Das Square-Kilometre-Array-Observatorium (SKAO) ist gegründet

Der Start des internationalen Observatoriums signalisiert ein neues Zeitalter für die Radioastronomie

4. Februar 2021

Das SKA-Observatorium, eine neue zwischenstaatliche Organisation für den Forschungsbereich der Radioastronomie, wurde heute im Rahmen der ersten Sitzung des Observatoriumsbeirats eröffnet.

Das neue Observatorium mit Namen SKAO stellt die erst zweite dem Bereich Astronomie gewidmete zwischenstaatliche Organisation dar. Die Zentrale des SKAO befindet sich in Großbritannien, auf dem Gelände der Jodrell-Bank-Weltkulturerbestätte der UNESCO mit Stationen des Teleskopnetzwerks in Australien und in Südafrika. Zu den Aufgaben des SKAO zählen der Aufbau und der Betrieb der beiden größten und aufwändigsten bisher geplanten Radioteleskopnetzwerke zur Beantwortung fundamentaler Fragen über unser Universum.

„Das ist ein historischer Moment für die Radioastronomie“, sagt Dr. Catherine Cesarsky, die erste Vorsitzende des SKAO-Beirats. „Hinter dem heutigen Meilenstein steht eine ganze Anzahl von Ländern, die sich aus Überzeugung an dem Projekt beteiligen und dadurch zusätzliche Vorteile im Zusammenspiel von Wissenschaft und Technologie sehen. Das umfasst die Grundlagenforschung, aber auch Rechnersysteme, Ingenieursleistungen und den Erwerb von Fähigkeiten für die nächste Generation, mit großer Bedeutung für die digitale Ökonomie des 21. Jahrhunderts.“

Das SKAO-Teleskop in Südafrika wird sich aus insgesamt 197 einzelnen Parabolspiegeln von jeweils 15 m Durchmesser in der Karoo-Halbwüste in der Nähe von Kapstadt zusammensetzen. Bereits 64 dieser Antennen werden zur Zeit vom „South African Radio Astronomy Observatory” (SARAO) unter dem Namen MeerKAT betrieben. Das Teleskopnetzwerk in Australien wird aus insgesamt 131.072 je 2 m hohen Einzelantennen zusammengesetzt, die am Standort des „Murchison Radio-astronomy Observatory“ der australischen „Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation” (CSIRO) aufgebaut werden.

Die Gründung des SKAO erfolgt nach einem Jahrzehnt detaillierter Ingenieursstudien, der Erstellung wissenschaftlicher Prioritäten und der Entwicklung von Richtlinien für den Betrieb unter der Leitung des Vorgängers, der SKA-Organisation, mit der Unterstützung durch mehr als 500 Ingenieure, über Tausend Wissenschaftler und Dutzende politischer Entscheidungsträger in mehr als 20 Ländern. Sie ist das Ergebnis von mehr als 30 Jahren Überlegungen, Forschung und Entwicklung seit den ersten Diskussionen über den Aufbau eines Radioteleskops der nächsten Generation. 

„Der heutige Tag markiert die Geburt eines neuen Observatoriums”, sagt Prof. Phil Diamond, der Generaldirektor des SKAO. „Und es ist nicht nur ein Observatorium, sondern eine der großen wissenschaftlichen Einrichtungen für das 21. Jahrhundert. Es ist der Höhepunkt der Arbeit vieler Jahre und ich möchte mich bei jedem Beteiligten in der SKA-Gemeinschaft und den Regierungen und Einrichtungen der Partnerländer bedanken, die so hart dafür gearbeitet haben, das möglich zu machen. Für uns beim SKAO bedeutet es die Teilnahme an einem der großen wissenschaftlichen Herausforderungen für die nächsten Jahrzehnte. Es geht um Fähigkeiten, Technologie, Innovationen, industrielle Returns und Spin-offs, aber vor allem ist es eine wunderbare wissenschaftliche Reise, auf der wir gerade gestartet sind.“

Das erste Treffen des SKAO-Beirats folgt der Unterzeichnung des SKA-Abkommens („Convention establishing the SKA Observatory“) am 13. März 2019 in Rom und der anschließenden Ratifizierung durch Australien, Italien, die Niederlande, Portugal, Südafrika und Großbritannien, dass am 15. Januar 2021 in Kraft getreten ist, und somit den offiziellen Geburtstag des SKAO darstellt.

Der SKAO-Beirat setzt sich aus Regierungsvertretern der Mitgliedsstaaten sowie der Beobachterstaaten, die eine Mitgliedschaft im SKAO anstreben, zusammen. Zu diesen Ländern, die auch bereits an der Designphase für das SKA beteiligt waren, gehören China, Deutschland, Frankreich, Indien, Kanada, Spanien, Schweden und die Schweiz, deren zukünftiger Beitritt zum SKA teilweise bereits in den nächsten Wochen und Monaten erwartet wird, sobald die nationalen Vorbereitungsprozesse abgeschlossen sind. Japan und Südkorea vervollständigen die Auswahlliste von Beobachterstaaten im SKA-Beirat.

Auf dem ersten Treffen des SKAO-Beirats werden Strategien und Verfahrensabläufe in Kraft gesetzt, die in den vergangenen Monaten vorbereitet wurden und Aspekte wie z.B.  Steuerung, Finanzierung, programmatische und Personalangelegenheiten betreffen. Dies ist erforderlich, um Mitarbeiter und Anlagen von der vorherigen SKA-Organisation in das SKA-Observatorium übertragen zu können und dem SKAO damit erst den Betrieb zu ermöglichen.

Die Arbeit wird zügig fortgesetzt mit der Planung des Aufbaus des Observatoriums, der mit der Auftragsvergabe von Schlüsselelementen und der Vergabe von Verträgen an industrielle Partner beginnen wird. Dieser Schritt stellt einen entscheidenden Beschluss des SKAO-Beirats dar, der bereits in naher Zukunft fortgeschrieben wird

„Die kommenden Monate werden uns sehr beschäftigt sehen, hoffentlich auch mit weiteren Mitgliedsländern, die ihren Beitritt zum SKAO formal bestätigen. Die jetzt zu erwartende Schlüsselentscheidung des SKAO-Beirats gibt uns grünes Licht für den Beginn der Bauarbeiten an den Teleskopen.“

Das SKAO wird mit der Personaleinstellung in Australien und in Südafrika bereits in den nächsten Monaten beginnen und zusammen mit den lokalen Partnern CSIRO und SARAO den Aufbau überwachen. Für den Aufbau des Observatoriums ist eine Zeitdauer von acht Jahren vorgesehen, mit ersten Beobachtungsmöglichkeiten („Early Science“) bereits Mitte der 2020er Jahre.

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Aussagen zum SKAO von Vertretern der Mitglieder- und Beobachterstaaten:

Mitgliederstaaten:

Australien

The Hon Karen Andrews, Ministerin für Wissenschaft und Technologie.

“Australien freut sich darüber, Gründungsmitglied des SKA-Observatoriums zu sein. Das SKAO wird für die nächsten Jahrzehnte eine weltweit führende Rolle bei Entdeckungen in der Radioastronomie einnehmen und neue Technologien, aber auch die Entwicklung von Humankapital und Inspiration für zukünftige Generationen mit sich bringen. Die Gründung des SKA-Observatoriums ist ein Höhepunkt langjähriger Arbeit, und Australien schätzt die starken Partnerschaften, die in dieser Zeit mit anderen Mitgliedsländern aufgebaut wurden, sehr.”

Großbritannien

Amanda Solloway, Wissenschaftsministerin.

"Das SKA-Observatorium ist eine der ehrgeizigsten internationalen wissenschaftlichen Kooperationen unserer Zeit, die den führenden Astronomen der Welt unvergleichliche Möglichkeiten eröffnen könnte. Die heutige erste Sitzung des Observatoriumsbeirats , der seinen Sitz im britischen Jodrell Bank hat, ist ein weiterer entscheidender Meilenstein, um unseren Wissenschaftlern Zugang zu einigen der modernsten Teleskope der Welt zu verschaffen und unser Wissen über das Universum zu erweitern."

Italien

Prof. Marco Tavani, Präsident von INAF (Nationales Institut für Astrophysik).

"Das SKA-Observatorium startet nun endlich mit großen Aussichten für die Zukunft. Für den Bau des größten und modernsten Radioteleskops der Welt beginnt jetzt eine neue Phase. Wir sind stolz darauf, dass Italien zu den Gründungsländern des Observatoriums gehört. Das ist ein Zeichen für das große Interesse der italienischen Gemeinschaft an der Wissenschaft und Technologie, die mit SKA verbunden sind."

Niederlande

Dr. Michiel van Haarlem, Leiter des niederländischen SKA-Büros bei ASTRON.

"Der heutige Tag markiert einen wichtigen Meilenstein für das SKA-Projekt und die globale Zusammenarbeit in der Radioastronomie. Die Entwicklung der Technologie und des Designs der Teleskope hat mehr als 25 Jahre gedauert, und Ingenieure und Wissenschaftler aus den Niederlanden waren von Anfang an eng eingebunden.  Die Einrichtung des SKA-Observatoriums ebnet den Weg für einen Baubeginn noch in diesem Jahr. Unsere Astronomen warten sehnsüchtig auf die ersten Ergebnisse und die Chance, spannende wissenschaftlichen Fragen anzugehen, die den Entwurf dieses einzigartigen Instruments motiviert haben. Die Tatsache, dass die Niederlande eines der Gründungsmitglieder des SKA-Observatoriums sind, ist ein klarer Beweis für unser Engagement für das Projekt.

Portugal

Prof. Manuel Heitor, Minister für Wissenschaft, Technologie und Hochschulen: „Portugals Teilnahme am SKA-Programm und die Tatsache, dass Portugal ein Gründungsmitglied des SKA-Observatoriums ist, eröffnet neue Möglichkeiten für junge Menschen, Forscher, professionelle und Amateurastronomen in Portugal zur Mitarbeit bei einem der bahnbrechendsten wissenschaftlichen Kooperationen auf einem globalen Level, durch die hochauflösende Astronomie auf beliebigen Computern oder sogar Smartphones ermöglicht wird. Dieses Programm demokratisiert den Zugang zur Astronomie und zum Wissen über das Universum und weckt die Neugier und wissenschaftliche Kreativität bei Jugendlichen und Erwachsenen; es eröffnet aber auch neue Wege für ein tieferes Verständnis der Entstehung des Lebens und fundamentaler Prinzipien bei der Entwicklung des Universums.“ 

Südafrika

Dr. Rob Adam, leitender Direktor des SARAO.

„Die offizielle Eröffnung des SKA-Observatoriums ist eine großartige Gelegenheit für neue Physik auf fundamentaler Grundlage. Aus südafrikanischer Perspektive sehen wir bereits jetzt ein tolles Ergebnis aus der Unterstützung durch das Entwicklungsprogramm für Humankapital der SARAO. Die faszinierenden Aspekte von Wissenschaft und Technik bei diesem Projekt wie auch die Verfügbarkeit von konkurrenzfähigen Stipendien hat eine Reihe von Studenten für die relevanten MINT-Fächer angezogen (im Englischen: STEM, für: science, technology, engineering and mathematics). Es wurden zahlreiche Möglichkeiten für Beschäftigung und Weiterbildung von Südafrikanern geschaffen. Als Südafrika 2003 sein Interesse als Gastgeberland für das SKA bekundete, gab es weniger als fünf Radioastronomen im Land. Heute sind es, vor allem aufgrund des Entwicklungsprogramm für Humankapital der SARAO mehr als 200 aktive Radioastronomen an südafrikanischen Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen.

 

Beobachterstaaten:

Deutschland

 Prof. Michael Kramer, Präsident der Astronomischen Gesellschaft.

 „Im Namen der Astronomischen Gesellschaft übermitteln wir unsere Glückwünsche zur Gründung des „Square Kilometre Array” (SKA) Observatoriums und seinem Betriebsbeginn, der durch das erste Beiratstreffen gekennzeichnet wird. Die Vision für das SKA ist Bau und Betrieb des größten Teleskops der Erde, in einer weltweiten Zusammenarbeit von internationalen Partnern. Die deutsche Gemeinschaft war von Beginn an bei Wissenschaft und Technologie für das SKA beteiligt. Wir freuen uns auf eine weitere Beteiligung bei wissenschaftlichen und technologischen Herausforderungen und neuen Möglichkeiten, die sich durch das SKA bieten werden.“

Frankreich

Nicolas Chaillet, Stellvertretender Generaldirektor für Forschung und Innovation, Leiter der Direktion für Forschungs- und Innovationsstrategie - Französisches Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation.

"Mit einer sehr aktiven Forschungsgemeinschaft auf dem Gebiet der Astronomie und Astrophysik war Frankreich von Anfang an sehr interessiert an der Entwicklung des Square Kilometre Array. SKA steht seit 2018 auf der französischen Roadmap für Forschungsinfrastrukturen. Die "Maison SKA-France", mit dem CNRS als Lead-Partner, versammelt sechs öffentliche Forschungseinrichtungen und sieben Industrieunternehmen. Der Fünf-Jahres-Bericht über die französische Strategie in Astronomie und Astrophysik, den das CNRS 2019 erstellt hat, bestätigt die sehr hohe Priorität, die die französischen Astronomen der Teilnahme an SKA einräumen. Frankreich, das derzeit als Beobachter im Rat der Organisation vertreten ist, befindet sich nun im Prozess der Beantragung der Mitgliedschaft im SKA-Observatorium, mit dem Ziel, seinen Antrag auf Mitgliedschaft in den kommenden Monaten zur Abstimmung im Rat einzureichen. Wir sind sehr enthusiastisch, diesen Prozess zu beginnen, und gratulieren den SKA-Teams und -Partnern zu der beeindruckenden Arbeit, die bisher für ein Projekt geleistet wurde, das in vielen Bereichen revolutionäre Arbeit leisten wird."

Schweden

Lars Börjesson, Vertreter Schwedens als Beobachter im Beirat.

 „Die Gründung des SKA-Observatoriums ist ein größeres Ereignis im Bereich der Radioastronomie und ein maßgeblicher organisatorischer Schritt hin zum Aufbau des SKA-Teleskops. Wir haben diesen Meilenstein erreicht durch sehr viel Arbeit in einem wahrhaft globalen Netzwerk, das einige der bedeutendsten radioastronomischen Institute und Observatorien der Erde umfasst. In Zusammenarbeit über internationale Grenzen hinweg verbanden sich Fachkenntnis und Enthusiasmus, um die wissenschaftlichen ziele, das technische Design und die Organisationsstruktur für das SKA zu entwickeln, und darauf können wir wirklich stolz sein. Auf Schweden bezogen, ist nun die Finanzierung für die Aufbauphase des SKA gesichert und der formale Prozess hin zur Mitgliedschaft im SKA-Observatorium hat begonnen.“

Spanien

Pedro Duque, Minister für Wissenschaft und Innovation in Spanien.

"Spanien begrüßt die Errichtung des internationalen SKA-Observatoriums, die den Höhepunkt einer Periode gründlicher Studien und Planungen darstellt und den Beginn einer neuen Phase markiert, in der eines der ehrgeizigsten Teleskope in der Geschichte der Astronomie gebaut wird. Wir sind stolz darauf, zu dieser beeindruckenden Vorbereitungsphase beigetragen zu haben, und wir freuen uns nun darauf, aktiv am Bau des Observatoriums mitzuwirken. Unser Beitrag zum SKA wird sich auf eine starke wissenschaftliche Gemeinschaft stützen, die strategisch innerhalb des Projekts positioniert ist, um eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der SKA-Schlüsselwissenschaft zu spielen, und ebenso auf eine Industrie, die gut darauf vorbereitet ist, die anspruchsvollen Entwicklungen durchzuführen, die ein Projekt dieser Größenordnung erfordert. Spanien ist fest entschlossen, an vorderster Front an diesem großartigen wissenschaftlichen Abenteuer teilzunehmen, das die Astronomie und andere wissenschaftliche und technologische Bereiche revolutionieren wird."

Über das SKAO:

SKAO, formal die Abkürzung für das „Square Kilometre Array Observatorium“, ist eine globale Zusammenarbeit von Mitgliedsstaaten zum Aufbau und Betrieb eines innovativen Radioteleskops zur Beantwortung von fundamentalen Fragen über unser Universum. Seine ersten beiden Teleskope, die zwei größten und komplexesten Radioteleskopnetzwerke überhaupt, werden in Australien und Südafrika errichtet, mit einem späteren Ausbau in den beiden Ländern sowie anderen afrikanischen Partnerstaaten. Die SKA-Teleskope werden neuartige Wissenschaft ermöglichen und, zusammen mit anderen hochmodernen Forschungseinrichtungen, fundamentale Erkenntnisse über unser Universum in Bereichen wie z.B. Entstehung und Entwicklung von Galaxien, fundamentale Physik unter extremen Bedingungen, und dem Ursprung des Lebens ermöglichen. Durch die Entwicklung innovativer Technologien und seine Beiträge in Hinblick auf globale gesellschaftliche Herausforderungen wird das SKAO auch eine Rolle dabei spielen, Antworten auf die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu finden. Die momentanen SKAO-Mitgliedsländer sind Australien, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Portugal und Südafrika. Andere teilnehmende Länder haben Beobachterstatus und durchlaufen nationale Prozesse, um dem SKAO in Zukunft ggf. auch als Mitgliedsstaat beitreten zu können.



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