Neugefundene Pulsarsysteme lassen darauf schließen, dass die Natur kreativer vorgeht als bisher angenommen
Zwei Bonner Astronomen haben ein neues Szenario vorgeschlagen für die Entwicklung einer neugefundenen Art von Millisekunden-Pulsaren in Doppelsternsystemen mit ähnlichen Umlaufperioden und Exzentrizitäten. Nach der Hypothese von Paulo Freire und Thomas Tauris werden Materie und Drehmoment von einem Begleitstern durch Akkretion auf einen massereichen Weißen Zwergstern übertragen, der dadurch auf eine Gesamtmasse jenseits der für die Sternentwicklung kritischen Chandrasekhar-Grenzmasse anwächst. Allerdings wird dieser Stern dann nicht unmittelbar zu einem Neutronenstern kollabieren, da er sehr schnell rotiert und die resultierenden Zentrifugalkräfte ihn zunächst stabil halten. Erst nach Beendigung der Massenübertragung verliert der Stern allmählich seine Rotationsenergie und wird schließlich direkt zu einem Millisekunden-Pulsar, also einem extrem schnell rotierenden Neutronenstern, der nicht erst durch zusätzliche Akkretion "nachbeschleunigt" werden muss. Die damit verbundene Freisetzung von gravitativer Bindungsenergie führt zu den exzentrischen Bahnen, die in solchen Systemen beobachtet werden. Die neue Hypothese beinhaltet eine Reihe von Vorhersagen über diese erst kürzlich entdeckte Untergruppe von Millisekunden-Pulsaren, die durch Beobachtungen getestet werden können. Wenn sie sich damit bestätigt, ermöglicht das neue Wege bei der Erforschung der Physik von Sternen, speziell Impulsübertragung und Massenverlust bei einem durch Akkretion verursachten Kollaps von sehr massereichen Weißen Zwergsternen.
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