3.1 Optische und Nahinfrarot-Interferometer



Die Gruppe Infrarot-Interferometrie führt in regelmäßigen Abständen speckle-interferometrische Messungen mit ihrem eigenen Kamera-System an großen optischen Teleskopen rund um den Globus aus. Neben den 3,6m- und 3,5m-Teleskopen der Europäischen Südsternwarte (ESO) auf dem La Silla in Chile und dem "Multiple-Mirror-Telescope" (MMT) in Arizona ist dabei bisher vor allem das russische 6m-Teleskop am Selentschuk-Observatorium zum Einsatz gekommen (s. Photo).

Das VLT (Very Large Telescope) ist Teil des Paranal-Observatoriums in Chile und zählt zu den derzeit besten Teleskopen bei optischen und nahinfraroten (NIR-) Wellenlängen. Es besteht aus 4 Einzelteleskopen, deren Spiegel zusammen geschaltet werden können und so ein astronomisches Großteleskop bilden. Die vier großen Teleskope oder UTs haben je 8,20m Spiegeldurchmesser. Dazu kommen noch 4 Hilfsteleskope (ATs) von je 1,80m Spiegeldurchmesser. Bis zu 3 von den UTs oder den ATs können derzeit zusammengeschaltet werden. Wie beim VLA (s.u.) können die ATs auf Schienen verschoben werden. Der dadurch größtmöglichste Abstand, den zwei von ihnen einnehmen können, beträgt 200 Meter.
Ein Instrument zur interferometrischen Überlagerung der Signale dreier VLTI-Teleskope, das sich innerhalb dieses Observatoriums befindet, ist AMBER (Abb. 6), mit welchem das Infrarot-Licht in einzelne Wellenlängen zerlegt werden kann. Ein weiteres Instrument am VLTI zur interferometrischen Überlagerung der Signale einzelner Teleskope im mittelinfraroten Bereich ist MIDI, das "MID-infrared Interferometric instrument" für den Wellenlängenbereich von 8 bis 13 Mikrometern.

Das LBT (Large Binocular Telescope) ist ein Teleskop mit zwei 8,40 Meter großen Spiegeln, das in 3267 Metern Höhe auf dem Mount Graham in Arizona gebaut wird. Die Sternwarte wurde in Zusammenarbeit von den USA, Deutschland und Italien errichtet. Erste Messungen mit Einzelspiegeln sind bereits erfolgt, die Interferometrieinstrumente der ersten Generation werden voraussichtlich 2011 einsatzbereit sein. Es ist ein Teleskop mit Zwillingsspiegeln, welche eine gemeinsame Montierung haben. In seiner Bauweise ist es das weltgrößte optische Teleskop.
Das Doppelteleskop sammelt genau so viel Licht wie ein 11,8-Meter-Spiegelteleskop und würde sogar eine Kerze in 2,5 Millionen km Entfernung (7-fache Monddistanz) feststellen können. Mit Hilfe der Interferometrie kann seine Auflösung auf die eines 22,8-Meter-Spiegels gesteigert werden. Wenn das Licht eines Zentralsterns interferometrisch ausgeblendet wird, können eventuell vorhandene Planeten um einen Stern sichtbar gemacht werden (Nulling-Interferometrie). Durch seine große Lichtsammelfläche und sein großes Bildfeld wird das LBT außerdem in der Lage sein, scharfe Bilder von fernen Galaxien zu machen.

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