Zeitreiseweg
Das 100-m-Radioteleskop des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie liegt in einem Bachtal unmittelbar an der Grenze der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Vom Besucherparkplatz zwischen den Eifeldörfern Effelsberg und Lethert, die beide zur Ortsgemeinde Bad Münstereifel gehören, sind es ungefähr 15 Minuten Fußweg bis zum Besucherpavillon des Radioteleskops mit direktem Blick auf das Teleskop selbst.
Hier beginnt und endet der "Zeitreiseweg", der zum 50jährigen Jubiläum des Radioteleskops Effelsberg im Jahr 2021 eröffnet wurde. Er verläuft auf einer Gesamtlänge von etwas mehr als 5 km rund um das Gelände des Radio-Observatoriums, im Bereich von gleich zwei Bundesländern (Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz). Der Zeitreiseweg ist eine Kooperation des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie mit dem Freundeskreis Sahrbachtal, der Tourist-Information/Stadt Bad Münstereifel und der Ortsgruppe Bad Münstereifel des Eifelvereins.
Der Zeitreiseweg wird gekennzeichnet durch ein schwarzes Teleskopsymbol auf gelbem Grund.
Im folgenden dazu einige Informationen, wie sie auch auf den 20 Schautafeln des Zeitreisewegs enthalten sind.
Die ersten 50 Jahre in der Geschichte des Radioteleskops Effelsberg (1971–2021) sind auf einem Rundweg mit einer Gesamtlänge von gut 5 km dargestellt. Dabei entspricht ein Jahr einem Abstand von 100 m auf dem Weg.
Der Weg beginnt und endet am Besucherpavillon des Radioobservatoriums und führt durch zwei Bundesländer (Nordrhein-Westfalen & Rheinland-Pfalz) auf einem großen Bogen rund um das 100-m-Radioteleskop.
Der Zeitreiseweg am Radioteleskop Effelsberg umfasst insgesamt 20 Stationen. Die Eröffnung des Zeitreisewegs erfolgte zum 50jährigen Jubiläum des Radioteleskops Effelsberg im Mai 2021.
Den Verlauf des Zeitreisewegs rund um das 100-m-Radioteleskop und die Positionen aller 20 Informationstafeln zeigt die folgende Karte. Bei einer Gesamtlänge von 5,2 km sollte die Wanderung inkl. Pausen an den Stationen in ca. 90 Minuten zu schaffen sein.
Eine Beschreibung aller 20 Stationen des Zeitreisewegs steht auf der folgenden Seite.
1) Einweihung und erste Messung (1971)
Die erste Station zeigt die Einweihung des Radioteleskops nach rund dreijähriger Bauzeit am 12. Mai 1971. Bereits am 23. April, konnte mit dem Supernova-Überrests HB21 die erste erfolgreiche Messung ("First Light") mit dem Radioteleskop Effelsberg durchgeführt werden.
Von hier aus haben wir eine Gesamtstrecke von 50 Jahren (5 km) bis zum Ziel.
2) Volle Inbetriebnahme und erste Pulsarmessung (1972)
Zum 1. August 1972 erfolgte die volle Inbetriebnahme des Radioteleskops Effelsberg und seiner Empfangsanlagen. In diesem Jahr gelangen die ersten Pulsarmessungen bei 2,8 cm Wellenlänge und damit der bis dahin kürzesten Wellenlänge für diese schnell rotierenden Objekte.
Vom Start aus wurde ein Jahr (100 m) zurückgelegt; es bleiben noch 49 Jahre (4,9 km) bis zum Ziel.
3) Erste interkontinentale VLBI-Experimente (1973)
Das Radioteleskop Effelsberg wurde bereits sehr früh in ein weltweites Netzwerk von Radioteleskopen ("Very Long Baseline Inferometry", VLBI) eingebunden. Im Jahr 1973 fanden die ersten Messungen mit transatlantischen Basislinien statt, durch die Verbindung des 100-m-Teleskops mit amerikanischen Radioteleskopen.
Vom Start aus wurden zwei Jahre (200 m) zurückgelegt; es bleiben noch 48 Jahre (4,8 km) bis zum Ziel.
4) Sonnensonde "HELIOS" & Andromeda-Galaxie (1974)
Im Jahr 1974 wurde das Radioteleskop Effelsberg für sechs Monate tagsüber als Empfangsstation für die Sonnensonde HELIOS, das erste große Projekt der deutschen Raumfahrt, genutzt. Im gleichen Jahr wurde erstmals eine komplette Karte der Radiostrahlung der Andromedagalaxie M31 bei 11 cm Wellenlänge veröffentlicht.
Vom Start aus wurden drei Jahre (300 m) zurückgelegt; es bleiben noch 47 Jahre (4,7 km) bis zum Ziel.
5) Wasser und Ammoniak in anderen Galaxien (1977/79)
Das Radioteleskop Effelsberg ist durch seine hohe Empfindlichkeit bestens geeignet für die Messungen von extrem schwachen Radiosignalen. Damit konnten zum ersten Mal Wasser (1977 in M33) und Ammoniak (1979 in IC342) in anderen Galaxien in mehreren Millionen Lichtjahren Entfernung nachgewiesen werden.
Vom Start aus wurden sieben Jahre (700 m) zurückgelegt; es bleiben noch 43 Jahre (4,3 km) bis zum Ziel.
6) Radiokarte des gesamten Himmels (1982)
Nach rund zehnjähriger Messzeit mit den drei damals größten Radioteleskopen der Erde (Effelsberg: 100 m, Jodrell Bank: 76 m, Parkes: 64 m Durchmesser) wurde im Jahr 1982 die genaueste Karte der Radiostrahlung des gesamten Himmels bei 73 cm Wellenlänge präsentiert.
Vom Start aus wurden 11 Jahre (1,1 km) zurückgelegt; es bleiben noch 39 Jahre (3,9 km) bis zum Ziel.7) Ammoniak als kosmisches Thermometer (1983)
7) Ammoniak als kosmisches Thermometer (1983)
Beobachtungen einer ganzen Reihe spektroskopischer Linien des Ammoniakmoleküls NH3 mit dem Radioteleskop Effelsberg führen zur Einführung eines kosmischen Thermometers zur Bestimmung der Temperatur von Molekülwolken.
Vom Start aus wurden 12 Jahre (1,2 km) zurückgelegt; es bleiben noch 38 Jahre (3,8 km) bis zum Ziel.
8) Kurzzeitvariabilität kosmischer Radioquellen (1987)
Mit dem Radioteleskop Effelsberg wurde die Kurzzeitvariabilität von extragalaktischen Radioquellen entdeckt. In den Zentralbereichen von extrem weit entfernten aktiven Galaxien (z.B. 0917+624, neun Milliarden Lichtjahre) findet man Helligkeitswechsel binnen weniger Stunden und kann so Strukturen von der Größe unseres Sonnensystems nachweisen.
Vom Start aus wurden 16 Jahre (1,6 km) zurückgelegt; es bleiben noch 34 Jahre (3,4 km) bis zum Ziel.9) Kosmische Magnetfelder/Zeeman-Effekt (1989)
9) Kosmische Magnetfelder/Zeeman-Effekt (1989)
Als Zeeman-Effekt bezeichnet man die Aufspaltung von Spektrallinien in Magnetfeldern (Nobelpreis für Pieter Zeeman 1902). Dieser Effekt konnte für das Wassermolekül H2O erstmals mit dem Radioteleskop Effelsberg nachgewiesen werden und ermöglicht die Untersuchung von Magnetfeldern in Molekülwolken.
Vom Start aus wurden 18 Jahre (1,2 km) zurückgelegt; es bleiben noch 32 Jahre (3,2 km) bis zum Ziel.
10) Austausch der kompletten Laufschiene (1996)
Ein Schienenkreis von 64 m Durchmesser trägt das komplette Gewicht des Radioteleskops Effelsberg. Nach 25 Jahren Betrieb musste diese Schiene komplett ausgewechselt werden. Dazu musste das Teleskop mit seinen 3200 Tonnen Gewicht für die Zeit des Schienenwechsels sozusagen "aufgebockt" werden.
Vom Start aus wurden 25 Jahre (2,5 km) zurückgelegt; es bleiben noch 25 Jahre (2,5 km) bis zum Ziel.
11) Bahnelemente/Präzession Pulsar 1913+16 (1998)
Die allgemeine Relativitätstheorie Einsteins sagt bei der Bewegung eines Pulsars im Gravitationsfeld eines Begleitsterns einer kontinuierlichen Änderung der Richtung seiner Rotationsachse (geodätische Präzession) voraus. Mit dem Radioteleskop Effelsberg ist es zum ersten Mal gelungen, diesen Effekt für den Pulsar PSR 1913+16 nachzuweisen.
Vom Start aus wurden 27 Jahre (2,7 km) zurückgelegt; es bleiben noch 23 Jahre (2,3 km) bis zum Ziel.
12) Magnetfeld der Andromeda-Galaxie (2003)
Die systematische Untersuchung der Magnetfelder von Galaxien und des Magnetfelds unserer Milchstraße wurde durch Beobachtungen der polarisierten Radiostrahlung mit dem Radioteleskop Effelsberg gestartet. Ein schönes Beispiel dafür ist die detaillierte Messung des Magnetfelds unserer Nachbargalaxie M31 bei 6 cm Wellenlänge.
Vom Start aus wurden 32 Jahre (3,2 km) zurückgelegt; es bleiben noch 18 Jahre (1,8 km) bis zum Ziel.
13) Neuer Subreflektor (2006)
Der Subreflektor des Radioteleskops Effelsberg mit einem Durchmesser von 6,50 m befindet sich nahe dem Brennpunkt an der Spitze der vier Stützbeine. Am 5. Oktober 2006 wurde ein neuer, verbesserter Spiegel mit 100 motorgesteuerten aktiven Oberflächenelementen eingebaut, mit dem die Leistung des Radioteleskops nochmals gesteigert werden konnte.
Vom Start aus wurden 35 Jahre (3,5 km) zurückgelegt; es bleiben noch 15 Jahre (1,5 km) bis zum Ziel.
14) LOFAR-Station in Effelsberg (2007)
Die erste deutsche Station des europäischen Niederfrequenz-Radioteleskops LOFAR wurde auf dem Gelände des Radio-Observatoriums Effelsberg errichtet. LOFAR-Stationen sind über mehrere Länder Europas verteilt und über schnelle Datenleitungen direkt miteinander verbunden.
Vom Start aus wurden 36 Jahre (3,6 km) zurückgelegt; es bleiben noch 14 Jahre (1,4 km) bis zum Ziel.
15) Erster Millisekundenpulsar in Effelsberg (2010)
Am Radioteleskop Effelsberg laufen spezielle Messprogramme zum Auffinden neuer Pulsare. PSR J1745+10 ist der erste in Effelsberg entdeckte Millisekunden-Pulsar. Es handelt sich dabei um einen sogenannten "Schwarze-Witwe-Pulsar", bei dem die energiereiche Strahlung des Pulsars seinen Partner im Lauf der Zeit nahezu komplett verdampft.
Vom Start aus wurden 39 Jahre (3,9 km) zurückgelegt; es bleiben noch 11 Jahre (1,1 km) bis zum Ziel.
16) Magnetar im Galaktischen Zentrum (2013)
Ein Pulsar mit extrem starkem Magnetfeld, ein sogenannter Magnetar, wurde mit dem Radioteleskop Effelsberg in unmittelbarer Nähe des Zentrums der Milchstraße aufgespürt. Er bewegt sich mit einer Umlaufperiode von rund 500 Jahren um das zentrale Schwarze Loch mit mehr als 4 Millionen Sonnenmassen.
Vom Start aus wurden 42 Jahre (4,2 km) zurückgelegt; es bleiben noch acht Jahre (800 m) bis zum Ziel.
17) Wasserstoffkarte des Nordhimmels (2015)
Im Projekt „Effelsberg-Bonn-HI-Survey“ (EBHIS) wurde der komplette Nordhimmel im Licht der 21-cm-Spektrallinie des neutralen Wasserstoffs (HI) mit dem Radioteleskop Effelsberg vermessen.
Vom Start aus wurden 44 Jahre (4,4 km) zurückgelegt; es bleiben noch sechs Jahre (600 m) bis zum Ziel.
18) Weltrekord: 11 Mikrobogensekunden (2017)
Bei der Untersuchung von Wassermaser-Spektrallinien in der Galaxie NGC 4258 im VLBI-Verbund des Weltraumteleskops RadioAstron zusammen mit einem Netzwerk erdgebundener Radioteleskope inklusive des 100-m-Teleskops konnte mit 11 Mikrobogensekunden die bisher höchste Winkelauflösung überhaupt in der Astronomie erreicht werden.
Vom Start aus wurden 46 Jahre (4,6 km) zurückgelegt; es bleiben noch vier Jahre (400 m) bis zum Ziel.
19) GMVA: Tief ins Innere von Galaxien (2019)
Mit dem „Global Millimeter VLBI Array“ (GMVA) werden Details im Inneren von Galaxien wie Perseus A, Cygnus A, M87 und Sgr A* (Zentrum der Milchstraße) mit sehr hoher Winkelauflösung erforscht. Mit einer Wellenlänge von 3,5 mm geht das an den Messungen beteiligte 100-m-Radioteleskop Effelsberg dabei bis an seine Grenze.
Vom Start aus wurden 48 Jahre (4800 m) zurückgelegt; es bleiben noch 2 Jahre (200 m) bis zum Ziel.
20) 50 Jahre Radioteleskop Effelsberg (2021)
Im Jahr 2021 hat das Radioteleskop Effelsberg die ersten 50 Jahre seines Lebens vollendet. Aus diesem Anlass gibt die deutsche Post eine Jubiläumsbriefmarke heraus. Das Mess- und Forschungsprogramm mit dem 100-m-Teleskop geht weiter.
Hier ist nach insgesamt 50 Jahren oder 5,0 km die Zielstation des Zeitreisewegs erreicht. Weitere 200 m führen zum Ausgangspunkt am Besucherpavillon.
Diese Seite wurde ursprünglich als "Jubiläumsweg" zum 40jährigen Bestehen des 100-m-Teleskops mit 14 Stationen von 1971 bis 2011 im Rahmen eines Schülerpraktikums zusammengestellt von Frederick Emde, Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium, Köln-Lindenthal. In der endgültigen Version als Zeitreiseweg ist es nun ein Rundweg mit 20 Stationen aus der 50jährigen Geschichte des Radioteleskops Effelsberg von 1971 bis 2021, der zum 50jährigen Jubiläum des 100-m-Radioteleskops im Mai 2021 eröffnet wurde.