Am Puls der Pulsare

Europäisches Teleskop LOFAR liefert die bisher empfindlichsten Beobachtungen bei niedriger Frequenz

3. Mai 2011

Einem internationalen Astronomenteam unter Beteiligung von deutschen Wissenschaftlern ist es gelungen, die bisher empfindlichsten Beobachtungen von Pulsaren bei niedriger Frequenz aufzunehmen. Die Messung gelang mit dem europäischen Radioteleskop-Netzwerk LOFAR. Pulsare sind schnell rotierende Neutronensterne, die bei der Explosion von sehr massereichen Sternen (Supernovae) entstehen.

„Die Abbildungsverfahren mit LOFAR unterscheiden sich deutlich von denen mit klassischen Radioteleskopen“, sagt Ralf-Jürgen Dettmar von der Ruhr-Universität Bochum und Vorsitzender des deutschen GLOW-Konsortiums. „Mit herkömmlichen Anlagen können in kurzer Zeit nur recht kleine Felder am Himmel erfasst werden, während LOFAR in gleicher Zeit Schnappschüsse von ausgedehnten Regionen des Himmels ermöglicht und so die Überwachung dieser Regionen zur Entdeckung von neuen Pulsaren und eventuell anderer seltener Phänomene gestattet.“

Für die nächsten Schritte bei der Untersuchung von Pulsaren möchte das Forschungsteam die speziellen Fähigkeiten dieses Radioteleskops nutzen, um dem Strahlungsmechanismus der Neutronensterne auf die Spur zu kommen. „LOFAR ist ein phantastisches Teleskop, um unsere bisherigen Beobachtungsinstrumente zur Erforschung von Pulsaren bei langen Wellenlängen zu ergänzen“, sagt Max-Planck-Direktor Michael Kramer. Die Anlage verfüge über das Potenzial, eine große Anzahl bisher unentdeckter Pulsare in der Nachbarschaft unserer Sonne aufzufinden. „Mit deren Hilfe möchten wir den Nachweis von Gravitationswellen erbringen."

Mit LOFAR lassen sich Radiowellen über einen sehr ausgedehnten Frequenzbereich erforschen – über mehr als eine Größenordnung von 10 bis 240 Megahertz. Neben der Suche nach Pulsaren wird die Anlage zur Himmelskartierung im langwelligen Radiobereich eingesetzt werden, weiterhin für kosmologische Fragestellungen, zur Überwachung der Sonnenaktivität und zur Untersuchung von Planeten. LOFAR fungiert darüber hinaus auch als Vorläuferprojekt für das Square Kilometre Array (SKA), das geplante globale Radioteleskop der nächsten Generation.

(HOR / NJ)

Begriffserklärung

LOFAR

Das International LOFAR Telescope (ILT) wurde hauptsächlich von ASTRON konzipiert, dem Niederländischen Institut für Radioastronomie, in Zusammenarbeit mit einer Reihe von internationalen Partnern. Zurzeit sind vier von fünf deutschen LOFAR-Stationen in Betrieb. Die Station in Effelsberg wird vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie betrieben, die Station in Unterweilenbach vom Max-Planck-Institut für Astrophysik, die Station in Tautenburg von der Thüringer Landessternwarte und die Station in Bornim vom Astrophysikalischen Institut Potsdam. Die deutschen LOFAR-Partner haben sich zu GLOW zusammengeschlossen, dem German Long Wavelength Consortium. In seiner endgültigen Form wird sich das internationale LOFAR-Teleskop aus mindestens 36 Einzelstationen in den Niederlanden und acht Stationen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Schweden zusammensetzen. Deutschland stellt den wichtigsten internationalen Partner dar. Jede Station besteht aus Hunderten von Dipolantennen, die elektronisch miteinander verbunden ein riesiges Radioteleskop bilden – mit der Fläche von halb Europa.

GLOW


GLOW ist das Deutsche Konsortium zur Messung langer Radiowellen. Vorsitzender ist Ralf-Jürgen Dettmar (Ruhr-Universität Bochum), Stellvertreter Marcus Brüggen (Jacobs-Universität Bremen). Mitglieder des Konsortiums sind die astronomischen Institute der Universitäten in Bielefeld, Bochum, Bonn und Köln, das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, die Jacobs-Universität Bremen, das Max-Planck-Institut für Astrophysik und der Exzellenzcluster Universe in Garching, die Sternwarte Hamburg, das Forschungszentrum Jülich, das Astrophysikalische Institut Potsdam und die Thüringer Landessternwarte Tautenburg. Die gemeinsamen Ziele sind der Aufbau und die Koordinierung des deutschen LOFAR-Netzwerks und des zugehörigen Wissenschafts-Netzwerks sowie die Förderung der Ausbildung von Studenten.

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