Eröffnung des Erweiterungsgebäudes am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn

18. Juni 2002
Ein "Baustein" für die Wissenschaftsstadt Bonn soll der Erweiterungsbau des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie sein. Im Mai konnten die neuen Räume in Bonn Endenich von den Mitarbeitern bezogen werden. Mit einer kleinen Feier und einer Kunstausstellung wird die Institutserweiterung am 2. Juli 2002 um 14.00 Uhr begangen.

Seit der Gründung vor 35 Jahren wurden am Bonner Institut viele Radioastronomen aus aller Welt ausgebildet. Und immer mehr Wissenschaftler betreiben ihre Erkundung der Weiten des Weltalls von Bonn aus. Mit dem 1971 errichteten 100-m-Radioteleskop in Effelsberg - bis vor zwei Jahren das größte voll bewegliche Radioteleskop der Erde - steht ein einmaliges Messinstrument zur Verfügung. Es liefert immer noch neue Erkenntnisse über die Entstehung und Entwicklung des Weltalls und ist verknüpft in einem weltweiten Netzwerk von Radioteleskopen. 

Ständig erweitert wurde auch der Wellenlängenbereich, in dem Strahlung aus dem Weltraum beobachtet wird. Er reicht heute von der cm-Radioastronomie über die Submillimeter- bis zur Infrarot-Astronomie. Außerdem werden am Max-Planck-Institut für Radioastronomie neue Empfängersysteme für die Teleskope entwickelt und mit theoretischen Arbeiten unser Verständnis von den Vorgängen im Weltall ergänzt. 

Das 1973 bezogene und schon 1981 erweiterte Gebäude in Endenich bot daher schon lange nicht mehr genügend Platz. In den neuen hellen Räumen sind jetzt moderne Büros und Besprechungsräume und vor allem Labors entstanden. Hier werden die Beobachtungsinstrumente für die nächste Generation von Teleskopen entwickelt. 

Im obersten Stockwerk haben die Forscher der VLBI Gruppe neue Räume bezogen. Unter Leitung von J. Anton Zensus, seit 1997 Direktor am Institut, erkunden sie Radiostrahlung entfernter Objekte wie aktive Kerne von Galaxien, Schwarze Löcher und Gravitationslinsen. Sie nutzen die Beobachtungsmethode der Interferometrie mit großen Basislängen (Very Long Baseline Interferometry). Weltweit beobachten dazu verschiedene Teleskope gleichzeitig das selbe Objekt am Himmel und zeitweise werden sogar Teleskope im All miteinbezogen. "Gerade die Methode der VLBI lässt den Traum eines Radioastronomen, nämlich die entfernten Objekte im All mit der erforderlichen räumlichen Auflösung untersuchen zu können, Realität werden" erklärt Anton Zensus. 

Seit 1988 ist Prof. Gerd Weigelt am Institut tätig. Seine Gruppe erforscht sowohl junge stellare Objekte als auch Sterne in späten Entwicklungsstadien mit Hilfe der Infrarot-Interferometrie. "Die dafür notwendige technologische Entwicklung von Beobachtungsinstrumenten kann nun in den neuen Labors im Erdgeschoss unter besseren Bedingungen erfolgen" findet er. 

Das gilt erst recht für die Mitarbeiter von Prof. Karl M. Menten, die bisher in einer Baracke auf dem Institutsgelände ihre empfindlichen Empfänger gebaut haben. Die Entwicklung solcher Systeme für immer höhere Frequenzen bis in den Terahertz-Bereich stellt eine besondere Herausforderung dar. Im Untergeschoss des Neubaus finden sie jetzt geeignete Arbeitsbedingungen für ihre Spitzenforschung vor.

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