Der ganze Himmel bei allen Wellenlängen - vom Radio- bis zum Gammastrahlenbereich
Mittwoch, 11. November 2009
Prof. Dr. Karl M. Menten
Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
Während die Menschen seit Urzeiten den Himmel nur im Bereich des sichtbaren Lichtes beobachteten, haben es technologische Entwicklungen ermöglicht, dass heute astronomische Messungen bei praktisch allen Wellenlängen des elektromagnetischen Spektrums durchgeführt werden können. Neben dem optischen wurden nach und nach Radio-, Infrarot-, Ultraviolett-, Röntgen- und Gammastrahlenbereich des Spektrums erschlossen, in vielen Fällen erst mit Hilfe von Satellitenobservatorien. Dass astronomische Quellen wie Sterne, Galaxienkerne oder interstellares Gas sich bei verschiedenen Wellenlängen in unterschiedlichster Weise manifestieren, erlaubt tiefe Rückschlüsse auf die in ihnen wirkenden physikalischen und chemischen Prozesse - Multi-Wellenlängenastronomie ist unabdingbar für die moderne Astrophysik!
Wann immer ein neuer Wellenlängenbereich erschlossen wird, beobachtet man, oft gleich zu Beginn, auch den gesamte Himmel in seiner Strahlung. Solche Durchmusterungen, mit möglichst gleichmäßiger Überdeckung durchgeführt, erlauben eine komplette Gesamtaufnahme des Himmels und liefern damit aussagekräftige statistische Ergebnisse. Darüber hinaus führen sie oft zur Entdeckung völlig neuer Klassen von astronomischen Objekten. In meinem Vortrag möchte ich interessante Himmelsdurchmusterungen diskutieren und besonders auf wichtige, oft sogar revolutionäre neue Entdeckungen eingehen, welche bei verschiedenen solcher Programme gemacht werden konnten.
Biographische Angaben:
Prof. Dr. Karl M. Menten hat in Bonn Physik und Astronomie studiert und 1987 am Max-Planck-Insitut für Radioastronomie (MPIfR) promoviert. Nach mehrjähriger Forschungstätigkeit im Ausland, zuletzt als "Senior Radio Astronomer", am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge/Massachusetts, USA, ist er seit 1996 als Direktor und Leiter der Abteilung Millimeter- und Submillimeter-Astronomie am MPIfR in Bonn. Seit Dezember 2000 ist er Honorarprofessor an der Universität Bonn und seit 2008 geschäftsführender Direktor des MPIfR. Karl Menten ist Projektleiter des "Atacama Pathfinder Experiments" (APEX) und wurde (zusammen mit Frank Bertoldi und Ernst Kreysa) mit dem Philipp-Morris-Forschungspreis 2004 für Entwicklung und Einsatz von Bolometer-Detektoren in der Submillimeter-Astronomie ausgezeichnet. Im Jahr 2007 wurde ihm als erstem deutschen Wissenschaftler vom US-amerikanischen National Radio Astronomy Observatory die Karl G. Jansky Lectureship verliehen für herausragende Beiträge zum Fortschritt der Astronomie.