Vom Radioteleskop Effelsberg zurück zum Ursprung des Universums

Astronomisches Vortragsprogramm 2022 in Bad Münstereifel

28. März 2022

Am 6. April 2022 findet der erste Vortrag der diesjährigen Astronomie-Reihe in Bad Münstereifel statt, die vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) gemeinsam mit der Touristinformation und der Stadt Bad Münstereifel veranstaltet wird. Bis Ende Oktober 2022 sind es insgesamt acht Vorträge zu unterschiedlichen astronomischen Themen. Sie reichen vom Urknall und der Geschichte der Radioastronomie bis hin zu neuen Ergebnissen mit dem weltumspannenden Event-Horizon-Teleskop. Wir möchten Sie einladen, die Gelegenheit für Fragen an die Referenten zu nutzen, oder vielleicht auch zum 100-m-Radioteleskop bei Effelsberg zu fahren, um das nach wie vor größte Radioteleskop Europas aus der Nähe zu sehen.

Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie bietet seit einer Reihe von Jahren in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung/Tourist-Information eine öffentliche Vortragsreihe in Bad Münstereifel an. Die Vorträge finden zwischen April und November einmal pro Monat jeweils an einem Mittwoch (meist der 1. Mittwoch im Monat), statt und beginnen um 19:30 Uhr.

Die Vorträge werden im Rats- und Bürgersaal im 1. Stock des Rathauses von Bad Münstereifel (Marktstraße 15) durchgeführt.

Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei.

Eine vorherige Anmeldung für die Vorträge ist nicht erforderlich. Es gilt allerdings die 3G-Regel; d.h., der Zutritt ist möglich für Genesene, Geimpfte und Getestete (mit einem maximal 24 Stunden alten Schnelltest bzw. einem maximal 48 Stunden alten PCR-Test). Dazu besteht zur Zeit eine Maskenpflicht in den Innenräumen.

Das Programm für 2022 umfasst eine Vielzahl von unterschiedlichen Themen, die vom Urknall und der Geschichte der Radioastronomie bis hin zu neuen Ergebnissen mit dem weltumspannenden Event-Horizon-Teleskop reichen. Es wird um die Erforschung von Einsteins Universum mit Mitteln der Radioastronomie gehen, um Galaxien im jungen Universum, Neutrinoforschung, die unter das Eis der Antarktis führt und die Rolle von Sauerstoff als Biomarker im Kosmos. Der Abschlussvortrag des diesjährigen Programms führt ganz weit zurück in die Vergangenheit des Universums bis zum Urknall, während der Einführungsvortrag am Mittwoch, 6. April, einen Überblick gibt über 50 Jahre Forschung mit dem 100-m-Teleskop und eine Reihe von Highlights aus diesen fünf Jahrzehnten präsentiert.

Neben den Themenvorträgen in Bad Münstereifel finden bereits ab Freitag, 1. April, wiederum Vorträge für Besuchergruppen in einem Pavillon in direkter Sichtweite des 100-m-Radioteleskops statt. Sie werden von dienstags bis samstags für Besuchergruppen ab acht Personen durchgeführt (Anmeldung unter 02257-301101, Mo-Fr vormittags, oder per Internet via public@mpifr.de). Vom Besucherpavillon aus führt ein Zugangsweg zum Aussichtsplateau unmittelbar vor dem großen Teleskopspiegel von 100 Metern Durchmesser sowie über einen kurzen Waldpfad bis zum zweiten Radioteleskop vor Ort, der Effelsberg-Station des europäischen LOFAR-Teleskopnetzwerks.

 

Vortragsprogramm Bad Münstereifel 2022

  6. April 2022 Dr. Norbert Junkes: 50 Jahre Radioteleskop Effelsberg

25. Mai 2022 Prof. Dr. Michael Kramer: Einsteins Universum mit Radioastronomie erforscht

22. Juni 2022 Priv.-Doz. Dr. Jürgen Kerp: Geschichte der Radioastronomie

  6. Juli 2022 Dr. Axel Weiß: Galaxien im jungen Universum

  3. August 2022 Priv.-Doz. Dr. Silke Britzen: Neutrinos: Aus der Umgebung supermassereicher Schwarzer Löcher ins Eis der Antarktis

28. September 2022 Dr. Helmut Wiesemeyer: Sauerstoff als Biomarker im Kosmos

  5. Oktober 2022 Prof. Dr. Eduardo Ros: Neues vom Event-Horizon-Teleskop

26. Oktober 2022 Dr. Rainer Beck: Der Urknall, oder die Entstehung des Universums

 

https://www.mpifr-bonn.mpg.de/vortraege/bme2022

 

50 Jahre Radioteleskop Effelsberg

Eröffnungsvortrag am Mittwoch, 6. April 2022, 19:30 Uhr

Dr. Norbert Junkes, MPIfR Bonn

Das 100-m-Radioteleskop Effelsberg wurde im Jahr 2021 50 Jahre alt. Mit dem Bau wurde bereits im Jahr 1967 begonnen. Am 12. Mai 1971 erfolgte die feierliche Einweihung des Teleskops, zu diesem Zeitpunkt das größte vollbewegliche Radioteleskop weltweit.

Im Lauf der Jahre sind mit dem Radioteleskop Effelsberg eine Reihe schöner Ergebnisse gelungen. Dazu gehören die ersten interkontinentalen VLBI-Experimente bereits im Jahr 1973 und der erste Nachweis von Ammoniak (NH3) und Wasser (H2O) in anderen Galaxien Ende der 1970er Jahre. Die farbenprächtige Darstellung einer Radiokarte des ganzen Himmels bei 73 cm Wellenlänge wurde 1982 veröffentlicht; sie entstand im Zusammenspiel der drei damals größten beweglichen Radioteleskope (neben Effelsberg noch Jodrell Bank/England und Parkes/Australien).

Im Jahr 1983 führten spektroskopische Beobachtungen verschiedener spektroskopischer Linien des Ammoniakmoleküls mit dem 100-m-Teleskop zur Etablierung eines kosmischen Thermometers zur Temperaturbestimmung von Molekülwolken. Der erste Nachweis der Kurzzeitvariabilität extragalaktischer Radioquellen erfolgte im Jahr 1987. Ein Jahrzehnt später, im Jahr 1998, gelang der Nachweis der von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie vorhergesagten geodätischen Präzession (oder Änderung der Richtung der Rotationsachse) am Pulsar 1913+16.

Im Jahr 2013 konnte ein hochmagnetischer Pulsar, ein sogenannter „Magnetar“, extrem nahe am galaktischen Zentrum mit dem 100-m-Teleskop aufgespürt werden. Zwei Jahre später wurde eine Karte des kompletten Nordhimmels im Licht der Wasserstofflinie HI veröffentlicht, die auf Beobachtungen in Effelsberg basiert. Und im Jahr 2017 wurde durch VLBI-Beobachtungen über die Grenzen der Erde hinaus (durch Zusammenschalten des 100-m-Teleskops und weiterer erdgebundener Radioteleskope mit dem Weltraumteleskop RadioAstron) die bisher höchste Winkelauflösung in der gesamten Astronomie erreicht: 11 Mikrobogensekunden entsprechen dem Durchmesser eines 5-Cent-Stücks auf dem Mond!

Resultate aus Beobachtungen mit dem 100-m-Radioteleskop in jüngster Zeit umfassen Pulsar-Timing-Experimente im Rahmen europäischer und internationaler Netzwerke von Radioteleskopen sowie eine detaillierte Untersuchung des bisher einmaligen Doppelpulsarsystems PSR J0737, einem Labor für hochpräzise Tests der allgemeinen Relativitätstheorie.

Auch nach über 50 Jahren erfolgreichen Messbetriebs mit dem 100-m-Radioteleskop Effelsberg ist noch kein Ende abzusehen. Die Forschungsarbeit geht weiter und es ist zu hoffen, dass auch in Zukunft noch eine Reihe schöner Entdeckungen gelingen werden.


Biographische Angaben:

Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), in Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Junkes war von September 2008 bis September 2014 Vorstandsmitglied der Astronomischen Gesellschaft.

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