Wie Schwan und Andromeda auf kosmische Briefmarken kamen
Am 14. Oktober 1999 sind die neuen Wohlfahrtsmarken zum Thema "Kosmos" erschienen. Sie zeigen fünf herausragende Beispiele der modernen astronomischen Forschung. Die Vorlagen stammen vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg (Jupiter), vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching (Supernova-Überrest, Himmel im Gamma-Licht) sowie vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie (Milchstraße im Schwan und Andromeda-Galaxie).
Im folgenden einige zusätzliche Informationen über die beiden "Bonner Briefmarken". Die beiden Abbildungen zeigen diejenigen Briefmarken aus der Serie "Unser Kosmos", die Meßergebnisse enthalten, die mit dem 100-m-Radioteleskop des Bonner Max-Planck-Instituts für Radioastronomie gewonnen worden sind. Bilder von allen fünf Briefmarken der Serie sind über folgende Seiten zugänglich (wikipedia):
Andromeda-Galaxie
Sternbild Schwan
Supernova im Röntgenlicht
Kometenkollision mit Jupiter
Gesamthimmel im Gammalicht
Motivauswahl und Textbeschreibung für alle fünf Marken durch: Prof. Dr. Johannes Feitzinger, Direktor der Sternwarte Bochum und Dozent an der Ruhr-Universität Bochum (seit 2004 im Ruhestand).
1) Sternbild Schwan (100+50 Pfennig Briefmarke)
Die auf der Briefmarke dargestellte Karte zeigt einen Ausschnitt aus der Durchmusterung der Milchstraße bei 11 cm Wellenlänge, die mit dem 100-m-Radioteleskop des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Effelsberg (Eifel) durchgeführt wurde. Die 11-cm-Durchmusterung umfaßt wiederum einen Teilbereich der Radiostrahlung des gesamten Himmels. Der Ausschnitt zeigt das Gebiet um das Sternbild Schwan als Falschfarbenbild. Die Radiostrahlung ist intensitätskodiert: je heller, desto mehr Strahlung kommt aus der entsprechenden Himmelsgegend.
Der Beobachter schaut hier in Richtung eines Spiralarms unserer Milchstraße. In diesem Gebiet ionisieren viele junge Sterne das umgebende Gas. Die Untersuchung dieses Bereiches mit Mitteln der Radioastronomie gestattet einen tiefen Blick in die Wechselwirkungen zwischen Sternentstehung und dem Gas zwischen den Sternen.
Die Sternkarte mit dem Sternbild Schwan ist dem Sternbildatlas von J. E. Bode aus dem Jahre 1782 entnommen. Die Verknüpfung von moderner Astronomie und historischen Darstellungen von Sternbildern vermittelt eine Ahnung von der kulturhistorischen Bedeutung dieser Wissenschaft.
Beobachter: Ernst Fürst, Patricia und Wolfgang Reich, MPI für Radioastronomie, Bonn, und Klaus Reif, Radioastronomisches Institut der Universität Bonn, dem heutigen Argelander-Institut für Astronomie.
2) Andromeda-Galaxie (100+50 Pfennig Briefmarke)
In 25 Stunden Beobachtungszeit am 100-m-Radioteleskop in Effelsberg entstand diese Radiokarte der Andromeda-Galaxie, die sich, ähnlich wie unsere Milchstraße aufgebaut, jedoch in mehr als 2 Millionen Lichtjahren Entfernung befindet. Ein Gebiet von 2,5 x 1,5 Winkelgrad am Himmel wurde bei einer Radiowellenlänge von 6 cm abgetastet und im Computer zu einem Falschfarbenbild zusammengesetzt. Die schwächste noch nachgewiesene Strahlung entspricht einer Leistung von nur einem Millionstel Nanowatt!
Die Radiostrahlung der Andromeda-Galaxie stammt aus einem Ring von rund 60,000 Lichtjahren Durchmesser, wo die Überreste zahlreicher Supernova-Explosionen das Gas aufgeheizt und schnelle geladene Teilchen erzeugt haben. Entlang des Rings wurde ein gewaltiges Magnetfeld entdeckt, das hier durch schwarze Striche dargestellt ist.
Neben dem Radiobild ist auf der Briefmarke außerdem das optische Bild unserer Nachbargalaxie zu sehen. In verschiedenen Wellenlängen aufgenommen, zeigen kosmische Objekte unterschiedliche Erscheinungsformen. Die jeweilige Erscheinungsform ist abhängig von den physikalischen Prozessen, die die unterschiedlichen Strahlungen erzeugen. Das optische Licht wird erzeugt durch die Strahlung von insgesamt über 100 Milliarden einzelnen Sternen. Auf der photographischen Aufnahme im sichtbaren Licht erkennt man die Spiralstruktur und zwei weitere Begleitgalaxien.
Beobachter: Rainer Beck, Elly M. Berkhuijsen und Philipp Hoernes, MPI für Radioastronomie Bonn
ur 3/2013