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2017

"Planeten um andere Sonnen"




Seit dem Jahr 2001 bieten wir in Bonn eine Vortragsreihe mit astronomischen Vorträgen an.

Die Vorträge finden im allgemeinen mittwochs im Deutschen Museum Bonn [Ahrstraße 45, direkt im Gebäude des Wissenschaftszentrums] statt und beginnen um 19:00 Uhr.

Die Vortragsreihe ist eine gemeinsame Veranstaltung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn und des Deutschen Museums Bonn.

Unser Reihenthema  “Planeten um andere Sonnen” beinhaltet ein aktuelles astronomisches Forschungsgebiet - bis Mai 2017 konnten über 3600 Planeten um andere Sterne nachgewiesen werden.

Pulsarplaneten - Planeten um tote Sterne

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Prof. Dr. Michael Kramer, Max-PLanck-Institut für Radioastronomie, Bonn

Seit den 1990er Jahren ist die Planetenforschung nicht nur auf unser Sonnensystem beschränkt.

Die ersten Planeten außerhalb des Sonnensystems wurden bereits im Jahr 1992 gefunden, allerdings an einem sehr ungewöhnlichen Ort. Die große Überraschung war, dass diese Planeten nicht einen normalen Stern umkreisten, sondern einen “toten Stern”, einen sogenannten Pulsar. Pulsare stellen das Endstadium bei der Entwicklung von massereichen Sternen dar.

Hier hatte man Planeten nicht erwartet. Wie entstanden diese Planeten, warum wurden sie gerade um Pulsare zuerst gefunden, und gibt es noch mehr davon? Die Geschichte der Pulsar-Planeten ist interessant - und geht bis heute weiter. Der Vortrag erzählt diese Geschichte und versucht, die offenen Fragen zu beantworten.


Biographische Angaben:

Prof. Dr. Michael Kramer stammt aus Köln und hat an den Universitäten Köln und Bonn Physik studiert. Er hat das Physik-Studium im Jahr 1993 in Bonn mit einer Diplomarbeit zum Thema "Pulsare" abgeschlossen und dort im Jahr 1995 mit der Dissertation "High Frequency Observations of Pulsars" im Fach Astronomie promoviert. Von 1993 bis 1998 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPI für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn. Im Jahr 1996 wurde er von der Max-Planck-Gesellschaft mit der Otto-Hahn-Medaille ausgezeichnet. Das damit verbundene Stipendium führte ihn 1998 für ein Jahr zur University of California-Berkeley. Von 1999 an war  er am Jodrell Bank Radio Observatory der Universität Manchester in England, an der er, zunächst als "Lecturer", dann als "Reader" (Associate Professor) und schließlich seit 2006 als "Full Professor" lehrt. Ab März 2005 war er dort Leiter der Pulsar-Forschungsgruppe. Seit März 2009 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Radioastronomie und Leiter der Forschungsgruppe "Radioastronomische Fundamentalphysik". Michael Kramer erhielt 2009 den Marcel Grossmann Award für seine grundlegenden Beiträge zur Astrophysik von Pulsaren, speziell für die erste Bestätigung der Existenz von Spin-Orbit-Präzession in Doppelstern-Pulsaren, 2010 den Akademiepreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und 2013 die Herschel-Medaille der Royal Astronomical Society. Seit 2016 ist er Mitglied der Academia Europaea sowie Mitglied im Scientific Council des European Research Councils (ERC).



PLATO - Auf der Suche nach erdähnlichen Planeten 

Mittwoch, 29. November 2017

Dr. Ruth Titz-Weider, DLR, Institut für Planetenforschung, Berlin

Die Frage, ob es außerhalb unseres Planetensystems bewohnbare Planeten gibt, auf denen sich vielleicht sogar Leben entwickelt haben könnte, steht seit langem im Fokus der Astrophysik. In den vergangenen 20 Jahren wurden rund 4000 Planeten, die andere Sterne umkreisen, entdeckt. Wir sind also erstmals in der Menschheitsgeschichte in der Lage, unser eigenes Sonnensystem direkt mit anderen Planetensystemen zu vergleichen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Vielfalt von extrasolaren Planeten und Planetensystemen frühere Erwartungen übersteigt, die nur auf unserem Sonnensystem als Ausgangsmodell basierten. Diese Vielfalt weiter zu erforschen ist das Ziel zukünftiger Satellitenmissionen.

PLATO (PLAnetary Transits and Oscillations of stars) ist von der Europäischen Weltraumorganisation ESA als dritte mittlere Mission (M3) des Cosmic Vision 2015-2025 Programms für einen Start im Jahre 2026 ausgewählt worden. PLATO besteht aus 26 Kameras, die mit der Transitmethode nach extrasolaren Planeten suchen werden. Ziel ist es, die fundamentalen Planetenparameter Radius, Masse und Alter mit bis dahin nicht möglicher Genauigkeit zu bestimmen und somit eine grundlegende Charakterisierung für eine große Zahl von Planeten zu ermöglichen. Dazu gehören auch Planeten, die in der habitablen Zone um ihren Stern liegen. Diese Daten werden die Basis für ein besseres Verständnis der Entstehung und weiteren Entwicklung von Planeten bilden und uns helfen unser Sonnensystem in den Kontext der Planetensystementwicklung einzuordnen. Der Vortrag wird einen Überblick über PLATO und seine Missionsziele geben.


Biographische Angaben:

Dr. Ruth Titz-Weider hat an der Universität Bonn Physik studiert und wurde mit einer Arbeit am Max-Planck-Institut für Radioastronomie über THz-Laser promoviert. Nach der Promotion wechselte sie zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen. Dort entwickelte sie einen Empfänger für die  Atmosphärenphysik für das Forschungsflugzeug Falcon. 1997 ging sie an das neu gegründete DLR-Institut für Weltraumsensorik in Berlin-Adlershof mit dem Schwerpunkt auf dem Forschungsflugzeug SOFIA und der Öffentlichkeitsarbeit. Nach dem Erziehungsurlaub wechselte sie in das Gebiet der extrasolaren Planeten. Neben der fachlichen Arbeit ist sie der Ansprechpartner für die Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Exoplaneten und den Projekten des Instituts, jetzt insbesondere für das Projekt PLATO. Daneben erhält sie Vorträge in Planetarien und in der Lehrerfortbildung und war zehn Jahre lang in der Landesjury von Jugend forscht.


Vom Staubkorn zu extrasolaren Planetensystemen 

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Prof. Dr. Thomas K. Henning, Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg

Das Ausgangsmaterial für die Bildung sowohl von erdähnlichen Planeten als auch von Riesenplaneten stellen mikroskopisch kleine Staubteilchen dar, die in scheibenartigen Strukturen um junge Sterne rotieren. Inzwischen können wir diese protoplanetaren Scheiben räumlich auflösen und haben erste direkte Hinweise für die Planetenentstehung in solchen Systemen gefunden.  Leergefegte Regionen in diesen Scheiben sowie die von uns kürzlich entdeckten großräumige Spiralarme zeigen an, dass wir den Geburtsprozess von Planeten direkt verfolgen können. Einige der aufregendsten Bilder, die wir an Teleskopen der 10m-Klasse und mithilfe des ALMA-Radioobservatoriums erhalten haben, werden im Vortrag gezeigt.

Wie aber wachsen die mikrometergroßen Teilchen zu kilometergroßen Körpern und schließlich zu Planeten? Wie geht dieser Wachstumsprozess weiter, wenn Gasriesen entstehen sollen? Wie kann man schließlich die enorme Vielfalt der Struktur von Planetensystemen erklären, die wir gegenwärtig beobachten?  Wir werden gemeinsam eine spannende Reise ins Innere von Staubscheiben antreten und das Wachstum der Teilchen begleiten, um diese Fragen zu klären. Dabei werden wir auch Experimente durchführen und numerische Simulationen einbeziehen.


Biographische Angaben:

Prof. Dr. Thomas K. Henning ist Direktor am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und leitet dort die Abteilung „Planeten- und Sternentstehung“. Gleichzeitig ist er Professor an den Universitäten Heidelberg und Jena sowie am Tata-Institut in Mumbai/Indien. Zusammen mit seinen Mitarbeitern kombiniert er die Entwicklung von astronomischen Instrumenten mit großen Beobachtungsprogrammen, numerischen Simulationen und einem Laborastrophysikprogramm. Er ist Co-PI verschiedener Instrumente zur Planetensuche sowie eines Instruments für das James Webb Space Telescope, mit dem man Atmosphären extrasolarer Planeten untersuchen kann. Thomas Henning hat zunächst Mathematik und Physik in Greifswald studiert, um dann auf dem Gebiet der Astrophysik an der Universität Jena zu promovieren. Längere Forschungsaufenthalte führten ihn nach Chile, Japan, die Niederlande und die USA. In Heidelberg hat er eine fachübergreifende Initiative zur Untersuchung der Entstehung von Leben etabliert.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert sich Thomas Henning sich besonders bei der Vermittlung von Astronomie in der Öffentlichkeit; so ist er Mitherausgeber der Zeitschrift „Sterne und Weltraum“ und Kuratoriumsmitglied des Heidelberger „Hauses der Astronomie.“   

 

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