Neues Zentrum für den Schutz des Nachthimmels gegründet

Pressekonferenz zur Einrichtung eines neuen Zentrums, gemeinsam betrieben von NOIRLab and SKAO

3. Februar 2022

Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat am 2. Februar 2022 ein neues Zentrum für den Schutz des Nachthimmels vor Störungen durch Satellitenkonstellationen gegründet. Der Vorschlag unter Leitung des US-Amerikanischen Konsortiums NoirLAB (optische Astronomie) und des internationalen SKA Observatory (SKAO, Radioastronomie), den auch das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) unterstützt hat, erfuhr große Zustimmung durch die IAU. Mehrere Repräsentanten des Instituts, unter anderem Professor Karl Menten, Direktor am MPIfR, wohnten der Einweihung des Zentrums bei.

Eine Pressekonferenz zu dem Ereignis, die sich alle Interessierten anschauen können, wurde am 3. Februar 2022 per Live-Stream übertragen und ist als Aufzeichnung auf den Youtube-Seiten der IAU zugänglich.
 

Satelliten werden immer mehr für kommerzielle Anwendungen genutzt werden. So ist schon heute ein Internetzugang durch die Kommunikation über Satelliten teilweise möglich und soll durch die Schaffung von sogenannten Megakonstellationen, zehntausenden von Satelliten in erdnahen Umlaufbahnen bei einer Höhe zwischen etwa 500 und 1000 Kilometern, ausgebaut werden. Hierdurch soll ein schneller Internetzugang überall auf der Erde gewährleistet werden. Während dies einerseits eine atemberaubende technische Leistung zum Wohle aller darstellt, gibt es auch Schattenseiten. Durch die Reflexion von Sonnenlicht und durch die Generierung von Radiostrahlung (zur Kommunikation, aber auch unbeabsichtigt) erscheinen die Satelliten als bewegliche Licht- oder Radioquellen am Himmel und können hiermit eine signifikante Störquelle für astronomische Beobachtungen darstellen. Dies gilt für eine Reihe von Anwendungen nicht nur in der professionellen Astronomie. Je nach technischer Auslegung sind solche Satelliten in niedrigen Erdumlaufbahnen sogar mit dem bloßen Auge zu erkennen.

Pressekonferenz vom 3. Februar 2022 (Youtube-Aufzeichnung)

Um den Nachthimmel vor allzu großer Kontamination durch Megakonstellationen zu schützen, und um zur erfolgreichen Koexistenz von Innovation und Forschung beizutragen, hat die IAU das Zentrum für den Schutz des Nachthimmels vor Störungen durch Satellitenkonstellationen („IAU Centre for the Protection of the Dark and Quiet Sky from Satellite Constellation Interference“) ins Leben gerufen. Ein internationales Team unter Beteiligung aller Sternwarten auf dem Globus soll nach technischen Lösungen und Softwarelösungen suchen, die es ermöglichen, bestmöglich mit den Störungen umzugehen. Außerdem wird nach Lösungen gesucht, um letztlich Satellitenbetreiber zu beraten, wie Satelliten möglichst unsichtbar (bei optischen und bei Radiowellen!) für alle Beobachter des Nachthimmels gemacht werden können. Eine weitere Aufgabe besteht auch darin, die Öffentlichkeit und die Politik auf das schnell herannahende Problem der Kontamination des Nachthimmels und die Notwendigkeit von möglichen Schutzmaßnahmen aufmerksam zu machen.

Das MPIfR ist schon jetzt in verschiedenen staatlichen, europäischen und international Gremien tätig, um den radioastronomischen Messbetrieb vor Störungen zu schützen und stellt mit Dr. Benjamin Winkel den Vorsitzenden des Komitees für Radioastronomische Frequenzen (Committee on Radio Astronomy Frequencies, CRAF) der European Science Foundation. Professor Michael Kramer, Direktor am MPIfR, ist darüber hinaus Vorsitzer einer europäischen Arbeitsguppe im Rahmen des europäischen Opticon-Radionet-Pilotprojekts (ORP) zum gemeinsamen Schutz der optischen Astronomie und der Radioastronomie vor künstlichen Störungen. In beiden Gremien ist das MPIfR mit weiteren Mitarbeitern engagiert und wird sich sowohl durch die Arbeit in diesen Gruppen als auch direkt im neuen IAU-Zentrum einbringen.

 

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