Die Gründung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) erfolgte im Jahr 1966. Damit wurde ein leistungsfähiges Institut für das Forschungsfeld der Radioastronomie in Deutschland geschaffen. Es hat seinen Hauptsitz mit 5 technischen Abteilungen, der astronomischen Abteilung sowie der Verwaltung in Bonn. Seit 1973 ist das Institut in direkter Nachbarschaft zum Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn in einem Gebäude in Bonn-Endenich untergebracht, das 1983 und 2002 nochmals wesentlich erweitert wurde (Abb. 9).

Die Arbeit des MPIfR beruht bis heute wesentlich auf Beobachtungen, die am Radio-Observatorium Effelsberg durchgeführt werden. Das Institut beteiligt sich regelmäßig an Beobachtungen im Rahmen eines Netzwerks von Radioteleskopen in den Vereinigten Staaten sowie eines europäischen Netzwerks, mit denen Radiointerferometriebeobachtungen mit sehr großen Basislängen durchgeführt werden. Mit solchen Beobachtungen simuliert man virtuelle Radioteleskope bis hin zu mehreren Tausend Kilometern (!) Durchmesser, und erreicht so die höchsten räumlichen Auflösungen, die überhaupt möglich sind. Für die Auswertung dieser Beobachtungsdaten betreibt das Institut gemeinsam mit dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (und dem Geodätischen Institut der Universität Bonn) einen speziellen Korrelationsrechner.

Die Elektronik-Abteilung am MPIfR entwickelt extrem rauscharme gekühlte Verstärker, die für den Betrieb des 100-m-Radioteleskops in einem weiten Frequenzbereich (800 MHz bis 43 GHz) eingesetzt werden können. Abb. 10 zeigt ein modernes höchstempfindliches Empfangssystem für Beobachtungen bei einer Wellenlänge von 9 mm. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erschließung des kurzwelligen Bereichs von Radiowellen, der mit dem 100-m-Radioteleskop nicht mehr erfaßbar ist. Das 30-m-Teleskop auf dem Pico Veleta in Spanien (Abb. 14) und das neue 12-m-APEX-Teleskop in 5000 m Höhe in Chile (Abb. 15) wurden für diesen Zweck erbaut; eine Abteilung des MPIfR ist speziell mit der Entwicklung von Empfangssystemen für den submm- und Infrarot-Bereich der elektromagnetischen Strahlung befaßt, die neben bodengebundenen Teleskopen z.B. auch in dem Flugzeugobservatorium SOFIA und im Rahmen der Weltraummission FIRST eingesetzt werden können.

Die wissenschaftlichen Arbeitsgebiete des Instituts umfassen die Erforschung der Physik von Sternen, Galaxien und des Universums. Schwerpunkte der Forschung sind unter anderem Sternentstehung, junge stellare Objekte, Sterne in späten Entwicklungsstadien und Pulsare. Dazu gehören auch das interstellare Medium unserer Milchstraße und anderer Galaxien, sowie das galaktische Zentrum und seine Umgebung. Mitarbeiter des Instituts untersuchen Magnetfelder im Universum, Radiogalaxien, Quasare und andere aktive Galaxien, Staub und Gas in kosmologischen Entfernungen, Galaxien in den Frühphasen des Universums, die Kosmische Strahlung, Hochenergie-Teilchenphysik und die Theorie der Sternentwicklung und aktiver galaktischer Kerne. Ein repräsentativer Querschnitt dieser Arbeiten wird auf den Forschungsseiten weiter oben beschrieben.

Zur Redakteursansicht