Neues aus dem All


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2003

"Die Chemie des Universums"

Seit dem Jahr 2001 bieten wir in Bonn eine Vortragsreihe mit astronomischen Vorträgen an.

Die Vorträge finden im allgemeinen mittwochs im Deutschen Museum Bonn [Ahrstraße 45, direkt im Gebäude des Wissenschaftszentrums] statt und beginnen um 19:00 Uhr.

Die Vortragsreihe ist eine gemeinsame Veranstaltung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn und des Deutschen Museums Bonn.

Gleichzeitig sind die Vorträge auch Regionalveranstaltungen zum Jahr der Chemie 2003. Die Vortragsreihe wird mit Mitteln der Klaus Tschira Stiftung gefördert.

Leben im Universum

Mittwoch, 22. Oktober 2003

Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund

Sterrewacht Leiden, Niederlande

Der Ursprung von Sternen und Planetensystemen und der Gedanke an außerirdisches Leben haben die Menschen schon immer fasziniert. Es besteht Einvernehmen hinsichtlich der Annahme, dass Leben aus einfachen Molekülen hervorgegangen ist und seinen Weg über komplexere Moleküle zu selbstreproduzierenden, metabolisierenden Daseinsformen mit der Fähigkeit zu selbständiger Existenz und weiterer Entfaltung genommen hat.

Am Anfang des Lebens im Universum steht die Synthese so wichtiger Elemente wie Wasserstoff (H), Kohlenstoff (C), Sauerstoff (O), Stickstoff (N), Schwefel (S) und Phosphor (P). Die Nukleosynthese von schweren Elementen wie Kohlenstoff im Inneren der Sterne erlaubte die Entstehung organischer Moleküle im Weltraum.

Leben hat vielleicht mehrere Anläufe genommen, bevor die ungünstigen Umstände auf der Früherde überwunden werden konnten. Sicher ist, dass Leben, einmal entstanden, sehr rasch gelernt hat, sich anzupassen und sich bietende Unterstützungen und Energiequellen (Photosynthese und Chemosynthese) zu nützen. So entstand komplexes Leben und machte damit auch unsere Existenz möglich.

Die Astrobiologie ist ein multidisziplinäres Fachgebiet, das Astronomie, Astrophysik, Physik, Biologie, Chemie, Geologie sowie deren Subdisziplinen vereint. Um den Ursprung des Lebens im Zusammenhang mit dem planetarischen Umfeld zu verstehen, ist es auch erforderlich, im Rahmen von Raumfahrtprojekten entsprechende Experimente durchzuführen.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund hat in Salzburg Molekularbiologie studiert (Masters-Abschluss 1988). Ein anschließendes Astrophysikstudium an den Universitäten Paris VII und Wien hat sie 1990 mit der Promotion abgeschlossen. Von 1990 bis 1996 arbeitete sie als Postdoc in am Centre National d'Etudes Spatiales (CNES, Verrieres, Frankreich) und bei der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA, Leiden, Niederlande). Im Jahr 1999 hat sie sich an der Universität Wien im Fach "Astrochemie" habilitiert und ist seit 1999 als Professor für Astrochemie an der Sternwarte Leiden.

Die Chemie des Weltalls

Mittwoch, 19. November 2003

Prof. Dr. Karl Menten

Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn

Das Weltall ist ein gigantisches Labor zur Untersuchung des Ablaufs chemischer Prozesse unter extremen Bedingungen. Radioastronomische Beobachtungen haben bisher weit über 100 verschiedenen Molekülsorten in interstellaren Gaswolken nachgewiesen. In diesen riesigen Ansammlungen von Gas und Staub werden neue Sterne geboren. Der Großteil dieser Moleküle sind Kohlenwasserstoffe und andere organische Verbindungen wie z.B. Alkohole. Viele dieser Moleküle kommen auch in Kometen innerhalb unseres Sonnensystems vor.

Die Messungen deuten darauf hin, dass anderswo im Weltall chemische Prozesse ablaufen, die ähnliche Produkte liefern wie die irdische Chemie. Sie ermöglichen uns darüber hinaus, Eigenschaften wie Dichte und Temperatur dieser Gaswolken abzuleiten und dadurch die Entstehung neuer Sterne im Detail zu studieren.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Karl M. Menten hat in Bonn Physik und Astronomie studiert und 1987 am MPI für Radioastronomie promoviert. Nach mehrjähriger Forschungstätigkeit im Ausland, zuletzt als "Senior Radio Astronomer", am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge/Massachusetts, USA, ist er seit 1996 als Direktor und Leiter der Abteilung Millimeter- und Submillimeter-Astronomie am MPI für Radioastronomie in Bonn.

Galaxien durchmischen das Gas des Universums

Mittwoch, 17. Dezember 2003

Prof. Dr. Gerhard Hensler

Universität Kiel/Universität Wien

Die meisten Galaxien haben sich ähnlich wie unsere Milchstraße kurz nach dem Urknall gebildet. Dennoch weisen ihre strukturellen Unterschiede auf ihre verschiedenen Entwicklungsgeschichten hin.

Neueste Teleskope und Empfänger erlauben es uns, diese Ansammlungen von Materie, die durch ihre Sterne und ihr Gas leuchten, bis in die Tiefen des Universums zu untersuchen. Dabei wird deutlich, dass der "Werdegang" der Galaxien stark von ihrer Umgebung beeinflusst wird.

Die Materie im Universum und damit auch die Galaxien sind ständig in Bewegung, sammeln sich aber durch Gravitation zu größeren Aggregaten, Galaxienhaufen, kollidieren dabei auch und verschmelzen teilweise miteinander. Darüber hinaus fällt umgebendes, z.T. noch aus dem frühen Universum übrig gebliebenes Gas in Galaxien ein, während andererseits ein Teil des in Sternen prozessierten, d.h. mit schweren Elemente angereicherten Gases in die Umgebung der Galaxien herausgeschleudert oder aus ihnen herausgerissen wird. Die Galaxien wirken daher als Motoren der Durchmischung des im intergalaktischen Raum existierenden Gases.

Biographische Angaben:

Prof. Dr. Gerhard Hensler hat an der Technischen Universität Berlin Physik und Astronautik studiert und dort 1978 sein Diplom in Physik erhalten. Im Jahr 1981 promovierte er an der Universität Göttingen mit einer Arbeit über "Akkretionsscheiben in engen Doppelsternsystemen" und arbeitete anschließend an der Universitätssternwarte München. Er hat sich 1989 an der LMU München mit dem Thema "Galaxienentwicklung - Schritte zu einer konsistenten Behandlung" habilitiert und war zwischen 1990 und 2003 Professor für Astronomie an der Universität Kiel. Seit Beginn des Wintersemesters 2003/2004 ist er Professor für Astronomie an der Universität Wien.

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