Ehrenmitgliedschaft für Karl M. Menten

Deutscher Astronom zum "Honorary Fellow" der "Royal Astronomical Society" ernannt.

24. April 2012
Die traditionsreiche "Royal Astronomical Society" in Großbritannien hat auf ihrer diesjährigen Frühjahrstagung in Manchester, gemeinsam veranstaltet mit der Astronomischen Gesellschaft, mehrere Ehrenmitgliedschaften an herausragende Astronomen und Geophysiker in aller Welt verliehen. Einer der fünf neuen "Honorary Fellows" ist Karl M. Menten, der geschäftsführende Direktor des Bonner Max-Planck-Instituts für Radioastronomie. Damit wird die Bandbreite seiner Forschung gewürdigt, die von der Mikrophysik von Molekülspektren bis zur Makrophysik von Galaxien, Molekülwolken und zirkumstellarem Gas reicht, außerdem seine entscheidende Rolle bei Bau und Betrieb des "Atacama Pathfinder Experiments" (APEX). Das APEX-Teleskop arbeitet bei kurzen Submillimeter-Wellenlängen (also Terahertz-Frequenzen) bei denen die Erdatmosphäre fast undurchlässig ist. Deshalb befindet es sich in 5100 m Höhe in der chilenischen Atacama-Wüste.

Die Royal Astronomical Society zeichnet mit der Verleihung ihrer "Honorary Fellowship" an Karl Menten einen sehr produktiven Wissenschaftler aus, dessen Forschung das Wissen in verschiedenen Bereichen der Astronomie wesentlich erweitert hat. Er untersucht chemische Vorgänge in riesigen interstellaren Wolken aus dichtem molekularem Gas, in denen sich neue Sterne bilden und erforscht die Entstehung von Sternen sowohl in unserer Milchstraße als auch im frühen Universum. Außerdem beschäftigt er sich mit den molekularen Hüllen von Sternen später Entwicklungsstadien. Diese entstehen, wenn Sterne am Ende ihres Lebens einen Großteil ihrer Masse an das interstellare Medium zurückgeben.

Dr. Menten studierte Physik und Astronomie in Bonn und promovierte 1987 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) mit einer Arbeit über Methanol in der Milchstraße, zu einem guten Teil beobachtet mit dem 100-m-Radioteleskop Effelsberg. Danach ging er für insgesamt neun Jahre an das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge/Massachusetts, wo er eine Laufbahn vom Postdoc bis zum Senior Radio Astronomer durchlief. Damals entdeckte er sehr starke natürliche Maserstrahlung von interstellaren Methamolmolekülen in Sternentstehungsgebieten. Maser sind im Radiofrequenzbereich ("Mikrowellen") das Pendant zu Lasern im sichtbaren Licht. Die Untersuchung dieser Maserlinien führte ihn zu einer fruchtbaren Methode zur Untersuchung der Bildung massereicher Sterne, denn diese Emission entsteht genau an den Geburtsorten solcher Sterne. Extrem hochaufgelöste Radiobeobachtungen der Maserquellen am mit Radiointerferometern ermöglichten sogar präzise Angaben zur Struktur, Ausdehnung und Dynamik unserer Milchstraße.

Seit Ende 1996 ist Karl Menten Direktor und Leiter der Abteilung Millimeter- und Submillimeter-Astronomie am MPIfR sowie seit 2001 auch Honorar-Professor an der Universität Bonn. und seit 2008 geschäftsführender Direktor des MPIfR. Auf seine Initiative geht der Bau des "Atacama Pathfinder Experiment" (APEX) zurück. APEX ist ein 12-m-Radioteleskop zur Forschung im Submillimeterbereich, das in 5100 m Höhe auf der Chajnantorebene der Atacamawüste in Chile aufgebaut wurde und seit dem Jahr 2005 dort in Betrieb ist. APEX ist ein "Pfadfinder" für das "Atacama Large Millimeter Array" (ALMA). Das multinationale Projekt ALMA besteht aus 64 ähnlichen Antennen, aus denen zusammengeschaltet ein Instument von nicht gekannter Empfindlichkeit und Auflösungsvermögen "synthetisiert" werden kann.

Karl Menten erhält die Auszeichnung in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Verdienste und seiner Beiträge an die internationale astronomische Gemeinschaft. "Das ist eine tolle Anerkennung für unsere Arbeit", zeigt er sich erfreut.

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