Event Horizon Kollaboration mit Breakthrough-Preis ausgezeichnet

Die Auszeichnung würdigt das erste Bild eines Schwarzen Lochs mit einem erdumfassenden Zusammenschluss von Teleskopen.

5. September 2019

Wie die Breakthrough-Foundation heute bekannt gab, erhält die Event Horizon Kollaboration den Breakthrough-Preis für Fundamentalphysik 2020 in Anerkennung des ersten Bildes eines schwarzen Lochs in der Galaxie Messier 87. Das Preisgeld von 3 Millionen US-Dollar wird zu gleichen Teilen auf alle Mitautoren der entsprechenden wissenschaftlichen Publikationen aufgeteilt.  Das Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie hat in dieser Zusammenarbeit eine herausragende Rolle gespielt.

„Über zwanzig Jahren Vorbereitung tragen nun Früchte im ersten Bild eines Schwarzen Loches. Wir freuen uns, dass unsere gemeinsame Arbeit mit dem renommierten Breakthrough-Preis ausgezeichnet wird. Es ist eine wunderbare Anerkennung für die geduldige und gründliche Arbeit eines großartigen Teams”, sagt Prof. Anton Zensus, Vorstandsvorsitzender der Kollaboration und Direktor am MPIfR.

In der Ankündigung des Preises heißt es: „Mit acht empfindlichen Radioteleskopen, die strategisch weltweit in der Antarktis, Chile, Mexiko, Hawaii, Arizona und Spanien positioniert sind, hat eine globale Zusammenarbeit von Wissenschaftlern an 60 Institutionen in 20 Ländern und Regionen erstmals ein Bild eines Schwarzen Lochs aufgenommen.  Durch die Synchronisation der einzelnen Teleskope über ein Netzwerk von Atomuhren schuf das Team ein virtuelles Teleskop so groß wie die Erde, mit einer bisher unerreichten Auflösungskraft von der Oberfläche unseres Planeten.  Eines ihrer ersten Ziele war das supermassive Schwarze Loch im Zentrum der Messier 87 Galaxie - seine Masse entspricht 6,5 Milliarden Sonnen.  Nach sorgfältiger Analyse der Daten mit innovativen Algorithmen und Techniken erzielte das Team ein Bild dieses galaktischen Monsters, das sich abgrenzt gegen das heiße Gas, das um das Schwarze Loch wirbelt. Die Beobachtungen bestätigten die Erwartungen von Einsteins Gravitationstheorie: ein heller Ring, in dem Strahlung das Schwarze Loch umkreist, umgibt eine dunkle Region, von der keine Strahlung der Anziehungskraft des Schwarzen Lochs entweichen kann.”

Der Direktor der Kollaboration, Shep Doeleman vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, der den Preis im Namen der Kollaboration bei einer Feier am 3. November 2019 entgegennehmen wird, sagt: „Wir machten uns auf den Weg, um das Unsichtbare sichtbar zu machen, und dafür mussten ein Teleskop so groß wie die Erde bauen. Es klingt nach Science Fiction, aber wir haben ein unglaubliches globales Expertenteam zusammengestellt und die fortschrittlichsten Radioteleskope der Welt verwendet, um es Wirklichkeit werden zu lassen.  Dieser bahnbrechende Preis markiert einen Neubeginn unserer Studien über schwarze Löcher.”

Michael Kramer, Direktor am MPIfR und Co-PI des vom Europäischen Forschungsrat im Rahmen der EHT geförderten Projekts "Black Hole Cam" stellte fest: „Nachdem Schwarze Löcher jahrzehntelang postuliert wurden, können wir sie in unseren Beobachtungen endlich "sehen"”.

„Eines unserer Hausteleskope, APEX in Chile, war entscheidend für die Kalibrierung der Daten, die das erste Bild eines Schwarzen Lochs lieferten”, ergänzt Karl M. Menten, Direktor am MPIfR und leitender Wissenschaftler des APEX-Teleskops.

Insgesamt 35 Wissenschaftler am MPIfR eingeschlossen die drei Direktoren werden mit dem Breakthrough-Preis ausgezeichnet, zusammen mit weiteren 312 Kollegen um die Welt.

Die seit 2013 vergebenen Breakthrough-Preise wurden von Sergey Brin, Yuri und Julia Milner, Mark Zuckerberg und Priscilla Chan, Anne Wojcicki und Pony Ma ins Leben gerufen.  

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Hintergrundinformation

An der EHT-Kooperation sind mehr als 200 Forscher aus Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika beteiligt. Die internationale Zusammenarbeit erstellte das erste Bild eines Schwarzen Lochs, indem sie ein virtuelles Teleskop von der Größe der Erde zusammenschaltete. Unterstützt durch erhebliche internationale Investitionen verbindet das EHT bestehende Teleskope mit neuartigen Methoden und schafft so ein grundlegend neues Instrument mit der bisher höchsten Bildschärfe.

Das EHT besteht zur Zeit aus den folgenden Einzelteleskopen: ALMA, APEX, das IRAM 30-Meter Teleskop, das IRAM NOEMA Observatorium (ab 2018), das James Clerk Maxwell Telescope (JCMT), das Large Millimeter Telescope (LMT), das Submillimeter Array (SMA), das Submillimeter Telescope (SMT), das South Pole Telescope (SPT) and das Grönland Teleskop (GLT, ab 2018).

Das EHT-Konsortium besteht aus 13 beteiligten Instituten: dem Academia Sinica Institute of Astronomy and Astrophysics, der University of Arizona, der University of Chicago, dem East Asian Observatory, der Goethe-Universität Frankfurt, dem Institut de Radioastronomie Millimétrique, dem Large Millimeter Telescope, dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie, dem MIT Haystack Observatory, dem National Astronomical Observatory of Japan, dem Perimeter Institute for Theoretical Physics, der Radboud University und dem Smithsonian Astrophysical Observatory.

Mit den seit 2013 vergebenen Breakthrough-Preisen werden die besten Wissenschaftler der Welt ausgezeichnet. Jeder Preis ist mit 3 Millionen US-Dollar dotiert und wird in den Bereichen Life Sciences (bis zu vier pro Jahr), Fundamental Physics (einer pro Jahr) und Mathematics (einer pro Jahr) vergeben. Darüber hinaus werden jedes Jahr bis zu drei New Horizons in Physics und bis zu drei New Horizons in Mathematics Preise an den wissenschaftlichen Nachwuchs vergeben.

Die Breakthrough-Preise werden von Sergey Brin, Priscilla Chan und Mark Zuckerberg, Ma Huateng, Yuri und Julia Milner sowie Anne Wojcicki finanziert. Die Auswahlkommissionen, setzt sich aus früheren Preisträgern der Breakthrough-Preise in den einzelnen Bereichen zusammen.

Die Preisträger am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (in alphabetischer Reihenfolge)

Walter Alef, Rebecca Azulay, Uwe Bach, Anne-Kathrin Baczko, Silke Britzen, Gregory Desvignes, Sven Dornbusch, Sergio A. Dzib, Ralph P. Eatough, Andreas Eckart, David A. Graham, Stefan Heyminck, Ramesh Karuppusamy, Jae-Young Kim, Michael Kramer, Thomas P. Krichbaum, Kuo Liu, Ru-Sen Lu, Andrei P. Lobanov, Nicholas R. MacDonald, Karl M. Menten, Dirk Muders, Cornelia Müller, Aristeidis Noutsos, Gisela N. Ortiz-León, Eduardo Ros, Helge Rottmann, Alan L. Roy, Tuomas Savolainen, Lijing Shao, Pablo Torne, Jan Wagner, Norbert Wex, Robert Wharton, und J. Anton Zensus.


Preisträger an anderen deutschen Einrichtungen:

Goethe-Universität Frankfurt: Mariafelicia De Laurentis, Christian M. Fromm, Roman Gold, Yosuke Mizuno, Héctor Olivares, Oliver Porth, Luciano Rezzolla, Bart Ripperda, und Ziri Younsi.
 
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, Garching: Jason Dexter.

Universität zu Köln: Andreas Eckart. Andreas Eckart ist auswärtiges wissenschaftliches Mitglied des MPIfR und J. Anton Zensus ist Fakultätsmitglied an der Universität zu Köln.


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