Kometenbeobachtungen mit dem Radioteleskop Effelsberg

Der große Kometensturz auf Jupiter

Der Sturz der ungefähr 20 Fragmente des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf Jupiter, den größten Planeten unseres Sonnensystems, war zweifellos ein astronomisches Jahrhundertereignis. Entgegen den Erwartungen aller Experten stieg die Radiostrahlung aus den inneren Bereichen der Jupiter-Magnetosphäre bei Wellenlängen von 2,8 cm bis 90 cm bereits kurz nach den ersten Einschlägen deutlich an und erreichte ein Maximum kurz vor Ende des Kometenbombardements. Es folgte ein offensichtlich durch verschiedene Faktoren beeinflußtes Abklingen der Strahlungsintensität, dessen Geschwindigkeit deutlich von der Wellenlänge der Strahlung abhing und sich über einen Zeitraum von einigen Monaten bis hin zu mehr als einem Jahr erstreckte.

Komet Hale-Bopp

Radiolinien im Zentimeter-Bereich von Kometen werden seit einigen Jahren mit Hilfe des 100-m-Radioteleskops des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) in Effelsberg beobachtet. Beim Kometen Hale-Bopp konnten im Frühjahr 1997 fünf verschiedene Radiolinien des Ammoniaks sowie eine mögliche Linie des Wassers nachgewiesen werden. Die Messungen von NH3 gestatteten eine Abschätzung der Neutralgastemperatur in der Kometenatmosphäre auf ~100 K. Aus der Helligkeit der Strahlung wurde eine Produktion von fast zwei Tonnen Ammoniak pro Sekunde abgeleitet, was auf einen Ammoniak-Anteil gegenüber Wasser, dem Wichtigsten unter den verdampfenden Bestandteilen im Kometenkern, von rund 1% deutet.

Erstmals Ammoniak in einem Kometen nachgewiesen

Zum ersten Mal wurde Ammoniak in einem Kometen nachgewiesen. Diese Entdeckung gelang Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, Bonn, als sie am 11. und 12. Mai 1983 den in nut 4,7 Mio km Entfernung an der Erde vorbeifliegenden Kometen ,,Iras-Araki-Alcock" mit dem 100-m-Radioteleskop in Bad Münstereifel-Effelsberg bei 1,3 cm Wellenlänge beobachteten. Außerdem fanden sie Wasserdampf in dem Kometen.Seit langem war ein Komet der Erde nicht mehr so nahe gekommen:

Am 11. Mai flog er im Abstand von nur 0,032 Astronomischen Einheiten, also in etwa zwölffacher Mondentfernung, an unserem Planeten vorbei. Es war der erste Komet, der von einem Forschungssatelliten aus entdeckt worden ist - am 25. April von dem holländisch- amerikanisch-englischen Raumflugkörper ,,Iras" (=infrared astronomy satellite). Dieses Weltraum-Observatoriumuntersucht seit seinem Start am 25. Januar 1983 systematisch die unsichtbare Wärme-(Infrarot-)Strahlung im Kosmos und soll die erste Karte des gesamten Himmels in diesem Strahlungsbereich liefern.

Bei dem Kometen handelt es sich um ein - von der Erde aus gesehen - äußerst schnelles Objekt. Er bewegte sich extrem rasch über das Firmament, und zwar pro Stunde um 1,5 Grad, das entspricht stündlich etwa drei Vollmondscheiben am Himmel. Deshalb waren besondere Maßnahmen für den Steuerrechner des Radioteleskops notwendig, damit er die Effelsberger 100-m-Antenne automatisch so nachführen konnte, dass sie den Kometen ständig in ihrem "Gesichtsfeld" behielt. Aus der ,,Kontinuum"- Strahlung, also der gesamten, vom Kometen bei 1,3 cm Wellenlänge abgegebenen Radiostrahlung, schätzen die Bonner Radioastronomen für den Kern des Kometen einen Durchmesser von einigen Kilometern und bestimmten zudem daraus erstmals seine Position am Himmel so genau, dass sie im Rahmen der Meßgenauigkeit mit der optisch ermittelten Lage des Kometen übereinstimmt. (MPG-Spiegel 4/83)

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