Neues aus dem All
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Seit dem Jahr 2001 bieten wir in Bonn die Vortragsreihe "Neues aus dem All" mit astronomischen Vorträgen an.
Die Vorträge finden im allgemeinen mittwochs im Deutschen Museum Bonn [Ahrstraße 45, direkt im Gebäude des Wissenschaftszentrums] statt und beginnen um 19:00 Uhr.
Das diesjährige Reihenthema "Schwarze Löcher" wurde in Zusammenhang mit den im April 2019 vorgestellten Resultaten des "Event-Horizon-Teleskop-Projekts" ausgewählt. Ein erster Vortrag zu diesem Thema von Prof. Anton Zensus (Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn) fand bereits am Mittwoch, 19. Juni 2019, im Deutschen Museum Bonn statt.
Die Vortragsreihe ist eine gemeinsame Veranstaltung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn und des Deutschen Museums Bonn.
Titel und Referenten der früheren Vorträge seit 2001 sind unter den oben aufgeführten Links (Jahreszahlen) auch weiterhin zugänglich.
Vermessung und Beobachtung von Schwarzen Löchern. Der Beginn einer neuen Zeit?
Mittwoch, 6. November 2019, 19:00 Uhr
Prof. Dr. Michael Kramer, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
Die Vortragsreihe über Schwarze Löcher stellt in den einzelnen Vorträgen verschiedene Methoden und Ergebnisse im Detail vor, wie man Schwarze Löcher detektieren und untersuchen kann. Dabei werden Ergebnissen präsentiert, die von Sternen-großen Schwarzen Löchern handeln, und von sehr massereichen Schwarzen Löchern in Zentren von Galaxien. Alle zusammen erlauben uns, diese Objekte aus einer Vielzahl von Perspektiven zu betrachten.
Der vorliegende Vortrag wird diese Methoden und deren Ergebnisse in einen größeren Zusammenhang setzen, in dem es um die Überprüfung der allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein geht. Der Vortrag gibt damit eine ausführliche Einführung in die späteren Veranstaltungen dieser Reihe.
Biographische Angaben:
Prof. Dr. Michael Kramer stammt aus Köln und hat an den Universitäten Köln und Bonn Physik studiert. Er hat das Physik-Studium im Jahr 1993 in Bonn mit einer Diplomarbeit zum Thema "Pulsare" abgeschlossen und dort im Jahr 1995 mit der Dissertation "High Frequency Observations of Pulsars" im Fach Astronomie promoviert. Von 1993 bis 1998 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn. Im Jahr 1996 wurde er von der Max-Planck-Gesellschaft mit der Otto-Hahn-Medaille ausgezeichnet. Das damit verbundene Stipendium führte ihn 1998 für ein Jahr zur University of California-Berkeley. Seit 1999 ist er am Jodrell Bank Radio Observatory der Universität Manchester in England, an der er, zunächst als "Lecturer", dann als "Reader" (Associate Professor) und schließlich als "Full Professor" lehrte. Ab März 2005 war er dort Leiter der Pulsar-Gruppe und ist seit März 2009 Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie und Leiter der Forschungsgruppe „Radioastronomische Fundamentalphysik".
Michael Kramer wurde im Jahr 2009 wurde er mit dem Marcel-Großmann-Preis ausgezeichnet, im Jahr 2010 mit dem Akademiepreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, im Jahr 2013 mit der Herschel-Medaille der Royal Astronomical Society (RAS) sowie, zusammen mit Heino Falcke und Luciano Rezolla, mit einen „Synergy Grant Award“ des European Research Council (ERC). Seit 2015 ist er Mitglied des „Scientific Council“ des ERC, seit 2016 Mitglied der Academia Europaea und seit 2017 Vizepräsident der Astronomischen Gesellschaft. Im Jahr 2016 wurde er mit der George-Darwin-Lectureship der RAS geehrt.
Schwarze Löcher – Science-Fiction oder Realität?
Mittwoch, 4. Dezember 2019, 19:00 Uhr
Dr. Stefan Gillessen, Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching
Kaum ein Science-Fiction Roman kommt ohne Schwarze Löcher aus. Wie sonst sollte man in Sekundenbruchteilen durch die Raumzeit tunneln können, wenn nicht durch den Schlund eines Schwerkraftmonsters? Sind Schwarze Löcher also Science-Fiction? Oder gibt es sie tatsächlich? Was genau ist eigentlich ein Schwarzes Loch?
Der Vortrag erläutert, wie sich die Wissenschaftler ein Schwarzes Loch vorstellen, wie es entstehen könnte und wie man es beobachten könnte. Und gerade zum letzten Punkt gab es in den letzten Jahren viele spannende Entdeckungen. Lassen Sie sich entführen an die Grenzen des Vorstellbaren!
Biographische Angaben:
Dr. Stefan Gillessen hat von 1994 bis 1999 an der Universität Heidelberg Physik studiert und im Jahr 1999 seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Kernphysik mit dem Titel „A CCD-based automated mirror alignment system for Cherenkov telescopes“ abgeschlossen. Von 2001 bis 2004 hat er an der Universität Heidelberg promoviert und im Jahr 2004, ebenfalls am Max-Planck-Institut für Kernphysik, seine Promotion zum Thema „Locating TeV sources with H.E.S.S. with subarcminute precision“ erfolgreich abgeschlossen. Seit 2004 ist er als Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München. Im Jahr 2012 hat er einen Starting Grant des „European Research Councils“ (ERC) erhalten, zur Einrichtung einer Forschungsgruppe erhalten, die sich mit der Interpretation von interferometrischen Daten zum galaktischen Zentrum mit dem neuen GRAVITY-Instrument am ESO-VLT befasst. Mit GRAVITY können relativistische Effekte in der Nähe des Schwarzen Lochs im Herzen unserer Milchstraße untersucht werden.
Wenn Schwarze Löcher Raum und Zeit erschüttern
Mittwoch, 11. Dezember 2019, 19:00 Uhr
Dr. Frank Ohme, Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut), Hannover
Was Jahrzehnte lang vielleicht wie fantastische Träumereien von Wissenschaftlern aussah, ist seit 2015 Realität: unser Universum ist seit dem 14. September 2015 nicht nur wie bisher in vielen Formen des Lichts sichtbar, sondern auch durch Gravitationswellen "hörbar". Dafür sind kilometerlange Laserinterferometer nötig, die kleinste Störungen der Raumzeit aufzeichnen. Die häufigsten Auslöser dieser Störungen sind dabei Binärsysteme von Schwarzen Löchern, die, Milliarden Lichtjahre von uns entfernt, umeinander kreisen und schließlich mit einem gewaltigen Knall verschmelzen.
In dem Vortrag werde ich beschreiben, wie dieses neue Fenster zu unserem Universum hilft, insbesondere Schwarzen Löchern und anderen kompakten Objekten auf die Spur zu kommen, und wie Nuancen in ihrem "Klang" mit Hilfe von Supercomputern entschlüsselt werden können.
Biographische Angaben:
Dr. Frank Ohme hat an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Physik studiert und das Studium im Jahr 2008 mit dem Diplom abgeschlossen. Sein Promotionsstudium von 2009 bis 2012 erfolgte am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam an der Schnittstelle von numerischer Relativitätstheorie und der Datenanalyse von Gravitationswellen (Dissertation: „Bridging the Gap between Post-Newtonian Theory and Numerical Relativity in Gravitational-Wave Data Analysis“). Von 2012 bis 2016 war er als Postdoc an der Universität Cardiff und in dieser Zeit Mitglied des internationalen Forscherteams, dem am 14. September 2015 die erste direkte Beobachtung und Interpretation von Gravitationswellen bei der Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher in einem Binärsystem gelang. Seit November 2016 leitet Frank Ohme die Max-Planck-Forschungsgruppe „Binary Merger Observations and Numerical Relativity“ am Albert-Einstein-Institut in Hannover.
Das erste Bild von einem Schwarzen Loch: Ein Blick ans Ende von Raum und Zeit
Mittwoch, 19. Juni 2019, 19:00 Uhr
Prof. Dr. Anton Zensus, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
Das erste Bild eines Schwarzen Loches gilt als die Wissenschaftssensation des Jahres 2019. Professor Anton Zensus vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie war als Vorstandsvorsitzender einer internationalen Kollaboration und mit den technischen und wissenschaftlichen Vorbereitungen seiner Forschungsabteilung maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt.
Der Referent hat in seinem Vortrag einen Bogen gezogen von den ersten Spekulationen über die Existenz von Schwarzen Löchern, über detaillierte Modellrechnungen bis hin zum „Event Horizon Telecope“, einem Zusammenschluss von acht Radioteleskopen mit der Bildschärfe einer Antenne so groß wie die Erde, das schließlich den ersten direkten Nachweis eines Schwarzen Loches ermöglicht hat.
Der Vortrag fand bereits im Juni statt, hat aber thematisch und aus aktuellem Anlass (Event-Horizon-Teleskop-Projekt) die astronomische Vortragsreihe "Neues aus dem All" im Deutschen Museum Bonn eingeleitet, die in diesem Jahr unter dem Thema "Schwarze Löcher - Schwerkraftriesen im Universum" steht.
Biographische Angaben:
Prof. Dr. Anton Zensus hat Physik und Astronomie an den Universitäten Köln, Münster und Bonn studiert und 1984 an der Universität Münster promoviert. Von 1985 bis 1988 war er Forschungsstipendiat am California Institute of Technology (CalTech), von 1988 bis 1997 war er am National Radio Astronomical Observatory (NRAO) in Charlottesville/USA, zunächst als Forschungsstipendiat, später als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Im Jahr 1997 wurde er als wissenschaftliches Mitglied und Direktor ans Max-Planck-Institut für Radioastronomie berufen und leitet dort die Forschungsabteilung Radioastronomie/VLBI. Er ist seit 2001 „Adjunct Scientist“ am NRAO und seit 2005 Honorarprofessor an der Universität zu Köln. Anton Zensus ist Vorsitzender des Kollaborationsrats für das Projekt „Event Horizon Telescope“ (EHT) zum ersten direkten Nachweis eines supermassereichen Schwarzen Lochs.