Öffentliche Vorträge in Bad Münstereifel


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2002

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie bietet in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung jedes Jahr eine öffentliche Vortragsreihe in Bad Münstereifel an. Die Vorträge finden zwischen April und November jeweils am ersten Mittwoch eines Monats im Vortragsraum der Kurverwaltung [direkt neben der Stiftskirche (Parken auf dem Klosterplatz)] statt und beginnen um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Radioastronomie - das zweite Fenster zum Weltall

Mittwoch, 3. April 2002

Dr. Rainer Beck, MPIfR

Vor rund 70 Jahren entdeckte Karl Jansky, Ingenieur einer Telefonfirma, durch Zufall Radiostrahlen aus dem Zentrum unserer Milchstrasse. 20 Jahre später begann der Aufschwung der Radioastronomie, die unser Bild vom Aufbau und der Entwicklung des Kosmos revolutionierte. Radiowellen aus der heißen Vergangenheit des Universums zeugen noch heute vom Urknall. Mit Pulsaren und Quasaren wurden Objekte entdeckt, die die Grenzen der Vorstellungskraft sprengen.

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie Bonn ist das Zentrum der radioastronomischen Forschung in Deutschland. Das 100-m-Radioteleskop bei Bad Münstereifel-Effelsberg feierte im vergangenen Jahr bereits seinen 30-jährigen Geburtstag, ist aber so leistungsfähig wie nie zuvor. APEX (Atacama Pathfinder Experiment), ein neues Teleskop für Submillimeter-Radiowellen, wird zur Zeit gebaut. Die Beteiligungen an dem neuen Flugzeugteleskop SOFIA (Stratospheric Observatory For Infrared Astronomy) und den geplanten Großteleskopen wie ALMA (Atacama Large Millimeter Array) und SKA (Square Kilometer Array) weisen den Weg in die radioastronomische Zukunft.

Biographische Angaben:

Dr. Rainer Beck hat von 1969 bis 1975 an der Ruhr-Universität Bochum Physik und Astronomie studiert. Er hat 1979 in Bonn in Astronomie promoviert und ist seit 1980 Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Sein Hauptarbeitsgebiet sind Magnetfelder in Galaxien; seine Forschungsgebiete umfassen darüber hinaus noch Radiohalos von Galaxien und Kosmische Strahlung.

Die Sonne - von der Wiege bis zur Bahre

Mittwoch, 8. Mai 2002

Prof. Dr. Ernst Fürst, MPIfR

Unsere Sonne ist eine Momentaufnahme in der langen Entwicklung eines Sterns. Entstanden in dunklen und kalten Regionen des Interstellaren Mediums, verdichtete sich die Materie der Ursonne durch die Kräfte der Gravitation. Die Gravitation und der Druck des Gases im Inneren bestimmen neben anderen Größen die Entwicklung zu einem Stern. Die physikalischen Gesetze und der Vergleich mit anderen Sternen ermöglichen es, den Weg der Sonne nachzuvollziehen und mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch in ihre Zukunft zu blicken.

Im Vortrag werden die einzelnen Stationen diese Weges erläutert, wobei die Eigenschaften der heutigen Sonne besonders beleuchtet werden. Viele Jahre wird die Sonne das Leben auf der Erde erhalten, und doch wird sie es am Ende zerstören.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Ernst Fürst hat an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert. Seine Diplomarbeit (1967) beschäftigt sich mit der Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen in der Sonnenatmosphäre. Nach der Anstellung am MPI für Radioastronomie folgten weitere sonnenphysikalische Arbeiten, die 1970 zur Promotion bei Prof. Dr. Otto Hachenberg (dem Erbauer des 100-m-Radioteleskops in Effelsberg) führten. Internationale Zusammenarbeit vor allem mit Gruppen in den USA, Frankreich und Italien führten in den Jahren 1971 bis 1979 zu zahlreichen Auslandsaufenthalten. Nach der Habilitation 1976 an der Universität Bonn erfolgte eine Verlagerung der wissenschaftlichen Arbeiten auf Probleme der galaktischen Astronomie, besonders auf das Gebiet explodierender Sterne (Supernovae) und deren Überreste. Nach der Leitung der Abteilung für wissenschaftliche Datenverarbeitung am MPI für Radioastronomie ist Prof. Fürst seit 1997 Leiter des Radio-Observatoriums Effelsberg.

Leben im Universum?

Mittwoch, 5. Juni 2002

Prof. Dr. Johannes Schmid-Burgk, MPIfR

War der Mars einst belebt, gibt es andere Körper in unserem Sonnensystem, auf denen sich Leben entwickeln konnte? Wie steht es mit der "Bewohnbarkeit" des Weltalls insgesamt? Sind die für Leben notwendigen Stoffe überall zu haben oder nur ganz ausnahmsweise, wie auf der Erde? Angetrieben von modernsten Beobachtungstechniken finden Astrophysik, Astrochemie und Kosmologie in rapiden Schritten Antworten auf diese Fragen - der Vortrag berichtet über den neuesten Stand unserer Kenntnis.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Johannes Schmid-Burgk hat 1965 in München im Fach Physik diplomiert, 1969 in Heidelberg im Fach Astronomie promoviert und sich dort 1975, ebenfalls in Astronomie, habilitiert. Seit 1982 ist er Professor an der Universität Bonn und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Sein Hauptarbeitsgebiet ist die Physik von Sternentstehungsregionen.

Teilchen der höchsten Energien im Universum

Mittwoch, 3. Juli 2002

Prof. Dr. Peter L. Biermann, MPIfR

Das, was die Natur im innersten zusammenhält, versucht man seit langer Zeit durch Stöße von Teilchen der höchsten Energien zu begreifen. Dafür baute man in Europa CERN auf, ein Labor in der Nähe von Genf, und in den USA Fermi-Lab, in der Nähe von Chicago. Aber das Weltall kann Teilchen erzeugen, deren Energien um mehr als eine Million mal höher liegt; solche Teilchen schießen auf die Erde mit einer Rate von 1 pro Quadrat-Kilometer und Jahrhundert. Indem wir die Atmosphäre selbst als Auffangscheibe benutzen, können wir diese Teilchen beobachten.

Das neueste experimentelle Großprojekt ist AUGER, das in Argentinien als internationales Projekt in Betrieb genommen wird. An diesem Projekt ist auch Prof. Biermann beteiligt (ZEIT-Artikel vom 8. Mai 2002).

Im Vortrag werden die Schwierigkeiten diskutiert werden, die Art dieser Teilchen und ihre Herkunft zu bestimmen. Wir haben die Hoffnung, daß uns diese Teilchen helfen, noch tiefer in die Natur von Masse und ihrer Wechselwirkungen einzudringen.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Peter Biermann hat in Göttingen promoviert und sich habilitiert, und ist seit 1981 außerplanmässiger Professor für Astrophysik und Astronomie an der Universität Bonn, neben seiner Tätigkeit am MPIfR. Er war Gastprofessor in Toronto, Kanada; Tucson, Arizona, USA; und in Wuppertal und ist zur Zeit auch als Gastprofessor in Paris tätig. Er hält neben seiner Vorlesungstätigkeit in Bonn auch Vortragsreihen im Ausland, darunter in den letzten Jahren in China, Korea, Indien, Bulgarien, Rumänien, Italien, und den USA. Entsprechend umfaßt seine Gruppe Studenten und wissenschaftliche Gäste aus vielen Ländern.

Radioblick ins Weltall - Himmelskarten mit dem 100-m-Teleskop

Mittwoch, 7. August 2002

Dr. Norbert Junkes, MPIfR

Mit Radioaugen betrachtet, ergibt sich ein völlig anderes Bild des Himmels. Während wir mit unseren Augen hauptsächlich die Sterne sehen, zeigen die Messungen mit Radioteleskopen wie dem Effelsberger 100-m-Teleskop einen Blick auf's kalte Weltall - nicht die Sterne selber, sondern Wolken von kaltem Gas und Staub zwischen den Sternen. Das können Sternentstehungsgebiete sein - Kinderstuben oder Geburtsstätten für die Entstehung von neuen Sternen -, aber auch die Überreste der Explosionen von sehr massereichen Sternen (Supernova-Explosionen).

Solche Supernova-Überreste gehören zu den leuchtkräftigsten Objekten am Himmel in Radiowellenlängen. Mit dem 100-m-Radioteleskop wurden ca. 40 davon neu entdeckt, knapp 20 Prozent aller bekannten Supernova-Überreste. Sie prägen das Bild des Himmels in Radiowellenlängen.

In dem Vortrag zeige ich Radiokarten des gesamten Himmels und unserer Milchstraße, die ganz oder teilweise mit dem Effelsberger Teleskop beobachtet wurden, und vergleiche die darin enthaltenen Ergebnisse auch mit Messungen bei anderen Wellenlängen.

Biographische Angaben:

Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (ATNF, Sydney), in Kiel (ITPA) und in Potsdam (AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

Schwarze Löcher - die leuchtkräftigsten Objekte im Universum

Mittwoch, 4. September 2002

Dipl.-Phys. Enno Middelberg, MPIfR

Schwarze Löcher gehören wohl zu den mysteriösesten Objekten, die nicht nur in der astronomischen Forschergemeinde sondern auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden sind: "kosmische Staubsauger", sogar "Monster" werden sie zuweilen genannt, und sind so legendär geworden. Doch Schwarze Löcher sind keine bloße Theorie; die Hinweise auf ihre Existenz sind erdrückend, wenn nicht gar zwingend, und kaum ein Astronom bezweifelt heute noch ihre Existenz.

Aber sie sind weder monströs noch gefährlich, und sie verschlingen auch nicht täglich ganze Galaxien. Ihre Physik ist relativ einfach zu beschreiben, sie existieren in nahezu jeder Galaxie des Universums, und viele von ihnen kreieren aus der relativ geringen Materiemenge, die sich in ihre Nähe verirrt, wunderschöne Materiejets, die die größten zusammenhängenden Strukturen des Universums bilden. In meinem Vortrag möchte ich einen Einblick in die Vielfalt der Schwarzen Löcher geben, darstellen, wie wir sie beobachten und die ausstehenden Probleme skizzieren, an denen wir arbeiten.

Biographische Angaben:

Dipl.-Phys. Enno Middelberg hat an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert und im Jahr 2001 sein Diplom mit einer Arbeit zum Thema "VLBI-Beobachtungen von Seyfert-2 Galaxien" abgeschlossen. Zur Zeit promoviert er am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Hochauflösende Beobachtungen von Radiogalaxien".

Pulsare: kosmische Präzisionsuhrwerke

Mittwoch, 2. Oktober 2002

Dr. Peter Müller & Dipl.-Ing. Bernd Klein, MPIfR

Auch wenn sie die Astronomen immer wieder vor neue Rätsel stellen - Pulsare sind erstaunliche Objekte der Superlative im Kosmos: Auf einem Durchmesser von gerade einmal 20 Kilometer konzentrieren sie mehr als 1,4 Sonnenmassen. Da die Materie so dicht gepackt ist wie in einem Atomkern, spricht man auch von Neutronensternen. Ebenso spektakulär ist deren Rotation von bis zu 600 Umdrehungen pro Sekunde. Die Entstehung und Entwicklung von Neutronensternen sowie die systematische Suche nach neuen Pulsaren sind die Schwerpunkte dieses Vortrags.

Biographische Angaben:

Dr. Peter Müller hat 1985 am Radioastronomischen Institut der Universität Bonn sein Diplom im Fach Physik erworben, und ebenfalls dort 1988 im Fach Astronomie promoviert. Er ist seit 1991 am MPI für Radioastronomie im Bereich Teleskopsteuerung und Auswertesoftware tätig und beschäftigt sich auch mit Pulsaren.

Dipl.-Ing. Bernd Klein hat an der Fachhochschule Giessen-Friedberg allgemeine Elektrotechnik und techn. Informatik und anschliessend an der Universität Siegen theoretische Elektrotechnik studiert. Nach zwei Jahren Forschung und Lehre im Bereich Realzeitbetriebssysteme an der Universität Dortmund, ist er seit 1999 am MPI für Radioastronomie angestellt und leitet seit Mitte des Jahres 2002 das Digital-Labor. In seiner Doktorarbeit beschäftigt er sich mit der Suche nach neuen Pulsaren.

APEX - Das "Atacama Pfadfinder Experiment"

Mittwoch, 6. November 2002

Dr. Friedrich Wyrowski, MPIfR

5000 Meter hoch in der chilenischen Atacamawüste wird in einer internationalen Zusammenarbeit unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn das "Atacama Pfadfinder Experiment" (APEX) errichtet: Ein modernes 12-Meter Radioteleskop für die Submillimeter Astronomie.

Die Submillimeter Emission von molekularen Spektrallinien und vom warmen Staub erlaubt eine einzigartige und nahezu ungehinderte Sicht auf Sternentstehungsgebiete und Galaxienkerne - von der Milchstraße bis hin zu den entferntesten Galaxien und Quasaren im frühen Universum. Die trockene Chajnantor-Hochebene in der Atacamawüste ist einer der besten Plätze für Submillimeter Astronomie auf der Erde.

In diesem Vortrag wird das APEX Projekt vorgestellt und ein Überblick über die Bedeutung und Methoden der Submillimeter Astronomie gegeben.

Biographische Angaben:

Dr. Friedrich Wyrowski hat von 1988 bis 1993 Physik und Astronomie an der Universität Bonn studiert und 1994 seine Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) geschrieben. Von 1994 bis 1997 hat er an der Universität Koeln am Kölner Observatorium für Submillimeter Astronomie promoviert. Nach Postdoc-Positionen in Bonn und im Laboratory for Millimeter-Wave Astronomy der University of Maryland, USA, kehrte er im Herbst 2001 nach Deutschland als wissenschaftlicher Mitarbeiter ans MPIfR in die Millimeter- und Submillimeter Gruppe zurück. Sein Hauptforschungsfeld ist die Entstehung massereicher Sterne und deren Wechselwirkung mit der umgebenen interstellaren Materie.

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