Beobachtungen mit dem Flugzeug-Observatorium SOFIA helfen dabei, die Schwefel- und Wasserchemie des interstellaren Mediums besser zu verstehen
25. Oktober 2012
Als Ergebnis von Beobachtungen mit dem amerikanisch-deutschen Flugzeug-Observatorium SOFIA ("Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie), gemeinsam betrieben von NASA und DLR, konnten zwei neue Moleküle, SH (Schwefelhydrid) und OD (deuteriertes Hydroxyl-Radikal), erstmals im interstellaren Medium nachgewiesen werden. SH ist eine wichtige Komponente für die Erforschung der Schwefelchemie in interstellaren Wolken. OD, eine Abart des Hydroxyl-Radikals, bei der das Wasserstoffatom durch sein schwereres Isotop Deuterium ersetzt wurde, spielt eine entsprechende Rolle bei der Untersuchung chemischer Reaktionen zur Erzeugung von Wasser im Universum. Beide Moleküle haben Übergangslinien im Terahertz-Bereich des elektromagnetischen Spektrums, die nicht vom Erdboden aus beobachtet werden können.
Die Entdeckung und Untersuchung von interstellaren Molekülen in Frequenzbereichen, die nicht bodengebunden erforscht werden können, ist eine der Stärken von GREAT, dem "German Receiver for Astronomy at Terahertz Frequencies". GREAT wurde von einem Konsortium deutscher Forschungsinstitute unter Leitung von Rolf Güsten vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie entwickelt. Erste Resultate aus Beobachtungen mit GREAT wurden im Mai 2012 in einer speziellen Ausgabe des europäischen Fachjournals "Astronomy & Astrophysics" veröffentlicht (GREAT: early science results, A&A 542, F1 (2012), DOI: 10.1051/0004-6361/201219393).
Infrarotbild der Rho-Ophiuchi-Sternentstehungsregion in ca. 400 Lichtjahren Entfernung mit einer Reihe von dunklen Staubfilamenten. Die Position des im Optischen komplett unsichtbaren massearmen Protosterns IRAS 16293-2422, in dessen Richtung das OD-Molekül in Absorption entdeckt werden konnte, ist mit einem roten Kreis am linken Bildrand markiert.
Infrarotbild der Rho-Ophiuchi-Sternentstehungsregion in ca. 400 Lichtjahren Entfernung mit einer Reihe von dunklen Staubfilamenten. Die Position des im Optischen komplett unsichtbaren massearmen Protosterns IRAS 16293-2422, in dessen Richtung das OD-Molekül in Absorption entdeckt werden konnte, ist mit einem roten Kreis am linken Bildrand markiert.
Das mit dem GREAT-Empfänger an Bord von SOFIA beobachtete Spektrum zeigt eine Linie von OD deuteriertes Hydroxyl-Radikal) in Absorption bei einer Frequenz von 1,39 Terahertz (215 Mikrometer Wellenlänge). Dieses Molekül spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von interstellarem Wasser und könnte eine Art von chemischer Uhr bei Frühstadien der Sternentstehung darstellen.
Das mit dem GREAT-Empfänger an Bord von SOFIA beobachtete Spektrum zeigt eine Linie von OD deuteriertes Hydroxyl-Radikal) in Absorption bei einer Frequenz von 1,39 Terahertz (215 Mikrometer Wellenlänge). Dieses Molekül spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von interstellarem Wasser und könnte eine Art von chemischer Uhr bei Frühstadien der Sternentstehung darstellen.
Radiobild der Milchstraßenebene zwischen 28 und 44 Grad galaktischer Länge. Die interstellare Region W49 ist als helle Radioquelle bei 43 Grad galaktischer Länge sichtbar, das liegt in Richtung des Sternbilds "Adler" im Sommerdreieck. W49 ist ein ca. 30000 Lichtjahre entferntes Gebiet massereicher Sternentstehung, dessen optische Strahlung komplett durch dazwischenliegenden interstellaren Staub absorbiert wird.
Radiobild der Milchstraßenebene zwischen 28 und 44 Grad galaktischer Länge. Die interstellare Region W49 ist als helle Radioquelle bei 43 Grad galaktischer Länge sichtbar, das liegt in Richtung des Sternbilds "Adler" im Sommerdreieck. W49 ist ein ca. 30000 Lichtjahre entferntes Gebiet massereicher Sternentstehung, dessen optische Strahlung komplett durch dazwischenliegenden interstellaren Staub absorbiert wird.
Zwei Spektrallinien des SH-Moleküls (Schwefelhydrid) in Absorption in Richtung des Sternentstehungskomplexes W49 bei einer Frequenz von 1383 GHz (217 Mikrometer Wellenlänge). SH spielt eine wichtige Rolle bei der Erforschung der Schwefelchemie im interstellaren Medium.
Zwei Spektrallinien des SH-Moleküls (Schwefelhydrid) in Absorption in Richtung des Sternentstehungskomplexes W49 bei einer Frequenz von 1383 GHz (217 Mikrometer Wellenlänge). SH spielt eine wichtige Rolle bei der Erforschung der Schwefelchemie im interstellaren Medium.