Dr. Norbert Junkes:
40 Jahre Moleküllinien in Effelsberg
Spektroskopische Beobachtungen und Entdeckungen mit dem 100-m-Radioteleskop
Das Universum ist ein gigantisches Labor zur Untersuchung des Ablaufs chemischer Prozesse unter extremen Bedingungen.
Bisher wurden ca. 170 verschiedene Moleküle in interstellaren Gaswolken in unserer Milchstraße und in anderen Galaxien meist durch radioastronomische
Beobachtungen nachgewiesen.
Knapp 10% der gesamten Masse unserer Milchstraße ist in der interstellaren Materie im Raum zwischen den Sternen enthalten. Das häufigste Element ist der Wasserstoff. Der Großteil der Moleküle sind Kohlenwasserstoffe und andere organische Verbindungen wie z.B. Alkohole.
Mit dem Radioteleskop Effelsberg sind in vergangenen 40 Jahren eine Reihe von
Molekülen untersucht worden. Dabei konnten einige erstmals im Weltraum
entdeckt werden, wie z.B. Ameisensäure (HCOOH), Methyldiazethylen
(CH3C4H) oder Zyanoallen (H2CCCHCN).
Andere, wie Wasser (H2O) oder Ammoniak (NH3) wurden mit dem
100-m-Teleskop erstmals außerhalb unserer Milchstraße gefunden.
Vor wenigen Jahren erst konnte in Effelsberg Wasser in einer
Rekordentfernung von mehr als 11 Milliarden Lichtjahren nachgewiesen werden.
Wie entstehen aus den chemischen Elementen die komplexeren Moleküle und Molekülketten? Antworten auf diese Frage liefert die Untersuchung von interstellaren Wolken. Das sind riesige Ansammlungen von Gas und Staub, in denen auch neue Sterne geboren werden. Die Messergebnisse deuten darauf hin, dass im Weltall chemische Prozesse ablaufen, die ähnliche Produkte liefern wie die irdische Chemie. Sie ermöglichen es, Eigenschaften wie Dichte und Temperatur der interstellaren Gaswolken abzuleiten und dadurch die Entstehung neuer Sterne im Detail zu studieren.
Biographische Angaben:
Dr. Norbert
Junkes hat von 1979 bis 1986 an der
Universität
Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann
1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach
Astronomie
zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem
interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher
Tätigkeit
in Australien
(Australia Telescope National
Facility, ATNF, Sydney), in Kiel
(Institut für
Theoretische Physik und Astrophysik)
und in Potsdam
(Astrophysikalisches
Institut Potsdam,
AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.
Norbert Junkes ist seit 2008 im Vorstand der
Astronomischen Gesellschaft.
http://www.mpifr-bonn.mpg.de/staff/junkes/mol-eff.html
Last modified by njn on Thursday, February 9th, 2012.
njunkes @ mpifr-bonn.mpg.de