Die Himmelsscheibe von Nebra - ein früher Blick des Menschen ins Universum
Mittwoch, 16. Januar 2008
Prof. Dr. Wolfhard Schlosser, Ruhr-Universität Bochum
Im Jahr 2002 wurde in einer krimireifen Polizeiaktion im Baseler Hilton-Hotel ein prähistorischer Fund beschlagnahmt, zu dem neben zwei prachtvollen goldverzierten Bronzeschwertern und einigen anderen Objekten auch die Himmelsscheibe von Nebra gehört.
Diese durch ihre Patina tiefgrün gefärbte Bronzescheibe zeigt Goldfiguren, in denen jeder sofort "Sonne, Mond und Sterne" sieht. Ihr unzweifelhafter Bezug zur Astronomie machte sie zu dem Schlüsselfund der Archäoastronomie schlechthin. Sie ist gewissermaßen die TÜV-Plakette für andere archäoastronomische Denkmale, deren astronomische Funktion bisher nur indirekt erschlossen werden konnte.
Der Referent ist mit der astronomischen Analyse dieses einmaligen Funds beauftragt und berichtet über den gegenwärtigen Kenntnisstand zurArchäologie, Metallurgie und Astronomie der Scheibe. Obwohl die Himmelsscheibe offensichtlich heimischen Ursprungs ist, werden kulturelle Bezüge bis nach Griechenland in die Ägäis deutlich.
Biographische Angaben:
Prof. Dr. Wolfhard Schlosser, geboren 1940 in Breslau, hat von 1959 bis 1966 Physik, Astronomie und Geophysik an der Universität Hamburg studiert. Von 1969 bis 2005 war er als Hauptobservator am Astronomischen Institut der Ruhr-Universität Bochum beschäftigt, an der er sich im Jahr 1973 habilitiert hat. Seine Forschungsarbeiten umfassen die großräumige Struktur unserer Milchstraße und benachbarter Galaxien und die Untersuchung prähistorischer Denkmäler in Deutschland mit vermuteter astronomisch-kalendarischer Funktion. Er war Projektleiter der GAUSS-Kamera für die Spacelab-D2-Mission und ESA-Beauftragter für die Internationale Raumstation ISS.