SOFIA auf dem Weg nach Deutschland

Am 17. September 2011 ist das fliegende Observatorium SOFIA von Longdale in Kalifornien nach Köln geflogen. Mit an Bord war der Wissenschaftsjournalist und Autor Alexander Stirn. Hier sein Logbuch.

17. September 2011

0.24 Uhr: „Ein Stern, wir haben einen Stern”, jubelt Teleskop-Ingenieur Randy Grashuis. Obwohl es draußen noch immer taghell ist, hat SOFIAs Kamera ein erstes Himmelsobjekt erfasst. Sterne sind wichtig für die Orientierung am Himmel. Vor allem dient ihr Licht aber als Fixpunkt, auf den das Teleskop – allen Bewegungen des Flugzeuges zum Trotz – starr ausgerichtet werden kann.

1.01 Uhr: „Sieht nicht so gut aus”, ist aus der Wissenschafts-Ecke zu vernehmen. Trotz einer Flughöhe von bis zu 43.000 Fuß (13,1 Kilometern) befindet sich noch verhältnismäßig viel Wasser in der Atmosphäre. Wasserdampf ist allerdings der Feind der Infrarotastronomen: Er schluckt die interessanten Frequenzen. 35 Mikrometer zeigen die Wasserdampfmessungen, optimal wären in dieser Höhe fünf Mikrometer. Am Erdboden, zum Beispiel in der staubtrockenen Atacama-Wüste, sind es mehr als 300 Mikrometer.

1.37 Uhr: Vierzig Minuten später als gedacht liefert SOFIA das erste brauchbare Spektrum. „Gute Arbeit, Randy“, lobt Jürgen Stutzki, Physiker an der Universität Köln und einer der wissenschaftlichen Leiter des GREAT-Konsortiums. Im Idealfall zeigen die zackigen Linien einen deutlichen Buckel in ihrer Mitte. Im Sternentstehungsgebiet IC342, das heute beobachtet wird, fällt diese Kurve aber äußert schwach aus. „Diese Quelle fordert uns“, sagt Stutzki. „Das tut richtig weh.“

2.25 Uhr: Den Astronomen läuft die Zeit davon. In knapp 25 Minuten, südwestlich von Island, muss SOFIA die leichte Linkskurve, die dafür sorgt, dass IC342 ständig im Sichtfeld des Teleskops bleibt, abbrechen. Dann ist eine Flugverbotszone im Weg.

2.43 Uhr: „Noch zehn Minuten“, funkt Mission Director Charlie Kaminski übers Bordnetz. Stöhnen.

2.48 Uhr: „Fünf Minuten“, sagt Kaminski. Irgendjemand antwortet: „Oh, oh.“

2.52 Uhr: „Eine Minute!“ – „Mein Gott!“

2.53 Uhr: SOFIA legt sich auf die Sekunde genau in die angekündigte Kurve. Das Teleskop wird festgeklammert. Schluss mit IC342. „Wir laufen immer in die Zeitgrenze rein“, sagt Rolf Güsten, GREAT-Projektleiter aus dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. „Viel schlimmer wäre es aber, wenn uns unterwegs die Arbeit ausgehen würde.“

5.15 Uhr: „Noch vier Minuten.“ – „Wow!“. Auch bei der Galaxie M82, dem zweiten Objekt auf dem Überführungsflug, läuft es wieder genauso ab. „Es ist ein brutales Geschäft“, sagt der Kölner Physiker Urs Graf, einer der Entwickler von GREAT. „Umso wichtiger ist es, dass alle Beobachtungen bis aufs i-Tüpfelchen genau geplant und vorgegeben werden.“

6.06 Uhr: Mission Director Charlie Kaminski gibt den Befehl, die Luke im Rumpf wieder zu schließen.

6.13 Uhr: „This is NASA 747 Heavy, say again!“ Ein Stockwerk höher kämpft Pilot Troy Asher mit dem dichten, völlig ungewohnten Luftverkehr über Europa, mit den neuen Funkgeräten und den Akzenten der Fluglotsen. Er ist letztlich erfolgreich.

6.49 Uhr: Hart setzt die Boeing 747SP auf der Landebahn 14L des Flughafens Köln/Bonn auf. SOFIA ist in Deutschland angekommen.

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