Neues aus dem All


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2004

"Sternstunden der Technik"

Seit dem Jahr 2001 bieten wir in Bonn eine Vortragsreihe mit astronomischen Vorträgen an.

Die Vorträge finden im allgemeinen mittwochs im Deutschen Museum Bonn [Ahrstraße 45, direkt im Gebäude des Wissenschaftszentrums] statt und beginnen um 19:00 Uhr.

Die Vortragsreihe ist eine gemeinsame Veranstaltung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn und des Deutschen Museums Bonn.

Gleichzeitig sind die Vorträge auch Regionalveranstaltungen zur Initiative Wissenschaft im Dialog mit dem Jahr der Technik 2004. Die Vortragsreihe wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen aus Mitteln des Bonn/Berlin-Ausgleichs unterstützt.

Innovationen in der Astrophysik - Neue Instrumente und Methoden erlauben vertiefte Einsichten ins Weltall

Donnerstag, 7. Oktober 2004

Prof. Dr. Martin Harwit, Washington, USA

Zunehmende Fortschritte in der Beobachtungstechnik lassen uns die Vorgänge im Universum besser erkennen. Sie enthüllen neue Erkenntnisse und zwar in dem Maße, in dem neuartige und immer leistungsfähigere Instrumente dem astronomischen Beobachtungsarsenal hinzugefügt werden.

Beobachtungen und die Entdeckung unerwarteter Phänomene, die direkt aus diesen Beobachtungen resultieren, sind jedoch nur ein Teil des astronomischen Fortschritts. Ein zusätzlicher Ansatz ist erforderlich, um einen physikalischen Einblick in die Wirkungsmechanismen zu gewinnen, die die kosmischen Prozesse regeln.

Dazu müssen auch leistungsfähige theoretische Werkzeuge entwickelt werden, die es uns erlauben, astrophysikalische Phänomene zu beschreiben. Solche Werkzeuge, sowohl für theoretische als auch für experimentelle Erforschung des Universums, werden oft durch technologische Weiterentwicklungen hervorgebracht.

Der Vortrag beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die gemeistert werden müssen, um diese Werkzeuge bereit zu stellen, und erörtert einige der Schwierigkeiten, die von den Astronomen in den kommenden Jahren zu überwinden sind, wenn das Tempo des astronomischen Fortschritts andauern soll.

Eine ausführlichere Darstellung zu diesem Thema ist zuletzt unter dem Titel "The Growth of Astrophysical Understanding" im "Institute of Advanced Study" (Durham University) erschienen.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Martin Harwit wurde 1931 in Prag geboren. Er ist emeritierter Professor für Astronomie an der Cornell-Universität in Ithaka/New York und früherer Direktor des Smithsonian National Air and Space Museum in Washington. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen verfasste er ein Lehrbuch der Astrophysik ("Astrophysical Concepts"), ein Buch über die Geschichte und Zukunft astronomischer Forschung ("Cosmic Discovery", dt. Übersetzung: "Die Entdeckung des Kosmos") und ein weiteres Buch über die kontroverse Geschichte der "Enola Gay"-Ausstellung am National Air and Space Museum ("An Exhibition Denied").

Schwarze Löcher im Universum

Mittwoch, 27. Oktober 2004

Prof. Dr. Reinhard Genzel

MPI für extraterrestrische Physik, Garching

Seit der Entdeckung der Quasare vor etwa 40 Jahren haben sich die Indizien gehäuft, dass in den Zentren von Galaxien massive Schwarze Löcher sitzen. Sie wandeln durch Akkretion von Gas und Sternen Gravitationsenergie effizient in Strahlung um.

Durch hochauflösende Messungen im Infrarot- und Radiobereich ist es gelungen, einen überzeugenden Beweis für diese Hypothese zu liefern - im Zentrum unserer eigenen Milchstraße. Dabei haben neue technische Entwicklungen der Infrarotinstrumentierung und der adaptiven Optik am neuen Großteleskop der ESO (European Southern Oberservatory), dem VLT (Very Large Telescope), eine wichtige Rolle gespielt. Gleichzeitig ist es klar geworden, dass die meisten Galaxien massive Schwarze Löcher beherbergen, und dass diese Schwarzen Löcher bereits etwa eine Milliarde Jahre nach dem Urknall entstanden sein müssen.

Im Vortrag werden diese neuen Messungen und ihre Konsequenzen für die Entstehung von Schwarzen Löchern im frühen Universum erläutert.

Eine etwas ausführlichere Darstellung der Forschungsarbeiten und des wissenschaftlichen Werdegangs von Prof. Genzel (in englischer Sprache) ist unter dem Titel Outward Bound: From the Galactic Center to the Early Universe auf den Seiten der Balzan-Stiftung zugänglich.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Reinhard Genzel, Jahrgang 1952, hat in Freiburg und Bonn Physik studiert und am MPI für Radioastronomie promoviert. Er hat von 1978 bis 1980 als Postdoc am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und von 1980 bis 1982 an der University of Berkeley in der Forschungsgruppe von Prof. Charles Townes gearbeitet. Von 1981 an war er dort als Professor auf dem Gebiet der Submillimeter-Astronomie tätig. Im Jahr 1986 wurde er zum wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft ernannt und als Direktor ans MPI für extraterrestrische Physik in Garching berufen.

Reinhard Genzel ist Mitglied in zahlreichen Gesellschaften und Akademien und hat eine Reihe von Forschungspreisen erhalten. Für die bahnbrechenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Schwarzen Löcher wurde er im Jahr 2003 mit dem renommierten Balzan-Forschungspreis ausgezeichnet.

Astronomie in der Wüste

Mittwoch, 15. Dezember 2004

Dr. Frank Bertoldi

MPIfR und Radioastron. Institut der Univ. Bonn

Chajnantor, ein Hochplateau in 5000 Meter über dem Meeresspiegel in äußersten Nordosten von Chile, nahe der Grenze zu Argentinien und Bolivien. Was treibt die Astronomen in diese unwirtliche Gegend?

Die Lage ist ideal für astronomische Beobachtungen, speziell für Messungen extrem kurzwelliger Radiostrahlung mit Submillimeter-Wellenlängen. Während ein Großteil dieser Strahlung in niedrigen Höhen von der Atmosphäre komplett verschluckt wird, ist sie in solch großer Höhe noch nachweisbar.

Dort hat jetzt APEX, das "Atacama Pathfinder EXperiment" den Betrieb aufgenommen, ein neues 12-m-Radioteleskop, das unter Federführung des MPI für Radioastronomie errichtet wurde. Mit APEX läßt sich unter anderem Sternentstehung im frühen Universum untersuchen, und große Bereiche des Südhimmels werden erstmals in diesem Wellenlängenbereich zugänglich (Wissenschaft mit APEX).

APEX ist aber auch der Vorläufer (Pfadfinder) für ALMA, das "Atacama Large Millimeter Array"; hier werden bis ca. 2012 insgesamt 64 Einzelteleskope gleichen Durchmessers zur Verfügung stehen, zur Untersuchung des Kosmos in Submillimeter-Wellenlängen mit bisher unerreichter Auflösung und Empfindlichkeit.

Biographische Angaben:

Dr. Frank Bertoldi hat an der Universität zu Köln und an der University of California at Berkeley (UCB) Physik und Astronomie studiert, und das Studium im Jahr 1989 mit einer Promotion (PhD) abgeschlossen. Er hat als Postdoc an der Princeton Universität, am Institute d'Astrophysique de Paris, und am MPI für extraterrestrische Physik in Garching gearbeitet und ist seit 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Millimeter- und Submillimeter-Astronomie am MPI für Radioastronomie. Für Forschungsarbeiten mit Bolometer-Empfängern in diesem Wellenlängenbereich ist er, zusammen mit Prof. Karl Menten und Dr. Ernst Kreysa, mit dem Philip-Morris-Forschungspreis für das Jahr 2004 ausgezeichnet worden. Seit Oktober 2004 ist er mit der Vertretung der C4-Professur für Radioastronomie an der Universität Bonn beauftragt.

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