Planetarium Mannheim jetzt Teil des Milchstraßenwegs

Maßstäbliche Erweiterung des Milchstraßenwegs am Radioteleskop Effelsberg bis zur Nachbargalaxie NGC 205

20. Dezember 2021

Seit Mitte Dezember 2021 hängt an der Außenwand des Planetarium Mannheim eine neue Plakette, welche das Gebäude als Außenstelle des Milchstraßenweges am Radioteleskop Effelsberg, nämlich als Galaxie NGC 205 ausweist.

Der Milchstraßenweg ist einer von drei unterschiedlich skalierten astronomischen Wanderwegen am Radioteleskop Effelsberg, mit denen die komplette Entfernungsskala von den Planeten unseres Sonnensystems bis zu fernen Galaxien in Milliarden von Lichtjahren Entfernung abgedeckt wird.



 

Der Milchstraßenweg ist eine Einrichtung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie und des Radio-Observatoriums Effelsberg. Das Radioteleskop in Effelsberg ist mit 100 Metern Durchmesser das zweitgrößte bewegliche Radioteleskop der Welt. Der Milchstraßenweg zeigt die Entfernungen verschiedener Himmelskörper im Maßstab 1: 1017 (1 : 100 Billiarden) – das sind 10.000 Lichtjahre pro Kilometer. In diesem Maßstab hat die Milchstraße einen Durchmesser von 10 km (oder 100.000 Lichtjahren); der Abstand zwischen der Erde und dem Zentrum der Milchstraße in 25.000 Lichtjahren Entfernung beträgt 2,5 km.

Neben den 18 Stationen, die auf einer Strecke von 4 km Länge in der Nähe des Radioteleskops in der Eifel eingerichtet wurden, gibt es mittlerweile zwei Außenstellen des Milchstraßenwegs. Bereits im Jahr 2014 wurde das Haus der Astronomie (HdA) auf dem Heidelberger Königstuhl – in 250 Straßenkilometern Abstand von Effelsberg – zur berühmten Andromeda-Galaxie (M31) ernannt. Nun wurde auch das Planetarium Mannheim zu einer neuen Außenstelle, als Galaxie NGC 205.

NGC 205 ist eine Zwerggalaxie im Andromedasystem und wie die Andromeda-Galaxie selbst etwa 2,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, in einem Abstand von 190. 000 Lichtjahren (entsprechend 19 km im Maßstab des Milchstraßenweges) von der Andromeda-Galaxie selbst.

Die Andromedagalaxie ist mit einem Durchmesser von rund 200.000 km etwas größer als unsere Milchstraße; das entspricht 20 km im Maßstab des Milchstraßenwegs. Sie würde sich damit vom Haus der Astronomie in Heidelberg als Markierung für das Zentrums von M31 beinahe bis zum Planetarium Mannheim in einer Richtung und bis nach Sinsheim in der anderen Richtung erstrecken. Das ist selbst in diesem Maßstab noch ein ganz schön großes Gebilde!

Unsere Milchstraße wiederum hat einen Durchmesser von ca. 170.000 Lichtjahren oder 17 km. Das würde mit der Position des Zentrums direkt am Radio-Observatorium Effelsberg (Station „Galaktisches Zentrum“ am Aussichtsplateau unmittelbar von dem 100-m-Teleskop) ziemlich genau dem Luftlinienabstand der beiden Städte Bad Münstereifel und Altenahr entsprechen, die nordwestlich bzw. südöstlich vom Radioteleskop liegen und Luftlinie knapp 17 km voneinander entfernt sind. Für die beiden Begleiter der Milchstraße, die Große und die Kleine Magellanische Wolke, wären 16 bzw. 20 km Abstand von der Muttergalaxie anzusetzen. Von Effelsberg aus gesehen könnte man somit die beiden Städte Rheinbach und Meckenheim kurz vor Bonn sehr schön als Standorte für die Magellanischen Wolken ansetzen

Die beiden Stationen NGC 205 (Planetarium Mannheim) und M31 (Haus der Astronomie, Heidelberg) markieren auch den Übergang zu einem weiteren astronomischen Wanderweg am Radioteleskop Effelsberg, dem Galaxienweg mit einem Maßstab von 1 : 5 x 1022 (1 : 50 Trilliarden).  In diesem Maßstab befindet sich das Andromedasystem mit NGC 205 und M31 in unmittelbarer Nachbarschaft von der Milchstraße – im Abstand von nur noch 50 cm. Die beiden Tafeln „Milchstraße“ und „Andromedagalaxie“ in nur 50 cm Abstand markieren den Beginn des Effelsberger Galaxienwegs, der über eine Gesamtstrecke von knapp 3 km bis zu fernen Galaxien in einer Entfernung von mehreren Milliarden Lichtjahren führt.
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Zusätzliche Informationen

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie hat am Standort des 100-m-Radiotreleskops bei Bad Münstereifel-Effelsberg insgesamt vier astronomische Themenwanderwege eingerichtet. Drei davon, mit den Bezeichnungen Planetenweg, Milchstraßenweg und Galaxienweg, bilden die komplette astronomische Entfernungsskala von den Planeten unseres Sonnensystems bis zu fernen Galaxien in mehreren Milliarden Lichtjahren Entfernung ab.

Der Planetenweg im Maßstab 1 : 7,7 Milliarden verläuft über eine Gesamtlänge von 766 m vom Besucherparkplatz am Radio-Observatorium (Zwergplanet Pluto) bis zum Vorplatz des Besucherpavillons mit der Station „Sonne“. Der Planetenweg hat mit dem Nachbarstern Sirius, dem hellsten Stern am Nachthimmel, eine Außenstelle in 11.000 km Entfernung (entsprechend 8,6 Lichtjahren) am APEX-Teleskop des MPIfR in der Atacamawüste in Chile.  

Der Milchstraßenweg im Maßstab 1 : 1017 (1 : 100 Billiarden) verläuft über eine Gesamtlänge von 4 km (entsprechend 40.000 Lichtjahre durch unsere Heimatgalaxis) von den Außenbereichen entlang der Sonne bis zum Galaktischen Zentrum. Dieser Weg führt vom Ortsteil Burgsahr der Gemeinde Kirchsahr im Sahrbachtal bis zu einem Aussichtsplateau unmittelbar vor dem 100-m-Radioteleskop selbst. Der Milchstraßenweg hat mit der Andromedagalaxie M31 (am Haus der Astronomie/Heidelberg) und der Galaxie NGC 205 (am Planetarium Mannheim) zwei Außenstellen in jeweils 2,5 Millionen Lichtjahren oder rund 250 km Entfernung.

Der Galaxienweg im Maßstab 1 : 5 x 1022 (1 : 50 Trilliarden) verläuft über eine Gesamtlänge von 2,7 km (entsprechend knapp 14 Milliarden Lichtjahren) von unserer Milchstraße bis zu fernen Galaxien und schließlich zurück bis zum Urknall oder dem Beginn aller Zeiten. Er startet auf einem Waldweg hinter dem Radioteleskop und führt bis zur Martinshütte der Gemeinde Kirchsahr, der „Grillhütte am Ende des Universums“.

Zum 50jährigen Jubiläum des 100-m-Radioteleskops ist im Jahr 2021 noch ein weiterer Wanderweg hinzugekommen, der „Zeitreiseweg“, der auf insgesamt 20 Stationen die bislang 50jährige Geschichte des Radioteleskops Effelsberg abbildet. Er führt auf gut 5 km Länge um das Teleskop herum, mit dem Startpunkt direkt am Besucherpavillon.

 

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