Die deutsche Geschichte der Radioastronomie ab dem zweiten Weltkrieg



Kurt Fränz machte mit seinen Mitarbeitern der Firma Telefunken die ersten radioastronomischen Beobachtungen in Deutschland. Als Antenne verwendeten sie damals eine Dipolwand. Viele deutsche Wissenschaftler gehörten damals nicht nur zu den international führenden Astrophysikern, sondern erkannten schon früh die große Bedeutung der bisherigen Ergebnisse von Jansky und Reber. Nachdem Deutschland 1945 bedingungslos kapitulierte, untersagten die Alliierten jegliche Art der Forschung im Bereich der Funkmesstechnik. Nach Abzug der Truppen aus den vorher besetzten Gebieten blieben viele Radarantennen vom Typ "Würzburger Riese" zurück. Diese wurden von vielen europäischen Ländern zu Radioteleskopen umgebaut, da sich der Parabolspiegel für solche Zwecke besonders anbot.

Nach diesem Rückschlag der deutschen Radioastronomie lockerten die Siegermächte erst einige Jahre nach dem Krieg das Forschungsverbot Stück für Stück. Dadurch konnte die radioastronomische Forschung in Deutschland wiederbelebt werden. Dies geschah zunächst am Heinrich-Hertz-Institut in Berlin-Adlershof (ehem. DDR) unter der Leitung von Otto Hachenberg und an der Universität Kiel auf Anraten von Albrecht Unsöld. In Kiel erfolgte anschließend die erste radioastronomische Durchmusterung des Himmels im Jahre 1956, durchgeführt von Franz Dröge und Wolfgang Priester. Der Durchmesser des Parabolspiegels in Berlin-Adlershof, auch als "Großer Spiegel" bezeichnet, beträgt 36 Meter.

Ein Highlight der deutschen Radioastronomie waren Bau und Inbetriebnahme eines vollbeweglichen Parabolreflektorteleskops in Bad Münstereifel auf dem Stockert. Mit einem Durchmesser von 25 Metern sollte es von der Sternwarte der Universität Bonn betrieben werden. Der Reflektor besteht aus Aluminiumblech und erinnert bei genauerer Betrachtung an das Bild des "Würzburger Riesen". Das Teleskop wurde jedoch nicht nur zu radioastronomischen, sondern auch zu radarastronomischen Beobachtungen verwendet. Heute ist das Teleskop nicht mehr in Betrieb. Nicht nur die Tatsache, dass das längere Zeit aber nicht mit dem Teleskop gearbeitet wurde und es daher schon sehr verschlissen ist, sondern auch die starke Störstrahlung in bestimmten Frequenzbereichen machten das Radioteleskop auf dem Stockert nach einigen Jahren für die Forschung ziemlich unattraktiv. Vor einiger Zeit musste es daher an die Softwarefirma "Creamware" verkauft werden.

Neben dem eigentlichen Teleskop gibt es jedoch auch noch einen Sonnenspiegel mit 10 Metern Durchmesser. Zu diesem hat ein Förderverein noch immer Zugang, so dass noch Forschungen im minimalen Rahmen betrieben werden können.
Weitere Informationen zum Stockert-Teleskop gibt es auf: http://www.astropeiler.de.

Der "Stockert" ist somit ein Vorläufer sowohl für die Radaranlage in Wachtberg als auch für das 100-Meter-Teleskop in Effelsberg, welches nach drei Jahren Bauzeit am 13. Mai 1971 seiner Bestimmung übergeben wurde. 1972 wurde dann der volle astronomische Betrieb aufgenommen. Das Effelsberger Teleskop war mit einem Durchmesser von 100 Metern fast 30 Jahre lang das größte, vollbewegliche Radioteleskop der Welt.

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