SOFIA - die Sternwarte über den Wolken

Flugzeug-Observatorium SOFIA eröffnet Astronomen ein neues Fenster ins All

16. September 2011

Wer nach den Sternen greifen möchte, muss abheben. So könnte das Motto von SOFIA lauten, einem zum Observatorium umgebauten Jumbo-Jet. Er trägt ein 2,7-Meter-Teleskop an Bord, mit dem die Forscher in einer Flughöhe von 15 Kilometern jenseits der störenden Atmosphäre die Geburtsstätten ferner Sonnen, galaktische Molekülwolken oder die Hüllen von Planeten im Infraroten beobachten.

Das Gleichgewicht zwischen Heizungs- und Kühlungsprozessen wiederum reguliert die Temperatur des interstellaren Mediums und damit auch die Ausgangsbedingungen für die Entstehung von neuen Sternen. Derartige Prozesse laufen bei tiefen Temperaturen – weit unter minus 200 Grad Celsius –  ab und lassen sich daher nur im Infraroten verfolgen. Daher steht die Geburt von Sternen und Planeten im Fokus der Forscher. Solche kosmischen Kreißsäle werden sich mit SOFIA in unserer Milchstraße, aber auch in benachbarten Galaxien in bisher unerreichter Genauigkeit durchmustern lassen.

Um Höchstleistungen zu bringen, muss das Observatorium in absoluter Ruhe sein, selbst die geringsten Erschütterungen würden jede Messung zunichte machen. So entwickelten die Ingenieure ein Isolationssystem gegen Vibrationen, das aus Luftfedern, Silicon-gefüllten Dämpfungsgliedern und einer anspruchsvollen Regelelektronik besteht. Dadurch sind Flugzeug und Teleskop mechanisch voneinander entkoppelt.

Im Bereich vor dem Druckschott und zwischen den Flügeln befinden sich die Arbeitsplätze der Astronomen. Und statt der 1. Klasse gibt es Räume für Gastbeobachter sowie Lehrer, Schüler oder Journalisten. So etwa waren in der Nacht zum 15. Juli erstmals zwei deutsche Lehrer mit an Bord. Wolfgang Viesser vom Christoph-Probst-Gymnasium in München und Jörg Trebs von der Thomas-Mann-Oberschule in Berlin durften hautnah miterleben, als die Wissenschaftler mit GREAT den gerade entstehenden Stern L1157 in der Konstellation Drache unter die Lupe nahmen.

Stationiert ist der Jumbo-Jet in Palmdale bei Los Angeles. SOFIA wird aber auch vom neuseeländischen Christchurch aus zu kosmischen Exkursionen starten.

 

Projektpartner

SOFIA

Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA. Es wird auf deutscher Seite finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie sowie des Landes Baden-Württemberg und der Universität Stuttgart. An dieser Hochschule ist auch das Deutsche SOFIA Institut (DSI) angesiedelt, das den wissenschaftlichen Betrieb auf deutscher Seite koordiniert, zuständig auf amerikanischer Seite ist die Universities Space Research Association (Usra). SOFIAs Kernstück, das 2,7-Meter-Teleskop, wurde im Auftrag des DLR gebaut.

GREAT

Den German Receiver for Astronomy at Terahertz Frequencies haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie und der Universität zu Köln entwickelt, in Zusammenarbeit mit Kollegen aus dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und dem DLR-Institut für Planetenforschung. Finanziert haben das Instrument neben den beteiligten Instituten die Max-Planck-Gesellschaft, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie das DLR.

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