Jansky-Preis für Prof. Karl Menten

Amerikanischer Preis für "außerordentliche Beiträge zum Fortschritt der Astronomie" an Bonner Radioastronomen

20. Juli 2007
Die amerikanischen Forschungseinrichtungen Associated Universities und National Radio Astronomy Observatory (NRAO) verleihen den Jansky-Preis (Karl G. Jansky Lectureship) an Professor Karl M. Menten vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Mit diesem Preis werden seine hervorragenden Beiträge zum Fortschritt der Astronomie gewürdigt.

Karl Menten ist ein außerordentlich produktiver Wissenschaftler, dessen Forschung unser Wissen in verschiedenen Bereichen der Astronomie wesentlich erweitert hat. Er untersucht chemische Vorgänge in riesigen interstellaren Wolken aus dichtem molekularem Gas, in denen sich neue Sterne bilden und erforscht die Entstehung von Sternen selbst sowohl in unserer Milchstraße als auch im frühen Universum. Außerdem beschäftigt er sich mit den molekularen Hüllen von Sternen später Entwicklungsstadien. Diese entstehen, wenn Sterne am Ende ihres Lebens einen Großteil ihrer Masse an das interstellare Medium zurückgeben - eine Phase, die auch unsere Sonne durchlaufen wird, allerdings erst in ca. 5 Milliarden Jahren.

Menten studierte Physik und Astronomie in Bonn und promovierte 1987 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) mit einer Arbeit über Methanol in der Milchstraße, zu einem guten Teil beobachtet mit dem 100-m-Radioteleskop Effelsberg. Danach ging er für mehrere Jahre an das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge/Massachusetts, wo er eine Laufbahn vom Postdoc bis zum Senior Radio Astronomer durchlief. Dabei entdeckte er 1991 mit dem 43-m-Teleskop des NRAO in Sternentstehungsgebieten sehr starke Spektrallinien von Methanolmasern. Maser sind im Frequenzbereich der Radiowellen das Pendant zu Lasern im sichtbaren Licht. Mit diesen Linien von Masern entwickelte Karl Menten eine fruchtbare Methode zur Untersuchung der Bildung massereicher Sterne, denn diese Emission entsteht genau an den Geburtsorten solcher Sterne. Mit extrem hochaufgelösten Radiobeobachtungen der Maserquellen am Very Long Baseline Array-Interferometer des NRAO konnten er und seine Kollegen sogar präzise Angaben zur Struktur, Ausdehnung und Dynamik unserer Milchstraße liefern.

Seit Ende 1996 ist Karl Menten Direktor und Leiter der Abteilung Millimeter- und Submillimeter-Astronomie am MPIfR sowie seit 2001 auch Professor für experimentelle Astrophysik an der Universität Bonn. Auf seine Initiative geht der Bau des Atacama Pathfinder Experiment (APEX) zurück. Dies ist ein 12-m-Radioteleskop zur Forschung im Submillimeterbereich, das auf 5100 m Höhe in der Atacamawüste in Chile aufgebaut wurde. Auf der selben Hochebene wird zur Zeit das multinationale Projekt Atacama Large Millimeter Array (ALMA) errichtet.

Als erster deutscher Jansky-Preisträger reiht sich Karl Menten in eine hochrangige Schar von Vorgängern ein, deren Liste sich wie ein Who's Who (nicht nur) der Radioastronomie liest. Der Preis ist nach Karl Jansky benannt, der im Jahr 1932 zum ersten Mal Radiowellen kosmischen Ursprungs, und zwar aus dem Zentralbereich unserer Milchstraße, nachweisen konnte. Diese Entdeckung wurde zur Geburtsstunde der Radioastronomie. Der Jansky-Preis wurde erstmals 1966 verliehen; damals ging er an John Bolton vom australischen Parkes-Observatorium, dem die erste Identifikation von Radioquellen mit bekannten kosmischen Objekten gelungen war. Zu den mit dem Preis ausgezeichneten Wissenschaftlern gehören sechs Nobelpreisträger aus Physik, Astrophysik und Radioastronomie: - Charles Townes (einer der Erfinder des Lasers), Subrahmanyan Chandrasekhar, Arno Penzias, Robert Wilson, William Fowler und Joseph Taylor, sowie Jocelyn Bell-Burnell, die Entdeckerin des ersten Pulsars.

Karl Menten zeigt sich begeistert: "Der Preis ist eine schöne Anerkennung der Molekülastronomie, für die mit tollen neuen Teleskopen, allen voran APEX, geradezu ein neues Zeitalter anbricht." Er wird zur Verleihung des Jansky-Preises in Charlottesville/Virginia und in Socorro/New Mexico öffentliche Vorträge mit dem Titel "Tuning in to the Molecular Universe" halten.

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