Ein Radioatlas der Milchstraße bei 11cm Wellenlänge

(Schülerpraktikumsprojekt von Thibaud Hazenberg aus dem Jahr 2009)




In den Jahren von 1980 bis 1990 wurde ein großer Teil der Milchstraße mit dem 100-m-Radioteleskop bei 11cm Wellenlänge (das entspricht einer Frequenz der Radiostrahlung von 2,7 Gigahertz) kartiert.

Es handelt sich dabei um einen 10 Grad breiten Streifen um den Milchstraßenäquator (0 Grad galaktischer Breite) im gesamten Bereich der Milchstraße, der von Effelsberg aus zugänglich ist (0 Grad bis 240 Grad galaktischer Länge), der im folgenden als "Survey" (Atlas) in insgesamt 16 Karten präsentiert wird.

In diesen Karten ist die Intensität der Radiostrahlung so dargestellt, dass die Gebiete mit der stärksten Radiostrahlung am hellsten erscheinen (siehe z.B. die starke Radiostrahlung aus Richtung des Galaktischen Zentrums am rechten Bildrand von Feld [1].

In den Radiokarten findet man eine Menge unterschiedlicher Himmelsobjekte, die von Sternentstehungsgebieten bis zu Supernovaüberresten reichen. Kurze Beschreibungen für einige dieser Objekte sind im Anschluss zu finden:






Lagunennebel (M8): Gasnebel und Sternentstehungsgebiet Feld [1].

Adlernebel (M16): Gasnebel und Sternentstehungsgebiet in Feld [2].

SS 433: Supernovaüberrest mit Zentralquelle in Feld [3].

Cassiopeia A: Supernovaüberrest in Feld [8].

Tycho: Supernovaüberrest in Feld (9].

VRO42.05.01: Supernovaüberrest in Feld [12].

IC 443: Supernovaüberrest in Feld [13].






Die Karten des Atlas sind in galaktischen Koordinaten mit der Milchstraße als Bezugssystem dargestellt. Um die Orientierung zu erleichtern, werden im folgenden die Sternbilder genannt, in deren Richtung am Himmel die 16 Kartenfelder liegen.

Feld [1] beginnt in Richtung des Zentrums der Milchstraße und liegt komplett im Sternbild Schütze. In Feld [2] werden vom Schützen aus die Sternbilder Schlange und Schild erreicht, in Feld [3] weiter nördlich das Sternbild Adler. Feld [4] berührt die kleineren Sommersternbilder Pfeil und Füchschen, von denen aus Feld [5] in das große Sternbild Schwan übergeht. Feld [6] liegt komplett im Sternbild Schwan; die darin dominierende Cygnus X-Region erstreckt sich um den hellen Stern Gamma Cygni. In Feld [7] wird die Grenze zu den Sternbildern Kepheus und Eidechse erreicht, in Feld [8] erfolgt der weitere Übergang zur Kassiopeia. Auch Feld [9] liegt noch komplett im Sternbild Kassiopeia; hier wird bei ca. 120 Grad galaktischer Länge der nördlichste Teil der Milchstraße am Himmel erreicht. In Feld [10] geht es weiter zu den beiden Sternbildern Giraffe und Perseus. In Feld [11] erfolgt der Übergang vom Perseus zum Sternbild Fuhrmann, in Feld [12] vom Fuhrmann zum Sternbild Stier und weiter zu den Sternbildern Zwillinge und Orion in Feld [13]. Feld [14] markiert den Übergang vom Orion zum Sternbild Einhorn, in dem auch Feld [15] noch komplett liegt. Im Bereich des abschließenden Feldes [16] werden die Sternbilder Großer Hund und Achterdeck erreicht. Bei einer galaktischen Länge von 240 Grad liegt die Milchstraße schließlich zu weit südlich am Himmel, um noch mit dem Radioteleskop Effelsberg erreichbar zu sein.






Hier nun der komplette Survey (Atlas) in insgesamt 16 Kartenfeldern, die jeweils 16 Grad in galaktischer Länge und 10 Grad in galaktischer Breite umfassen. Um sich vorzustellen, wie groß ein solches Feld am Himmel wäre, folgender Vergleich: der Mond hat einen scheinbaren Durchmesser von 30 Bogenminuten oder 0,5 Grad. Er würde 32mal in der Breite und 20mal in der Höhe in eines der Felder hineinpassen.






Die Originalveröffentlichung in mehreren Teilen erfolgte in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics zwischen 1984 und 1990:






(30.01.09) Thibaud Hazenberg, Friedrich-Ebert-Gymnasium, Bonn.

ur 4/2013

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