LOFAR - Die Geburt eines europäischen Radioteleskops

Offizieller Start des Teleskop-Netzwerks LOFAR mit französischer, deutscher, niederländischer, schwedischer und britischer Beteiligung.

12. Juni 2010
Das größte Radioteleskop der Welt wird am Samstag, dem 12. Juni 2010 offiziell in Betrieb genommen. Eine spezielle Zeremonie dazu findet am Standort der Zentralstation des Teleskops in den Niederlanden statt, an der Astronomen der beteiligten deutschen Institute und aus einer Reihe weiterer europäischer Länder teilnehmen. Neben den niederländischen Stationen sind auch Stationen der deutschen Partner bereits voll in den LOFAR-Messbetrieb integriert.

LOFAR, das "Low Frequency Array", wird am 12. Juni 2010 von der niederländischen Königin Beatrix offiziell eröffnet. Die Zeremonie findet in Anwesenheit von Vertretern aus LOFAR-Konsortien in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien statt, die anschließend ein Memorandum zum Beginn ihrer wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit LOFAR unterzeichnen. Dieses von ASTRON entwickelte komplett elektronische Radioteleskop der nächsten Generation ermöglicht den Astronomen die koordinierte Nutzung eines Antennennetzwerks, das sich vom Kernbereich im Nordosten der Niederlande über Tausende von Kilometern quer durch Europa erstreckt. Dabei sind bereits drei deutsche Stationen in den Messbetrieb integriert - Effelsberg bei Bonn, Tautenburg bei Jena und Unterweilenbach bei Garching, sowie demnächst Bornim bei Potsdam.

Dr. Rene Vermeulen, Direktor des Radio-Observatoriums im Forschungsinstituts ASTRON, ist von der internationalen Zusammenarbeit begeistert: "In seiner europäischen Dimension ermöglicht LOFAR den Astronomen die Erforschung des Universums bei den niedrigrsten Frequenzen überhaupt, die vom Erdboden aus zugänglich sind", sagt er. "Und das in erstaunlicher Auflösung!"

Eine Besonderheit von LOFAR ist, dass mehrere Blickrichtungen zur gleichen Zeit mit dem Teleskop erfasst werden können und dass es sich extrem schnell und flexibel einsetzen lässt. "Wird kurzfristig ein leuchtkräftiges Objekt registriert oder von einem anderen Teleskop gemeldet, lässt sich eine laufende Beobachtung sofort unterbrechen und LOFAR auf dieses Objekt ausrichten", sagt Rainer Beck vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn.

LOFAR verwendet eine ausgefeilte Computertechnik und Verbindungen der einzelnen Stationen über Hochgeschwindigkeits-Datennetze, um die aufgenommenen Signale zu einem Bild des Himmels in hoher räumlicher Auflösung zu verbinden. Dieses außergewöhnliche Teleskop ermöglicht es den Forschern, zu untersuchen, wie Galaxien sich in großer Entfernung formen, und herauszubekommen, wie das Licht in die Welt kam, die Eigenschaften von energiereichen kosmischen Teilchen zu bestimmen und die Magnetfeld-Strukturen über den ganzen Himmel zu erforschen. LOFAR erlaubt die systematische Untersuchung eines weiten Spektrums variabler und explosiver kosmischer Objekte sowie der Sonnenaktivität.

An allen LOFAR-Schlüsselprojekten sind Wissenschaftler deutscher Institute beteiligt. Für das MPIfR sind speziell zwei Projekte von Interesse, zum einen die Untersuchung von Pulsaren und transienten Radioquellen, zum anderen der Nachweis von kosmischen Magnetfeldern in der Milchstraße, in Galaxien und im intergalaktischen Raum.

Darüber hinaus stellt LOFAR den europäischen Pfadfinder für die Entwicklung des "Square Kilometre Array" (SKA) dar, eines globalen Radioteleskops der nächsten Generation.

"Wir haben die Fähigkeiten von LOFAR schon in seiner Aufbauphase ein wenig ausprobieren können und wir sind begeistert", sagt Prof. Michael Kramer, Direktor am MPIfR und Leiter der Forschungsgruppe "Radioastronomische Fundamentalphysik. "Wir freuen uns darauf, endlich mit dem gesamten Teleskop aufregende Wissenschaft machen zu können."

Zur Redakteursansicht