milliarden Lichtjahre beträgt. Es ist ein astrophysikalisches Rätsel, was für eine Quelle einen so starken Radioblitz erzeugen kann.
Menten, Karl M.; Kamiński, Tomasz (2016)
Mit dem APEX-Teleskop wurde die Position der ältesten (1670) historisch dokumentierten „Nova”-Explosion beobachtet. Es wurde die Strahlung einer Vielzahl verschiedener, sogar organischer Molekülsorten nachgewiesen. Deren isotopologische Zusammensetzung impliziert, dass keineswegs „normales” interstellares Gas gefunden wurde, sondern Material, das bei der Kollision zweier Sterne freigesetzt wurde. Diese neue Quelle interstellarer Moleküle erlaubt es, das Endprodukt einer Verschmelzung zweier Sterne zu untersuchen, ein Prozess, der möglicherweise weit häufiger vorkommt als bislang vermutet.
Die Infrarot-Interferometrie wird völlig neue Möglichkeiten für die astrophysikalische Forschung eröffnen. So wird in wenigen Jahren das Very Large Telescope Interferometer (VLTI) der Europäischen Südsternwarte hochaufgelöste Bilder liefern, die bis zu 100mal schärfer sein werden als Aufnahmen des Hubble Space Telescope (HST). Das VLTI wird aus vier 8-m-Teleskopen und drei fahrbaren 1,8-m-Teleskopen mit Abständen bis zu 200 m Länge bestehen. Bei der Wellenlänge 1,65 µm wird eine Auflösung von 2 Millibogensekunden erreichbar sein.