Von historischen Persönlichkeiten und Himmelsobjekten

Astronomische Themenvorträge 2025 im Besucherpavillon am Radioteleskop Effelsberg

1. April 2025

Am Samstag, 5. April 2025, findet der erste Vortrag der diesjährigen astronomischen Vortragsreihe des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) statt.

Im Jahr 2025 werden die Vorträge wiederum im Besucherpavillon am Radioteleskop Effelsberg (Max-Planck-Straße 10, 53902 Bad Münstereifel-Effelsberg) durchgeführt. Sie finden zwischen April und Oktober jeweils an einem Samstag statt und beginnen um 17:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Bis zum Oktober 2025 sind es insgesamt acht Vorträge zu sehr unterschiedlichen astronomischen Themen. Sie reichen von der Vorstellung zweier historischer Persönlichkeiten (Georges Lemaitre und Henrietta Swan Leavitt), deren Bedeutung für die Entwicklung der Astronomie lange Zeit unterschätzt wurde (Stichworte: Hubble-Lemaitre-Gesetz und Leavittsches Gesetz) über Sagittarius A*, das massereiche Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße, Astronomie aus dem Orbit, die Bewegung „Astronomers for Planet Earth“, schnelle Radiostrahlungsausbrüche und kosmische Magnetfelder. Der Abschlussvortrag am 12. Oktober hat schließlich die Erforschung von Gravitationswellen mit Hilfe von Pulsaren zum Thema.

Wir möchten Sie einladen, die Gelegenheit für Fragen an die Referenten zu nutzen, oder vielleicht auch das 100-m-Radioteleskop, das größte Radioteleskop Europas, ganz aus der Nähe sehen zu können.

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie hat in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung/Touristinformation seit vielen Jahren eine öffentliche Vortragsreihe in Bad Münstereifel angeboten.

Die Vorträge werden seit 2024 im Besucherpavillon am Radioteleskop Effelsberg (Max-Planck-Straße 10, 53902 Bad Münstereifel-Effelsberg) durchgeführt. Vom Besucherparkplatz aus führt ein knapp 10minütiger Fußweg bis zum Pavillon, entlang der Stationen des Effelsberger Planetenwanderwegs vom Zwergplaneten Pluto auf dem Parkplatz bis zur Station „Sonne“ auf dem Vorplatz des Pavillons.

Die Vorträge finden zwischen April und Oktober jeweils an einem Samstag statt und beginnen um 17:00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Das Programm im Jahr 2025 umfasst insgesamt acht Vorträge, wiederum zu einer Vielzahl von astronomischen Themen. Der Eröffnungsvortrag am 5. April 2025 ist mit Georges Lemaître einer historischen Persönlichkeit in der Astronomie gewidmet, die gleichbedeutend mit dem ungleich bekannteren Edwin Hubble steht. Es geht in diesem Jahr um Sgr A*, das massereiche Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße, um Astronomie aus dem Orbit, die Bewegung „Astronomers for Planet Earth“, um schnelle Radiostrahlungsausbrüche und kosmische Magnetfelder. Mit Henrietta Swan Leavitt wird eine weitere unterschätzte Persönlichkeit in der Astronomie vorgestellt – ihre Forschungsarbeit lieferte die Grundlagen für die Erweiterung des Universums über die Grenzen der Milchstraße hinaus.

Der Abschlussvortrag am 12. Oktober präsentiert die Erforschung von Gravitationswellen mit Hilfe von Pulsaren.

Neben den Themenvorträgen in Bad Münstereifel haben bereits ab Dienstag, 2. April, die regulären Informationsvorträge im Besucherpavillon in direkter Sichtweite des 100-m-Radioteleskops begonnen. Sie werden von dienstags bis samstags für Besuchergruppen ab acht Personen angeboten (Anmeldung unter 02257-301101, Mo-Fr vormittags, oder per Internet via public@mpifr.de). Vom Besucherpavillon aus führt ein Zugangsweg zum Aussichtsplateau unmittelbar vor dem großen Teleskopspiegel von 100 Metern Durchmesser und von dort über einen kurzen Pfad durch den Wald bis zum zweiten Radioteleskop vor Ort, der Effelsberg-Station des europäischen LOFAR-Teleskopnetzwerks.

Bitte beachten Sie, dass elektronische Geräte, vor allem Mobiltelefone, in Reichweite des Teleskops komplett ausgeschaltet oder in Flugmodus gebracht werden sollten, da die ausgesandte Strahlung („Elektrosmog“) die Messungen mit dem Radioteleskop empfindlich beeinträchtigt.

In direkter Nachbarschaft des Radio-Observatoriums wurden vier astronomische Themenwanderwege in unterschiedlicher Länge angelegt: Planetenweg, Milchstraßenweg, Galaxienweg und Zeitreiseweg. Die ersten drei bilden in verschiedenem Maßstab die komplette astronomische Entfernungsskala ab, von der unmittelbaren Nachbarschaft mit den Planeten im Sonnensystem bis zu fernsten Galaxien und Quasaren am Rande des beobachtbaren Universums. Der Zeitreiseweg (Start/Ziel direkt am Besucherpavillon) ist ein Rundweg von gut 5 km Länge, der auf 20 Stationen die inzwischen mehr als 50jährige Geschichte des 100-m-Radioteleskops beleuchtet.

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Astronomische Vorträge 2025 im Besucherpavillon

Samstag, 5. April 2025: Prof. Dr. Hans-Joachim Blome, FH Aachen: Georges Lemaître – geistiger Vater der Urknall-Hypothese und früher Befürworter einer beschleunigten Expansion des Universums              

Samstag, 3. Mai 2025: Dr. Gunther Witzel, MPIfR Bonn: Sgr A* - die Zentralquelle unserer Milchstraße              

Samstag, 31 Mai 2025: Dr. Nadya Ben Bekhti, Fraunhofer INT Euskirchen: Astronomie aus dem Orbit               

Samstag, 14. Juni 2025: Priv.-Doz. Dr. Jürgen Kerp, AIfA Bonn: Astronomers for Planet Earth              

Samstag, 12. Juli 2025: Dr. Rainer Beck, MPIfR Bonn: Kosmische Magnetfelder - überall und unsichtbar                  

Samstag, 2. August 2025: Dr. Norbert Junkes, MPIfR Bonn: Henrietta Swan Leavitt – Die Frau, die das Universum erweitert hat                       

Samstag, 6. September 2025: Dr. Laura Spitler, MPIfR Bonn: Schnelle Radiostrahlungsausbrüche (FRBs)                       

Samstag, 11. Oktober 2025: Kathrin Grunthal, M. Sc., MPIfR Bonn: Pulsare und Gravitationswellen

https://www.mpifr-bonn.mpg.de/vortraege/bm2025

 

 

Georges Lemaître – geistiger Vater der Urknall-Hypothese und früher Befürworter einer beschleunigten Expansion des Universums         

Eröffnungsvortrag am Samstag, 5. April 2025, 17:00 Uhr

Prof. Dr. Hans-Joachim Blome, FH Aachen

Den Begriff „Urknall“ hat Georges Lemaître (1894–1966) nicht benutzt, um den Anfang des Universums vor endlicher Zeit zu charakterisieren.  Georges Lemaître war ein katholischer Priester und Astrophysiker, der ab 1925 als Professor an der Universität in Louvain arbeitete und ab 1936 Mitglied der päpstlichen Akademie der Wissenschaften in Rom war, später ab 1960 auch deren Präsident. Er zeigte bereits 1927 die unvermeidliche Instabilität des Einstein-Kosmos, die zu einem expandierenden Weltraum führt - beobachtbar in einer systematischen Verschiebung des Spektrums von Galaxien in Richtung längerer Wellenlängen  ("Rotverschiebung"), aufgrund der Lichtausbreitung in einem sich ausdehnenden Weltraum. Diese Gesetzmäßigkeit wurde von Edwin Hubble 1929 durch Beobachtung verifiziert. Erst 2018 empfahl die Internationale Astronomische Union den Zusammenhang zwischen Rotverschiebung und Entfernung als „Hubble-Lemaître-Gesetz“ zu bezeichnen. Die Bestätigung der zunehmenden Ausdehnung des Universums brachte Georges Lemaître zu der Einsicht, dass diese Expansion vor endlicher Zeit mit einer enormen Energiekonzentration ihren Anfang nahm, die er -„atome primitif“ (Uratom) nannte. Georges Lemaître erntete für diese Hypothese scharfe Kritik, die bekannteste von seinem Kollegen Sir Fred Hoyle, der abfällig vom "Big Bang" (Urknall) sprach.

Das von Lemaître ab 1931 bevorzugte Weltmodell startet mit der Entfaltung des von ihm sogenannten atome primitif ("Uratom"). Die nachfolgende rasante Expansion verlangsamte sich und durchlief eine Phase der Stagnation um  sich anschliessend unter dem Einfluss der Energiedichte des leeren Raumes (heute Quantenvakuum genannt) beschleunigt auszudehnen. Das Nachglühen des heissen und dichten Anfangs ist heute in Gestalt der kosmologischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung beobachtbar und seit 1997 ist auch die von Lemaître vorhergesagte beschleunigte Expansion nachgewiesen worden. Die Entfaltung des Universums aus einer nahezu strukturlosen Energiekonzentration am Anfang  zum heutigen Kosmos ist der Expansion und der Schwerkraft geschuldet und dem Zusammenspiel der Elementarteilchen und ihrer Wechselwirkungen. Was jenem Anfangszustand vorausging ist bis heute noch nicht geklärt. Aber bereits Georges Lemaître verwies auf die Notwendigkeit der Quantentheorie zur Beschreibung dieser Ursprungsphase – heute Gegenstand der Quantenkosmologie. Der Zweck einer jeden kosmologischen Theorie ist es, einfache Anfangsbedingungen zu suchen, durch die infolge des Wechselspiels bekannter physikalischer Gesetze unsere Welt in all ihrer Komplexität entstanden sein könnte, so formulierte Georges Lemaître das Programm der modernen Kosmologie.

Georges Lemaître war nicht nur Astrophysiker, sondern auch ein gottgläubiger katholischer Priester. Das verheimlichte er nicht, aber Astrophysik betrieb er als wenn es Gott nicht gäbe.

             
Biographische Angaben:

Hans-Joachim Blome studierte an den Universitäten Clausthal, Bonn und Köln Physik und Astronomie (Diplomarbeit am Institut für Astrophysik in Bonn) und promovierte an der Universität zu Köln in theoretischer Physik. Von 1983 bis 1987 arbeitete er am Institut für Astrophysik der Universität Bonn. Ab dem Jahr 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Zunächst in der Projektleitung Spacelab-Projekt D-2 Mission, 1995 Forschungssemester bei der NASA und am Institute for Advanced Space Studies in Houston. Von 1996 bis 1998 Mitglied der strategischen Planungsgruppe für Extraterrestrische Forschung im DLR und 1997 im Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) in Bonn und 1998/99 einer der deutschen Delegierten im Science Program Committee der European Space Agency (ESA). Von 2000 bis 2016 Professor für die Fächer Physik und Himmelsmechanik an der Fachhochschule Aachen im Fachbereich Raumfahrttechnik. Er ist Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Astronomischen Gesellschaft und der Carl Friedrich von Weizsäcker Gesellschaft Wissen und Verantwortung.

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