Dienstag, 24. Januar 2012, 20:00 Uhr
Starkenburg-Sternwarte, Heppenheim

Dr. Norbert Junkes:

40 Jahre Moleküllinien in Effelsberg

Spektroskopische Beobachtungen und Entdeckungen mit dem 100-m-Radioteleskop

Das Universum ist ein gigantisches Labor zur Untersuchung des Ablaufs chemischer Prozesse unter extremen Bedingungen. Bisher wurden ca. 170 verschiedene Moleküle in interstellaren Gaswolken in unserer Milchstraße und in anderen Galaxien meist durch radioastronomische Beobachtungen nachgewiesen.

Knapp 10% der gesamten Masse unserer Milchstraße ist in der interstellaren Materie im Raum zwischen den Sternen enthalten. Das häufigste Element ist der Wasserstoff. Der Großteil der Moleküle sind Kohlenwasserstoffe und andere organische Verbindungen wie z.B. Alkohole.

Mit dem Radioteleskop Effelsberg sind in vergangenen 40 Jahren eine Reihe von Molekülen untersucht worden. Dabei konnten einige erstmals im Weltraum entdeckt werden, wie z.B. Ameisensäure (HCOOH), Methyldiazethylen (CH3C4H) oder Zyanoallen (H2CCCHCN). Andere, wie Wasser (H2O) oder Ammoniak (NH3) wurden mit dem 100-m-Teleskop erstmals außerhalb unserer Milchstraße gefunden. Vor wenigen Jahren erst konnte in Effelsberg Wasser in einer Rekordentfernung von mehr als 11 Milliarden Lichtjahren nachgewiesen werden.

Wie entstehen aus den chemischen Elementen die komplexeren Moleküle und Molekülketten? Antworten auf diese Frage liefert die Untersuchung von interstellaren Wolken. Das sind riesige Ansammlungen von Gas und Staub, in denen auch neue Sterne geboren werden. Die Messergebnisse deuten darauf hin, dass im Weltall chemische Prozesse ablaufen, die ähnliche Produkte liefern wie die irdische Chemie. Sie ermöglichen es, Eigenschaften wie Dichte und Temperatur der interstellaren Gaswolken abzuleiten und dadurch die Entstehung neuer Sterne im Detail zu studieren.



Biographische Angaben:

Dr. Norbert Junkes hat von 1979 bis 1986 an der Universität Bonn Physik und Astronomie studiert (Diplomarbeit 1986), und dann 1989 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) im Fach Astronomie zum Thema "Supernova-Überreste und ihre Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium" promoviert. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit in Australien (Australia Telescope National Facility, ATNF, Sydney), in Kiel (Institut für Theoretische Physik und Astrophysik) und in Potsdam (Astrophysikalisches Institut Potsdam, AIP) arbeitet er seit Februar 1998 am MPIfR im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Norbert Junkes ist seit 2008 im Vorstand der Astronomischen Gesellschaft.



http://www.mpifr-bonn.mpg.de/staff/junkes/mol-eff.html
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njunkes @ mpifr-bonn.mpg.de