Radioastronomie hat keinen Einfluss auf Iridium
Nur der US-amerikanische Daten- und Telefondienst selbst kann über die Verfügbarkeit im Umkreis des 100-Meter-Teleskops entscheiden
Zum Artikel "Weltraumforschung behindert Helfer in den Überflutungsgebieten" in der Wirtschaftswoche vom 23. Juli 2021 nimmt die Max-Planck-Gesellschaft wie folgt Stellung:
Am vergangenen Montag - also fünf Tage nach der Flutkatastrophe - meldete sich die Bundeswehr telefonisch bei der Station des 100-Meter-Radioteleskops in Effelsberg mit einer Beschwerde, dass der Daten- und Telefondienst des US-amerikanischen Systems Iridium nicht genutzt werden könne. Die Verantwortlichen des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn wiesen darauf hin, dass laut einer Regulierungsentscheidung der Bundesnetzagentur der Iridium-Dienst in einem Umkreis von 30 Kilometern vom Teleskop nicht benutzt werden darf. Dies ist jedoch keine "Lex Effelsberg", sondern eine Regulierung aufgrund internationaler Abkommen, die nicht nur in Deutschland gelten.
Nur die Bundesnetzagentur, so wurde der Bundeswehr weiter mitgeteilt, kann die Iridium-Betreiber veranlassen, diese Sperrung auf Anfrage auszusetzen. Zudem gaben die Verantwortlichen des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie ohne zu zögern die entsprechenden Kontaktdaten weiter. Ebenfalls wurde im Gespräch mit der Bundeswehr darauf hingewiesen, dass das Max-Planck-Institut für Radioastronomie weder über eine Aufhebung der Sperrung entscheiden kann, noch über die technischen Möglichkeiten dazu verfügt. Vielmehr wurde der Bundeswehr geraten, die Anfrage ohne Verzug bei der Bundesnetzagentur durchzusetzen. Diese hat offenbar prompt reagiert und Iridium unverzüglich aufgefordert, die Benutzung der Bodenterminals zu ermöglichen. Letztlich muss die Programmierung aber in den USA erfolgen.
Im Übrigen war dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie nicht bekannt, dass die Helferinnen und Helfer zwingend auf den Iridium-Mobilfunk angewiesen sind. Man ging davon aus, dass der Digitale Behördenfunk BOS für genau solche Einsätze wie nun bei der Flutkatastrophe geschaffen wurde.
Viele Mitarbeitende des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie und deren Familien leiden teilweise enorm unter den Folgen der Flutkatastrophe, auch das Observatorium Effelsberg ist stark betroffen. Daher ist es den Verantwortlichen ein großes Anliegen zu helfen und schnelle und effektive Hilfe zu ermöglichen.