Neues aus dem All


2022 / 2020 & 2021 / 2019 / 2018 / 2017 / 2016 / 2015 / 2014 / 2013 / 2012 / 2011 / 2010 / 2009 / 2008 / 2007 / 2006 / 2005 / 2004 / 2003 / 2002 / 2001


2015

"Astronomie und Geschichte - drei historische Persönlichkeiten des Rheinlandes"

Seit dem Jahr 2001 bieten wir in Bonn eine Vortragsreihe mit astronomischen Vorträgen an.

Die Vorträge finden im allgemeinen mittwochs im Deutschen Museum Bonn [Ahrstraße 45, direkt im Gebäude des Wissenschaftszentrums] statt und beginnen um 19:00 Uhr.

Die Vortragsreihe ist eine gemeinsame Veranstaltung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn und des Deutschen Museums Bonn.

Johann Adam Schall von Bell: Als Missionar und Astronom vom Rheinland bis nach China

Mittwoch, 23. September 2015

Dr. Eckart Roloff, Bonn

Er wurde 1592 nahe Bonn geboren – entweder in Köln oder in Lüftelberg bei Meckenheim: Johann Adam Schall von Bell. Von 1608 an studierte er Mathematik, Astronomie und Theologie in Rom und wurde Jesuit. 1617 brach er als Missionar über Goa und Macao zu einer Reise nach China auf, von der er nie zurückkehren sollte. In kaiserlichem Auftrag befasst er sich dort mit Kalenderberechnungen, er prognostiziert Mond- und Sonnenfinsternisse. Doch er fällt in Ungnade und wird 1665 zum Tode verurteilt. Mehrere Zufälle, sogar Erdbeben, wenden die Vollstreckung ab. 1666 stirbt er in Peking. Sein Name ist in China bis heute bekannt.

In seinem Buch »Göttliche Geistesblitze« über 24 Priester und Pfarrer, die etwas entdeckten und erfanden, hat Eckart Roloff das Leben und Wirken auch dieses ungewöhnlichen Rheinländers nachgezeichnet, der in einer ganz anderen Welt ein wegweisender Astronom wurde. Seit vergangenem Herbst erinnert in Lüftelberg eine mannshohe Bronzeskulptur an Schall von Bell. Sie ist in unserer Region eines der wenigen neueren Denkmäler für einen solchen Pionier.


Biographische Angaben:

Eckart Roloff studierte Publizistik, Soziologie, Politologie und Germanistik in Berlin, München und Salzburg. 1972 promovierte er mit einer Arbeit über Medizinjournalismus und Herztransplantationen. Danach war er Volontär und Redakteur bei der Tageszeitung Main-Echo (Aschaffenburg) und an der Universität Bielefeld Mitarbeiter eines Projekts zum Wissenschaftsjournalismus. Von 1975 bis 1988 arbeitete Roloff als Referent im Bundespresseamt, 1982 unterbrochen durch einen Forschungsaufenthalt in Norwegen. Von 1988 bis 2007 leitete er das Ressort Wissenschaft und Praxis beim Rheinischen Merkur. Roloff ist Träger des Theodor-Wolff-Preises und des Lilly Schizophrenia Reintegration Award. An mehreren Publizistik-Instituten und Journalistenschulen hatte er Lehraufträge. Er hat mehrere Bücher geschrieben und herausgegeben; er ist Autor vieler Beiträge in Sammelbänden und Fachzeitschriften, vor allem zu den Themen Wissenschaftsjournalismus, Sprachstil, Medien-, Technik- und Medizingeschichte sowie Norwegens Medien.



Karl Friedrich Küstner: Von der visuellen Beobachtung zur Kunst der Fotografie des Sternhimmels

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Dr. Michael Geffert, AIfA Bonn

Der Bonner Astronom Karl Friedrich Küstner (1856 – 1936) war einer der bedeutendsten visuellen Beobachter seiner Zeit. Mit einer ungewöhnlichen Präzision vermaß er in Berlin den Sternhimmel und fand an Hand seiner Sternmessungen die Variationen der Figurenachse der Erde, ein Effekt, der in der Erdvermessung eine große Rolle spielt.

Mit der Übernahme der Leitung der Bonner Universitätssternwarte änderte sich gleichzeitig auch Küstners Beobachtungstechnik: Er begann nach 1900 mit dem Bonner Doppelrefraktor eine fotografische Reise zu den entfernten Sternhaufen am Rande unserer Milchstraße. Küstners Aufnahmen haben zwei Weltkriege überstanden und dienten Ende letzten Jahrhunderts als wichtige Dokumente bei der Bestimmung der Bewegung der Sterne. Dabei war die besondere Qualität der Aufnahmen für die Genauigkeit der Messungen von großer Bedeutung. Heute pflegt die Sammlung Historischer Himmelsaufnahmen der Universität Bonn und das Schülerlabor Küstner die Erinnerung an einen herausragenden Bonner Wissenschaftler, der seine Aufnahmen wie ein Künstler einzeln mit der Hand signierte.


Biographische Angaben:

Michael Geffert hat Physik und Astronomie in Bonn studiert und im Jahr 1986 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn promoviert. Er war von 1978 bis 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geodätischen Institut der Universität Bonn und seit 1986 am Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn (AIfA). Gefferts Forschungsschwerpunkte sind Astrometrie, galaktische Sternhaufen und die Struktur der Milchstraße. Von 2007 bis 2010 koordinierte er die deutschen Aktivitäten im Internationalen Jahr der Astronomie 2009 (IYA2009).  Geffert engagiert sich seit vielen Jahren für das Thema Astronomie in der Schule und in der Öffentlichkeit. Er gründete das Grundschulprojekt »Astronomie vor  Ort«, das 2006 den Bonner Bürgerpreis bekam. Neben der Organisation jährlicher Lehrerfortbildungen am AIfA ist Geffert Mitglied des  Fachbeirats der Zeitschrift »Astronomie und Weltraumfahrt im Unterricht«.


Leo Brandt: Pionier der Funkmesstechnik und Initiator der Radioastronomie in Deutschland

Mittwoch, 02. Dezember 2015

Prof. Dr. Karl Menten, MPIfR Bonn

Der Politiker Prof. Leo Brandt (1908–1971) hat als Staatsekretär in entscheidender Weise die nordrhein-westfälische Wissenschaftslandschaft gestaltet und u.a. zahlreiche Forschungseinrichtungen in unserem Land initiiert. Brandts berufliche Ursprünge lagen in der Funkmesstechnik (der später so genannten Radar-Technologie), in der ihm weltweit führende Entwicklungen gelangen. Daraus entwickelte sich sein Interesse an der Radioastronomie, die er in den 1950/60er Jahren praktisch eigenhändig in Deutschland und insbesondere in Bonn und Umgebung etablierte. Der Vortrag gibt ein Porträt dieses bemerkenswerten Wissenschaftsförderers, präsentiert aber auch Beispiele aus der modernen Radioastronomie, die in mehreren Ländern Europas ihren Anfang mit den von Brandt konstruierten Radarantennen nahm.


Biographische Angaben:

Prof. Dr. Karl M. Menten hat in Bonn Physik und Astronomie studiert und 1987 am MPI für Radioastronomie promoviert. Nach mehrjähriger Forschungstätigkeit im Ausland, zuletzt als "Senior Radio Astronomer", am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge/Massachusetts, USA, ist er seit 1996 als Direktor und Leiter der Abteilung Millimeter- und Submillimeter-Astronomie am MPI für Radioastronomie in Bonn. Unter der Leitung seiner Forschungsabteilung wurde in Chile das Submillimeter-Teleskop APEX aufgebaut, das seit 2005 in Zusammenarbeit mit der Europäischen Südsternwarte und dem Onsala Space Observatory betrieben wird.

Zur Redakteursansicht